Anzeige nach Attacke gegen Lunacek

Nach der Attacke auf die Europaabgeordnete Ulrike Lunacek (Grüne) bei der Regenbogenparade gibt es eine Anzeige wegen Sachbeschädigung. Lunacek zeigte sich „irritiert, dass das in Wien passiert ist“.

Barbara Riehs, Sprecherin der Wiener Polizei, bestätigte am Sonntag, dass ein bisher unbekannter Mann Lunacek am Samstag auf dem Opernring mit einer übel riechenden Flüssigkeit besprüht hatte. Der Vorfall ereignete sich um 15.00 Uhr, als die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennende Lunacek einem TV-Produzenten, der als Subunternehmer für den ORF tätig war, ein Interview gab.

Dabei wurden die Bekleidung der Politikerin, vor allem aber die Kameraausrüstung des TV-Machers in Mitleidenschaft gezogen. In der Anzeige wird von einem Schaden jenseits der 50.000-Euro-Grenze ausgegangen. Das elektronische Equipment des Interviewers soll „ziemlich wertvoll“ gewesen sein, sagte Riehs.

Lunacek zeigt sich „irritiert“

Lunacek, die bereits 1980 ihr Coming-out hatte und seit 20 Jahren in einer Beziehung mit einer Frau lebt, hat sich am Sonntag nach dem gegen sie gerichteten homophoben Angriff während der Wiener Regenbogenparade „enttäuscht“ gezeigt: „Ich bin irritiert, dass das in Wien passiert ist.“

Sie sei bei vorangegangenen Pride-Veranstaltungen in Bratislava mit Steinen und in Litauen mit rohen Eiern beworfen worden: „Aber in Wien haben wir bei der Parade in 19 Jahren immer ein fröhliches Fest gefeiert.“ Sie wolle sich diese positive Sicht nicht trüben lassen, „aber es gibt Leute, die aus Hass oder Angst meinen, man müsste aggressiv und tätlich gegen Leute vorgehen, die eine Minderheit repräsentieren“.

Täter tauchte in der Menge unter

Der Angreifer war mit einem weißen Poloshirt bekleidet, hatte dunkle Haare und laut Polizei „eine eher feste Statur“. Lunacek blieb ebenso unverletzt wie der Medienvertreter. Der unbekannte Täter konnte in der Menschenmenge untertauchen.

„Zunächst habe ich gedacht, das ist Wasser. Dann hab’ ich gemerkt, es stinkt. Die ganze Kleidung war voll“, schilderte Lunacek die Szene. Umherstehende hätten noch versucht, den Angreifer zu ergreifen und festzuhalten. „Ich hoffe, dass der Täter ausgeforscht und bestraft wird“, so Lunacek, die einst als erste offen lesbische Politikerin in den Nationalrat eingezogen ist.

Der Angriff werde sie nicht von ihrem politischen Kampf um rechtliche Gleichstellung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transmenschen abhalten, versicherte sie: „Wir sind mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen und lassen uns von dort nicht mehr vertreiben.“

Bildershow: Regenbogenparade 2014

Rekord bei Regenbogenparade

Rund 150.000 Menschen waren als Teilnehmer oder Zuschauer bei der Regenbogenparade vertreten. Als styletechnische Vorbilder der Paradeteilnehmer dienten heuer vor allem Conchita Wurst und die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien - mehr dazu in Rekord bei Regenbogenparade.