Filmemacher Kubelka wird 80 Jahre

Der österreichische Filmemacher Peter Kubelka feiert seinen 80. Geburtstag. Seiner Karriere als Avantgardefilmer, Mitbegründer des Filmmuseums Wien und Professor an internationalen Unis widmet das Filmmuseum eine Veranstaltungsreihe.

Man sieht es Peter Kubelka nicht an, aber am 23. März feiert der österreichische Avantgardefilmer seinen 80. Geburtstag. Während seiner abwechlungsreichen Arbeit als Filmemacher und Universitätsprofessor hat Kubelka auch das Filmmuseum in der Inneren Stadt mitbegründet. Den runden Geburtstag nimmt auch das Museum für eine Veranstaltungsreihe zum Anlass.

Kubelka Peter

APA/Georg Hochmuth

Kubelka im Rahmen eines APA-Interviews in Wien

Wendungsreiche Biografie

Das Label Renaissancemensch lehnt Peter Kubelka für sich selbst zwar ab. „Es soll wohl bedeuten, dass man nicht nur ein Mensch ist, der in einer Disziplin tätig ist, wie heute üblich“, erzählt der Filmemacher. Dennoch weist der 79-Jährige eine ungewöhnlich wendungsreiche Arbeitsbiografie auf, die den späteren Avantgardefilmer vom Sport über die Museumsgründung und -leitung an die Universitäten führte. „Das ist mein Ideal seit ich 30 Jahre alt war. Da habe ich mich entspezialisiert, und ich wollte nicht mehr nur Filmemacher sein“, erklärt Kubelka.

Geboren wurde Kubelka 1934 in Wien, wuchs aber im oberösterreichischen Taufkirchen an der Pram auf. Nach einigen Jahren bei den Wiener Sängerknaben folgte eine Juniorenkarriere als Diskuswerfer und Judoka. Später dann studierte Kubelka Film an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien und am Centro Sperimentale di Cinematografia in Rom.

Filmemacher und Museumsleiter

1955 entstand sein erster Film unter dem Titel „Mosaik im Vertrauen“. Bis zum heutigen Tag folgten darauf sieben weitere: „Adebar“ (1957), „Schwechater“ (1958), „Arnulf Rainer“ (1960), „Unsere Afrikareise“ (1966), „Pause“ (1977) und „Dichtung und Wahrheit“ (1996/2003) sowie als bisher letztes filmisches Werk 2012 „Antiphon“ als Antwort auf „Arnulf Rainer“. Das Gesamtwerk des umtriebigen Wegbereiters des strukturellen Films umfasst mithin nicht mehr als knapp 70 Minuten.

Der Weg des reinen Filmemachers war Kubelka eben immer zu schmal, und so gründete er 1964 mit Peter Konlechner das Österreichische Filmmuseum, das sie bis 2001 leiteten. „Ziel war, junge Leute, die Filme machen wollten, zu informieren, damit sie nicht Dinge neu erfinden mussten, die schon da sind“, sagt Kubelka. Für jene, die ins Filmgeschäft einsteigen wollten, sollte das Museum auch eine Plattform für den kleinen Sprung bieten.

Im Tempel der Cineasten war Kubelka für das „Zyklische Programm“, eine exemplarische Filmgeschichte, verantwortlich. Auch der Einbau des „unsichtbaren Kinos“, eines gänzlich schwarzen und daher kaum wahrnehmbaren Kinoraums im Filmmuseum, geht 1989 auf sein Engagement zurück. Außerdem sah es Kubelka als seine Aufgabe an, im Museum die Bedeutung des Autors eines Films herauszustreichen: „Das Publikum sollte nicht die Schauspieler als Qualitätsgaranten des Ereignisses sehen, sondern den Autor.“

Kubelka Peter Viennale

APA/Andreas Pessenlehner

„Monument Film - Ein Abend mit Peter Kubelka“ im Rahmen der Viennale 2012

Professor an internationalen Hochschulen

Sein umfassendes Wissen vermittelte Kubelka aber nicht nur im Museum, sondern auch an Universitäten. Kubelka lehrte allein in Amerika an mehr als 50 Hochschulen. Von 1980 bis 2000 war Kubelka auch Professor an der Staatlichen Kunsthochschule in Frankfurt am Main, der Städelschule, und brachte es zuwege, dass der dortige Lehrstuhl für Film in eine „Klasse für Film und Kochen als Kunstgattung“ umbenannt wurde. Den Wesenskern der Kunst suchte Kubelka auch in anderen Disziplinen - zum Beispiel beim Kochen.

Erfolg in Österreich

„Meine Filme, die nicht österreichisch waren und sind, haben ihre Wirkung erst außerhalb Österreichs entwickelt. Hier hat man mich ausgelacht“, sagt der Filmemacher. Nach den schwierigen Anfangsjahren blieb Kubelkas Lebensleistung letztlich auch in Österreich nicht unbeachtet. 1980 erhielt der Filmemacher den Großen Österreichischen Staatspreis und 2005 das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.

Dem Schaffen Kubelkas widmet sich auch das Filmmuseum. Für den 26. März hat man drei seltene Beispiele an Dokumentationen über und mit Kubelka ausgegraben, die unter dem Titel „Kubelka - Dokumente“ zusammengefasst werden. Martina Kudlaceks knapp vierstündige Monumentalannäherung „Fragments of Kubelka“ aus 2012 ist am 9. April zu sehen. Der Filmemacher selbst präsentiert in drei Programmen Werke seiner einstigen Studenten aus der Frankfurter Städelschule.

Am 28. März findet eine Diskussionsrunde unter dem Titel „Was ist Kubelka“ statt, zu der unter anderen der Filmhistoriker Paolo Cherchi Usai und der Filmemacher Thomas Draschan unter der Leitung von Filmmuseumschef Alexander Horwath geladen sind. Sollten da noch Fragen offen bleiben, hält Kubelka am 2. April dann selbst einen Vortrag - den er bewusst titelfrei belässt.

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