Lungenkrebs: Österreich bei Prävention säumig

5.000 Menschen sterben weltweit täglich an Lungenkrebs. Nur 15 Prozent der Patienten können geheilt werden. Auf dem Gebiet der Prävention sei Österreich säumig, sagen Experten anlässlich des Zentraleuropäischen Lungenkrebskongresses in Wien.

Der Lungenkrebs ist bezüglich der Krebssterblichkeit das größte Problem. Präventives Zurückdrängen des Rauchens - auch mit generellem Rauch-Bann in der Gastronomie -, Rauchertherapie und Screening-Untersuchungen schwerer Raucher per Computertomografie zur Früherkennung sind die wirkungsvollsten Gegenmittel, erklärten österreichische Experten.

1,5 Millionen Lungenkrebstote pro Jahr

„Wir haben in Österreich pro Jahr 4.000 Lungenkrebserkrankungen. Bei den Männern haben wir einen kleinen Rückgang, bei den Frauen nimmt Zahl der Erkrankungen sehr stark zu. Wir können 15 Prozent der Patienten heilen“, sagte der Lungenkarzinomspezialist Robert Pirker vom MedUni/AKH Wien. Von Samstag bis Dienstag findet in Wien der Zentraleuropäische Lungenkarzinomkongress statt.

Auch weltweit ist das Lungenkarzinom ein riesiges Problem. Pirker: „Wir haben 5.000 Ebola-Tote. Aber wir haben 5.000 Lungenkrebstote weltweit täglich. Im Jahr sind das 1,5 Millionen Tote. In diesem Jahrhundert werden 500 Millionen Menschen weltweit am Rauchen sterben.“ 85 Prozent der Lungenkarzinompatienten sind Raucher oder Ex-Raucher. Der Wiener Spezialist: „Durch das Rauchen sterben so viele Menschen, als ob täglich 40 Jumbo-Jets vom Himmel fielen.“ Wäre das der Fall, keine Regierung der Welt würde eine solche Situation tolerieren.

Fachleute unterstützen generelles Rauchverbot

Gerade Österreich ist auf dem Gebiet der Prävention - mit Raucherquoten von bis zu 40 Prozent der Bevölkerung - säumig, meint die Wiener Spezialistin Andrea Mohn-Staudner vom SMZ/Baumgartner Höhe: „Auf der ‚Tabak-Kontroll-Skala‘ für 2013 landete Österreich mit 31 von möglichen hundert Punkten auf dem letzten Platz.“ Das Nachbarland Ungarn sei da mit 48 Punkten wesentlich besser und habe stark aufgeholt. Die Situation, in der sich Österreich befinde, sei „eine ziemliche Schande“. Die Forderung nach einem generellen Rauchverbot in der Gastronomie werde von allen Fachleuten unterstützt.

Gerade hat ein Expertengremium des Gesundheitsministeriums einen ersten österreichischen Krebs-Rahmenplan erstellt. Lungenkarzinome sind nur im operablen Frühstadium heilbar. Darunter fallen nur 25 Prozent der diagnostizierten Erkrankungen. In Sachen Früherkennung soll laut den Fachleuten ein Computertomografie-Screeningprogramm für Hochrisikopersonen überlegt werden.

Sterblichkeitsrate senken durch frühe Diagnosen

Eine 2011 publizierte US-Studie mit regelmäßigen CT-Untersuchungen von Rauchern mit 30 Pack-Years, also 30 Jahre täglich eine Packung oder auch 15 Jahre zwei Packungen etc., zeigte durch frühere Diagnosen eine mögliche Mortalitätsreduktion durch im Frühstadium entdeckte Lungenkarzinome um 20 Prozent.

Mittlerweile, so Helmut Prosch, MedUni/AKH Wien, könnte der Kreis der bei einem solchen Screening-Programm regelmäßig zu Untersuchenden genauer gefasst werden als in der US-Studie. Das ist wichtig, denn nur vier Prozent der im Rahmen der CT-Tests festgestellten Lungen-„Rundherde“ waren wirklich bösartig. Durch eine genauere Selektion könnten unnötige Folgeuntersuchungen eingespart und der Nutzen für die am stärksten Gefährdeten erhöht werden.

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