Verstörende Stofftiere im MUMOK

Ein Pinocchio übergibt sich auf einem Balkon des Museums moderner Kunst (MUMOK), um auf die Retrospektive von Cosima von Bonin hinzuweisen. Innerhalb des Gebäudes werden mehr als 100 Arbeiten der provokanten Künstlerin gezeigt.

„Hippies Use Side Door“ nennt Konzeptkünstlerin Cosima von Bonin ihre „bisher größte retrospektiv angelegte Ausstellung“. Den Nebeneingang des MUMOK muss man aber nicht suchen, denn diesen gibt es nicht, wie Direktorin Karola Kraus bedauerte. Den Besucherinnen und Besuchern werde daher geraten, den Vordereingang zu benützen.

Kritische Kommentare auf den Kunstmarkt

Belohnt werden sie im Inneren des Museums. Auf den vier Ebenen der Schau erwartet sie so ziemlich alles, was man sich von einem „Agent Provocateur mit hintergründigem Humor“, wie Kuratorin Kraus die deutsche Künstlerin lobte, erwarten darf: unzählige Pop- und Hochkulturreferenzen, trashiger Chic, augenzwinkernde Arrangements und kritische Kommentare auf den Kunstmarkt, der von Bonin dennoch oder gerade deshalb wohlgesonnen ist.

Fotos von der Ausstellung:

Faule Stofftiere und laute Überraschungen

Im Gegensatz zu den wohlgeordneten weißen Kuben von Josef Dabernig zuvor herrscht bei Cosima von Bonin das Chaos. Hinter jeder Ecke, jeder eingezogenen Wand und hinter jedem Lamettavorhang lauert eine Überraschung. Hier ertönt plötzlich Musik aus von der Decke hängenden Lautsprechern, dort kann man sich über eine Treppe einen Überblick von oben verschaffen, dann wieder fühlt man sich wie in einem Bühnenstück.

Ausstellungshinweis:

Cosima von Bonin: „Hippies Use Side Door - Das Jahr 2014 hat ein Rad ab“, 4. Oktober 2014 bis 18. Jänner 2015, im MUMOK

Überall liegen Stofftiere in jeglicher Größe und Form, die entweder das Geschehen bewachen, faul auf dem Bauch liegen oder sich in konkreten Anordnungen auf Alltagstätigkeiten einlassen. Dazwischen laufen Videos von ihren Vorbildern wie Jacques Tati oder George Romero, hängen Textilcollagen mit eingängigen Phrasen, liegen Raketen, Scooter und allerlei Gegenstände unübersehbar herum, dass selbst George und Jim - von Bonins laut schnarchende Möpse - ihre Freude haben.

Pinocchio kotzt vom Balkon

Fast subtil nehmen sich daneben die völlig in Weiß gehaltenen Objekte und Skulpturen aus, die die von Kraus betonte Präzision in der Arbeit der exzentrischen Künstlerin sichtbar machen. Cosima von Bonin weiß aber auch, dass Subtilität in der heutigen Zeit schwer zu verkaufen ist - kein Wunder also, dass vor dem Panoramafenster ein kotzender Pinocchio auf einem Balkon steht und Busenfreund Dirk von Lowtzow die Schau mit seiner Band Tocotronic stilgerecht einläutete.

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