Handgranate: Tat war in Salzburg geplant

Im Fall des Handgranatenmords von Wien-Ottakring werden immer mehr Details bekannt. So sollte die Tat ursprünglich in Salzburg über die Bühne gehen. Unterdessen wollen zwei der drei Verdächtigen mit dem Doppelmord nichts zu tun haben.

Der Vater des 34-jährigen Hauptverdächtigen dürfte eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben: Er soll laut der Aussage seines Sohnes die Granate besorgt haben und beim Verschwindenlassen der Tatwaffe dabei gewesen sein. Ob er nun auch als Mittäter gilt, ist nicht bekannt. Laut Staatsanwaltschaft wird „umfangreich und in sämtliche Richtungen ermittelt“.

Weil der in der Nähe der Stadt Salzburg wohnhafte Hauptverdächtige befürchtet haben soll, man könnte bei der Suche nach dem Täter auf ihn kommen, soll er den Tatort nach Wien verlegt haben, wo seine Schwester lebt.

Schwester reservierte Zimmer unter falschem Namen

Die 42-Jährige Schwester, die sich als mögliche Beitragstäterin ebenfalls in U-Haft befindet, könnte mehr in das Geschehen verstrickt gewesen sein, als sie bisher zugegeben hat. Sie selbst will ihren Bruder laut Anwalt Nikolaus Rast nur zum Tatort gebracht haben.

Von den mörderischen Plänen ihres Bruders will sie überhaupt nichts gewusst haben. Doch laut ersten Ermittlungsergebnissen soll in ihrer Wohnung für ihren Bruder eine Sporttasche mit einer Kalaschnikow aufbewahrt haben. Außerdem reservierte sie angeblich für den Drittbeschuldigten unter einem falschen Namen ein Zimmer im Nobel-Hotel Hansen Kempinski in der Wiener Innenstadt.

Nur aus Freundschaft mitgekommen

Weshalb der 29-jährige mutmaßliche Mittäter nach Wien reiste, sich in die Odoakergasse begab und bei der Explosion dabei war - er wurde dabei selbst verletzt, weil er sich nicht weit genug vom Auto entfernt hatte -, ist derzeit unklar. Der gebürtige Serbe hat gegenüber der Polizei behauptet, er wäre aus langjähriger Freundschaft mitgekommen. Er habe aber nicht gewusst, auf was er sich dabei einließ.

Sein Freund soll ihn allerdings bereits belastet haben. Von einer dünnen Suppe und keinen objektiven Beweisen, sprechen dagegen die Anwälte des mutmaßlichen Mittäters: „Er hat ihn begleitet, er war mit dabei am Tatort, das war’s“, so Verteidiger Marcus Januschke.

Von Rohrbombe abgekommen

Ursprünglich hatte der Hauptverdächtige laut Polizei die Absicht, das Opfer mit einer selbst gebastelten Fünf-Kilo-Rohrbombe ins Jenseits zu befördern, die am vergangenen Freitag in einem Kellerabteil in Wien-Landstraße sichergestellt werden konnte - mehr dazu in Rohrbombe war für Ottakring gedacht.

Von dieser Tötungsvariante soll er abgekommen sein, weil er befürchtete, die Wirkung der Bombenexplosion könnte auch unbeteiligte, zufällig in der Nähe befindliche Passanten zu Schaden bringen.

Hauptverdächtiger: „Pure Verzweiflung“

Der Erschossene soll mit dem Hauptbeschuldigten in großem Stil zwielichtige Geschäfte mit nicht versteuertem Diesel abgewickelt haben und diesen zusehends und immer stärker unter Druck gesetzt haben, weil ihm der 34-Jährige angeblich einen sechsstelligen Euro-Betrag schuldete.

Er selbst sagte gegenüber der Polizei aus, er habe aus purer Verzweiflung gehandelt - mehr dazu in 34-Jähriger gesteht Handgranatenmord. Sein Anwalt Philipp Winkler: „Das was ich bis jetzt herausgehört habe, ist, dass er massiv bedroht wurde und in dieser Tat eigentlich seine einzige Rettung gesehen hat, um diesen Drohnungen zu entgehen.“

Nicht nur beim Besorgen der Granate soll der Hauptverdächtige von seinem Vater Hilfe erfahren haben: Dieser war laut Aussage des 34-Jährigen angeblich auch dabei, als sein Sohn die Waffen auf der Brigittenauer Brücke in die Donau versenkte.

DNA-Untersuchungen auf Handgranate

Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft eine DNA-Untersuchung der sichergestellten Granatenreste angeordnet, um festzustellen, ob sich dort genetische Spuren finden lassen. Auch weitere Beweismittel sollen auf DNA-Spuren und Fingerabdrücke untersucht werden. Noch vor Ostern sollen alle drei Verdächtigen erneut vernommen und mit den jüngsten Beweisergebnissen konfrontiert werden.

BMW nach Detonation einer Handgranate

Polizei Wien

Der Innenraum des zerstörten BMW

In der Nacht auf den 11. Jänner waren in der Odoakergasse ein Oberösterreicher und ein Deutscher in einem BMW mit einer Faustfeuerwaffe bzw. einer Handgranate getötet worden. Die Verdächtigen wurden Anfang April festgenommen worden.

Zunächst erwischten die Ermittler den 29-jährigen Serben bei Mattighofen auf der Straße. Das Geschwisterpaar wurde in einer McDonalds-Filiale in Eugendorf (Flachgau) festgenommen. Beide sind laut den Ermittlern österreichische Staatsbürger mit kroatischen Wurzeln.