AKH: Frau vor Geburt abgewiesen?

Schwere Vorwürfe erhebt eine junge Mutter gegen das AKH. Dort hätte man den Geburtsvorgang nicht erkannt und sie wieder nach Hause geschickt. Vier Stunden später brachte sie in einer anderen Klinik einen gesunden Buben zur Welt.

Die junge Mutter war Anfang November mit starken Wehen ins Spital gekommen, der Muttermund war bereits mehrere Zentimeter geöffnet, sagt die Frau im Interview mit dem ORF-Magazin „heute konkret“. „Die Hebamme war nicht verfügbar, weil sie angeblich ihren Pager verlegt hatte“, schildert die Wienerin ihre Erlebnisse. Erst nach einer längeren Wartezeit hätte man sie an einen Wehenschreiber gehängt.

TV-Hinweis:

„heute konkret“ hat mit der jungen Mutter gesprochen. Den Beitrag sehen Sie um 18.30 Uhr in ORF 2 und danach in tvthek.ORF.at.

Man teilte ihr mit, das Gerät würde nichts anzeigen, wenn sie noch immer Wehen hätte, könnte sie ja das Baby zu Hause entbinden, sie solle es nach der Geburt warm halten und die Rettung rufen. „Ich dachte, die machen einen Scherz“, so die Frau.

Luftaufnahme des AKH Wien im Jahr 2007

APA/Helmut Fohringer

Vier Stunden nach der Abweisung im AKH brachte die Frau einen Buben zur Welt

„Gynäkologische Untersuchung abgelehnt“

Beim anschließenden Arztgespräch meinte der diensthabende Arzt, sie könne am Samstag – also zwei Tage später – zu einem Kontrolltermin kommen, solle aber das Wochenende durchhalten, am Montag würde man die Geburt einleiten. Das AKH hätte auch gar kein Bett frei. „Eine gynäkologische Untersuchung lehnte der Arzt ab, das sei nicht notwendig“, so die junge Mutter.

Mit starken Wehen fuhr sie zu ihrer Gynäkologin, die feststellte, dass der Muttermund bereits mehrere Zentimeter geöffnet war. Innerhalb von 15 Minuten war die Schwangere dann in der Semmelweisklinik, wo sie vier Stunden später ihren Sohn gebar. „Hätte ich auf den Arzt im AKH gehört und wäre nach Hause gefahren, ich möchte gar nicht weiter denken!“

AKH: „Kommunikation nicht optimal gelungen“

Wolf-Peter Husslein, Leiter der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, meinte, man müsse den Fall prüfen. „Die Patientin wurde am 6.11.2014 gegen 8.00 Uhr im Rahmen einer geplanten Verlaufskontrolle an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde im AKH Wien sorgfältig ärztlich untersucht. Der Wehenschreiber (CTG) von 8:07 Uhr zeigte bei dieser Kontrolluntersuchung keine Wehen. Die Patientin wurde daher, wie in diesen Fällen üblich, in drei Tagen wiederbestellt“, heißt es in einer Stellungnahme des AKH.

„Von Seiten der Klinikleitung wurden mit allen beteiligten Ärzten und Hebammen Gespräche geführt und bestätigt, dass Patientinnen mit starken Wehen oder Geburtsfortschritt selbstverständlich stationär aufgenommen werden. Wir bedauern sehr, dass die Kommunikation zwischen Arzt und Patientin in diesem Fall nicht optimal gelungen ist“, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Nicht zum ersten Mal wenden sich entrüstete Frauen wegen einer Abweisung vom AKH an die Medien. Im September 2013 wurde eine im fünften Monat schwangere Frau abgewiesen. Das Kind kam tot zur Welt - mehr dazu in Keine Aufnahme im Spital: Baby tot (wien.ORF.at). Im Jänner 2012 wurde wiederum eine in der 13. Woche schwangere Wienerin mit starken Sturzblutungen vom AKH abgewiesen. Husslein sagte damals: „Leider müssen wir täglich Schwangere abweisen.“ - mehr dazu in Spitäler wiesen Schwangere ab (wien.ORF.at).

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