MERS-Virus: Frau weiter in kritischem Zustand

Nach wie vor kritisch ist der Zustand der Patientin, die sich in Saudi-Arabien offenbar mit dem MERS-Virus infiziert hat. Die Frau wird im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital mit einem Aids-Kombinationspräparat behandelt.

Am Sonntag ist die Patientin mit akutem Lungenversagen in das Kaiser-Franz-Josef-Spital eingeliefert worden. Trotz einer gewissen Besserung schwebt die Frau nach wie vor in Lebensgefahr und muss künstlich beatmet werden, erklärte der behandelnde Arzt Christoph Wenisch gegenüber „Radio Wien“: „Am Anfang hat sie 100 Prozent Sauerstoff gebraucht, heute früh waren wir bei 55 Prozent. Der Zustand ist kritisch, aber auf dem Weg der Stabilisierung.“

Behandelt wird die Frau mit einem Aids-Kombinationspräparat „Dafür gibt es positive, wissenschaftlich belegte Behandlungsergebnisse“, so Christoph Wenisch am Dienstagnachmittag. Die Krankheit, so der Infektionsspezialist gegenüber der APA, beginnt zumeist mit schleichenden Symptomen. „Wie eine Verkühlung mit Symptomen der oberen Atemwege“, so Wenisch. Die Inkubationszeit dürfte drei, vier Tage bis eine Woche dauern.

Isolierstation in der Infektionsabteilung des Kaiser-Franz-Josef-Spitals in Wien

APA/Helmut Fohringer

Isolierstation im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital

Passagiere werden kontaktiert

Die Frau stammt aus Saudi-Arabien, sie war vor wenigen Tagen nach Österreich eingereist. Das Gesundheitsministerium und die Wiener Gesundheitsbehörden wollen nun alle Personen, mit denen die Erkrankte in Kontakt war, untersuchen. Auch die Passagiere des Flugzeugs, mit dem die Frau aus Saudi-Arabien nach Österreich kam, werden kontaktiert - auch wenn die Patientin im Flugzeug noch keine Beschwerden hatte.

Sollten in den kommenden zwei Wochen bei den Betroffenen Symptome wie etwa Fieber auftreten, muss sofort ein Arzt aufgesucht werden. Das gab Pamela Rendi-Wagner, Sektionsleiterin für Öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium am Dienstag nach einer Sitzung bekannt. Teilnehmer waren nicht nur Vertreter des Gesundheitsministeriums und Spezialisten vom Department für Virologie der MedUni Wien, der Wiener und niederösterreichischen Landessanitätsdirektion und des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), sondern auch Vertreter des Verkehrs- und Außenministeriums.

Erste MERS-Infektion in Österreich

Die Frau wurde gezielt auf die Erkrankung getestet, so Rendi-Wagner, da bei ihr nicht nur die Krankheitssymptome auftraten, sondern auch die Reiseanamnese bestand. Für die allgemeine Bevölkerung, die mit der Patientin keinen Kontakt hatte, sei die Gefahr einer Ansteckung äußerst gering, meinte Rendi-Wagner. „Nur der symptomatische Patient ist ansteckend“, sagte die Expertin.

Zudem wurden die europäische sowie die internationale Meldestelle von Infektionskrankheiten - „Early warning and response system“ (EWRS) und "International Health Regulations "(IHR) - informiert. Es handelt sich um den ersten Fall einer Erkrankung durch das seit 2012 vor allem im Nahen Osten aufgetauchten MERS-Virus („Middle Eastern Respiratory Syndrome Coronavirus“ (MERS-CoV) in Österreich.

Bisher zwölf Fälle in der EU

Bisher sind bei dem Ausbruch des Virus, das im Nahen Osten offenbar vor allem durch den Kontakt mit Dromedaren übertragen worden ist, weltweit etwa 800 Menschen erkrankt. In der EU sind bisher zwölf „importierte“ Fälle aufgetreten, jeder dritte Erkrankte starb. Bei entsprechenden Schutzmaßnahmen ist die Gefahr einer weiteren Übertragung von Mensch zu Mensch gering. Unter anderem löst die Virusinfektion schwere Lungenentzündungen aus.

Das MERS-Virus geistert buchstäblich seit 2012 durch den Nahen Osten und mit „importierten“ Fällen durch die westlichen Industriestaaten. Es hat auch für große Aufregung bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gesorgt. Das Virus ist verwandt mit dem Corona-Virus SARS und ruft vor allem schwere Lungeninfektionen hervor.

Das SARS-Virus hatte 2002 zu einem Ausbruch von Erkrankungen in Asien und - „importiert“ - in Kanada geführt. Die ersten Fälle dieser Virusinfektion (Coronavirus) gab es Mitte November 2011 in Goangdong in China. Insgesamt gab es damals 8.437 Erkrankungsfälle. Singapur und Kanada waren mit 438 Erkrankungen und 44 Todesfällen die außerhalb Chinas am stärksten betroffenen Länder.

Erkrankungen vor allem in Saudi-Arabien

Bisher traten die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) registrierten MERS-Erkrankungen, die vor allem durch schwerste Lungenentzündungen und Komplikationen charakterisiert sind, vor allem in Saudi-Arabien, Jordanien, Katar und in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf. Die Krankheit wurde aber auch in andere Staaten (Frankreich, Deutschland, Italien, Tunesien, Großbritannien) „exportiert“.

Obwohl der Großteil der Fälle vermutlich eine tierische Infektionsquelle hat, wurden auch limitierte Mensch-zu-Mensch Übertragungen in Saudi-Arabien, Jordanien, Katar und Großbritannien beobachtet. Eine Reihe von Studien ließen es immer wahrscheinlicher erscheinen, dass Dromedare als großes tierisches Reservoir für dieses Virus dienten. Es sei möglicherweise auch in Afrika weitverbreitet, schrieben die Spezialisten vom Department für Virologie der MedUni Wien zu dem Thema.

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