34-Jähriger gesteht Handgranatenmord

Nach den drei Festnahmen im Handgranatenmord in Wien-Ottakring hat ein 34-Jähriger die beiden Morde gestanden. Mit den beiden Opfern soll es Streit um einen größeren Geldbetrag gegeben haben.

Laut Polizei sind alle drei Beschuldigten wegen der Mitwirkung an den beiden Morden geständig. Neben dem 34-Jährigen wurden dessen 42-jährige Schwester sowie ein 29-Jähriger festgenommen. Der 34-Jährige gab in einer ersten Befragung zu, am 11. Jänner in Ottakring in einem BMW einen 45-Jährigen erschossen zu haben. Dann zündete er laut Polizei eine Handgranate, bei der Detonation erlitt ein 57-jähriger Deutscher auf dem Beifahrersitz tödliche Verletzungen.

Ermittlungen gehen weiter

Die Polizei konnte zudem aufgrund einer Verletzung feststellen, dass der 29-Jährige zum Tatzeitpunkt am Tatort war. Wegen weiterer Details zur Beteiligung des 29-Jährigen und der 42-Jährigen wird noch ermittelt.

BMW nach Detonation einer Handgranate

Polizei Wien

Der Innenraum des zerstörten BMW

Verhaftet wurden die Verdächtigen durch Beamte der Spezialeinheit Cobra in Oberösterreich und Salzburg. Am Donnerstag gegen 15.30 Uhr wurde in Mattighofen (Bezirk Braunau) der 29-Jährige „auf der Straße in der Öffentlichkeit“ festgenommen, sagte Gerhard Haimeder vom Landeskriminalamt (LKA) Wien. Das Geschwisterpaar wurde gegen 15.45 Uhr in einer Fast-Food-Filiale in Eugendorf (Bezirk Flachgau) festgenommen.

Oberst Gerhard Haimeder, Polizeipräsident Gerhard Pürstl und Chefinspektor Ernst Hoffmann

APA/Roland Schlager

Oberst Gerhard Haimeder, Polizeipräsident Gerhard Pürstl und Chefinspektor Ernst Hoffmann bei der Pressekonferenz der Wiener Polizei

Die beiden sind laut den Ermittlern österreichische Staatsbürger mit kroatischen Wurzeln. Alle drei Verdächtigen leisteten bei ihrer Festnahme keinen Widerstand. Sie wurden noch am Donnerstag nach Wien überstellt.

Weitere Erhebungen ausständig

Zur Tat selbst machten die Ermittler keine konkreten Angaben, der genaue Ablauf sei noch unklar. Durch „Umfelderhebungen mit der Wirtschaftspolizei“ sei man auf die drei Verdächtigen gekommen, sagte Chefinspektor Ernst Hoffmann vom LKA. Mit dem 34-Jährigen habe man schon kurz nach der Tat erstmals gesprochen.

Jedenfalls hatten die Verdächtigen mit den Opfern „Geschäftsbeziehungen untereinander“. Es „ist um Geld gegangen“, sagte Hoffmann. Täter und Opfer sollen in Streit um einen größeren Bargeldbetrag geraten sein. Die genaue Höhe und die Herkunft des Bargeldes sind Gegenstand der Ermittlungen. Steuerschulden sollen mit dem Tatablauf nichts zu tun haben. „Die Wirtschaftspolizei hatte Firmen der Beteiligten durchleuchtet“, berichtete Hoffmann.

Tatwaffe nicht sichergestellt

Nach der Tat soll sich der 29-Jährige in seine Heimat abgesetzt haben und erst am Donnerstag wieder nach Österreich gekommen sein. Der Mann soll nächste Woche von einem medizinischen Sachverständigem untersucht werden. Wer die zweite Person war, die bei der Explosion am Tatort war, sagten die Ermittler nicht. Die Tatwaffe wurde bisher nicht sichergestellt, hieß es am Freitag. Allerdings gebe es vage Angaben, laut den Verdächtigen soll sie im Raum Wien sein.

Laut den Ermittlern wurden zahlreiche Liegenschaften durchsucht und dabei technische Geräte sichergestellt. Bei der Handgranate soll es sich um eine Defensivgranate aus dem ehemaligen Jugoslawien handeln. Bei der Schusswaffe handelt es sich laut derzeitigem Erkenntnisstand um einen Revolver amerikanischen Fabrikates. Nach der Waffe, derer sich die Beschuldigten laut eigenen Angaben nach der Tatausführung im Großraum Wien entledigten, wird gesucht.

Grafik Handgranate

APA-Grafik

Tod durch Schüsse und Handgranate

Die Tat war in der Nacht auf den 11. Jänner verübt worden. Ein Zeuge hörte die Explosion in der Odoakergasse und verständigte die Polizei. Die Beamten fanden in einem BMW den toten Oberösterreicher mit bosnischen Wurzeln auf der Fahrerseite sowie den schwer verletzten Deutschen auf dem Beifahrersitz. Der Deutsche starb kurze Zeit später - mehr dazu in Granatenmord: Langwierige Ermittlungen (wien.ORF.at; 11.2.2014).

Als möglicher Hintergrund der Tat wurden schon im Jänner illegale Dieselimporte genannt. Gegen den bei der Explosion gestorbenen Deutschen ermittelte die Staatsanwaltschaft Wien seit Dezember in Zusammenhang mit Steuerhinterziehung bei Dieselimporten in Höhe von mehr als 600.000 Euro - mehr dazu in Granatenmord: Illegale Dieseldeals? (wien.ORF.at; 22.1.2014).

60.000 Euro pro Tag für illegalen Diesel

Ermittler sind der „Diesel-Mafia“ schon länger auf der Spur. Die beiden Getöteten dürften Teil eines Netzwerks gewesen sein, das auch in Deutschland aktiv ist. Mit illegalem Diesel, der unter der Hand an Tankstellen verkauft wird, lässt sich viel Geld verdienen - laut Insidern bis zu 60.000 Euro pro Tag. Steuerfahnder in Salzburg und Oberösterreich waren den Dieselpanschern schon länger auf der Spur. Im Juli 2013 deckten Zollfahnder aus Linz und Klagenfurt eine Mineralölsteuerhinterziehung von mehr als 3,16 Mio. Euro auf - mehr dazu in 3,16 Mio. Euro Mineralölsteuer hinterzogen (ooe.ORF.at; 10.7.2013).

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„Heute mittag“-Beitrag (tvthek.ORF.at)