Wer steht warum im Arkadenhof der Uni Wien?

Rund 150 Denkmäler von van Swieten bis Karl Popper zieren den Ehrenhof der Wiener Universität. Ein Projekt des Instituts für Kunstgeschichte durchleuchtet nun den biografischen Hintergrund und klärt die Frage, wer warum geehrt wurde.

„Oft gehen wir an diesen Denkmälern einfach vorbei. Unser Anliegen ist es, sie mithilfe von moderner Technik wieder ins Licht zu rücken, ihre Details zu zeigen und sie so lebendig zu machen“, erklärte Julia Rüdiger vom Institut für Kunstgeschichte an der Uni Wien. Das Projekt „Ge(l)ehrte Köpfe. Ikonographie und Stellenwert der Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien“ will nun Kontext zu allen Denkmälern im Arkadenhof liefern und die Ergebnisse als Internet-Lexikon zugänglich machen. Die Einträge sollen mittels scannbarem QR-Code direkt auf Smartphones oder Tablets abrufbar sein.

Fotos Denkmäler im Arkadenhof der Uni Wien

Von Gerard van Swieten bis Karl Popper

Mehr als 150 Denkmäler zieren die Ehrenhalle. Die älteste Büste stammt aus dem Jahr 1769. Franz Xaver Messerschmidt schuf sie für den Leibarzt Maria Theresias, Gerard van Swieten. Sie wurde nach der Errichtung des Arkadenhofs 1884 aus dem alten Unigebäude in der Bäckerstraße hierher übersiedelt. Die neueste Büste wurde 2002 aufgestellt und ist dem Philosphen Karl Popper gewidmet.

Wer es in die Ehrenhalle schaffte, war sehr unterschiedlich. „Grundvoraussetzung war es jedenfalls, dass das Denkmal die Uni nichts kostete“, erklärte Rüdiger. Wohlhabende Stifter wie Schüler, Kollegen oder Witwen waren also keine schlechte Ausgangsbasis, dann mussten nur noch Senat und Fakultät zustimmen. Von der Spende hing auch ab, wie der Erinnerungsort gestaltet wurde: Von Plaketten über einfache Büsten bis hin zu Halbreliefs ist alles vertreten.

Mehr an Info soll Köpfe beleben

Einer, der es schaffte, war Theodor Billroth. Bereits zu Lebzeiten bezahlte er einen Künstler, damit er ihm im Arkadenhof der Universität Wien ein Denkmal setzte. Dementsprechend pompös fiel das Marmorwerk aus, das den Mediziner auf einer Kanzel dozierend zeigt. Geehrt werden sollten vor allem Professoren der Uni Wien - auch wenn es Ausnahmen wie etwa den ersten Staatspräsidenten der Tschechoslowakei, Tomas Masaryk, gab. „Er hat nur an der Uni Wien studiert, wurde aber von außen vorgeschlagen“, erklärte Rüdiger.

Erst mit Hintergrundinformationen wie der Biografie des jeweiligen Wissenschafters bzw. der Entstehung des Denkmals und Erklärungen zur Arbeit des Künstlers würden gewisse Details Sinn machen, ist Rüdiger überzeugt. So etwa der Physiologe Ernst Wilhelm Brücke, der aufgrund seiner Beschäftigung mit der Farbwahrnehmung des Auges nicht nur mit einem Mikroskop, sondern auch einem Chamäleon dargestellt wurde. Ein Mosaik erinnert etwa an den Orientalisten Gustav Bickell.

Auch Geschichten wie diese sollen zugänglich gemacht werden. Beschädigte und entfernte Denkmäler werden ebenfalls einen Platz erhalten: So wurden etwa die Büsten des Anatomen Emil Zuckerkandl oder des Politikwissenschafters und Autors Joseph von Sonnenfels in der Zeit des Nationalsozialismus weggeschafft.

Wird unter „u.monuments“ online gehen

Bisher gibt es zu den Denkmälern im Säulengang der Uni Wien keine wissenschaftliche Forschung. Im September soll der erste Lexikon-Prototyp fertig sein, passend zum 650-jährigen Jubiläum der Uni im März 2015 sollen dann sowohl Einträge als auch QR-Codes fertiggestellt sein. Gefördert wird das Projekt „Ge(l)ehrte Köpfe“ vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank.

Das Projekt wird aber auch auf den Umstand aufmerksam machen, das fast ausschließlich nur männliche Professoren mit ihren Köpfen den Säulengang zieren - einzig die Dichterin Marie von Ebner-Eschenbach hat eine Plakette erhalten. Auf diesen Umstand weist auch eine Intervention der Künstlerin Iris Andraschek aus dem Jahr 2009 hin: „Der Muse reicht’s“ wirft einen überdimensionalen weiblichen Schatten quer über den Innenhof. Auch Aktionen wie diese werden Teil des Lexikons, das mit rund 400 Einträgen im Wiki-Format unter „u:monuments“ online gehen soll.

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