„Charlie Hebdo“: Große Nachfrage in Wien

Auch in Wien herrscht große Nachfrage nach der ersten Ausgabe des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ nach den Anschlägen in Frankreich. In Österreich hat „Der Standard“ als einzige Zeitung Vorabdrucke zur Veröffentlichung erhalten.

„Wir wurden kontaktiert, ob wir bereit wären, das zu tun. Auf der ganzen Welt sagen Menschen ‚Je suis Charlie‘ und wenn man sich dazu bekennt, kann man so einen Wunsch nicht ablehnen“, begründete „Der Standard“-Herausgeber Oscar Bronner am Mittwoch gegenüber „Wien heute“.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 14.1.2015, 19.00 Uhr, ORF2 und danach online in der ORF TVThek.

„Die Pressefreiheit ist ein sehr wichtiges Gut, sie muss immer wieder verteidigt und neu errungen werden. Wenn man sich von Terroristen mundtot machen lässt, dann wird man die Pressefreiheit rasch verlieren. Daher ist die weltweite Solidarität eine Selbstverständlichkeit“, meinte Bronner.

Standard-Titelseite mit "Charlie Hebdo"-Karikatur

ORF

„Der Standard“ mit Charlie Hebdo-Karikaturen

Bronner äußerte sich auch kritisch zur Situation der Pressefreiheit in Österreich: „Die Zeitungen sind derzeit aus wirtschaftlichen Gründen unter Druck. Ohne wirtschaftliche Basis ist die Pressefreiheit natürlich in Gefahr. Das wichtige ist aber, dass die rechtliche Basis gegeben ist und zum Glück haben wir Pressefreiheit. Wichtig ist aber auch, dass wir bei einer Bedrohung der Pressefreiheit aufstehen und dagegen halten.“

Video: „Wien heute“-Interview mit Oscar Bronner

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Verkauf in Österreich noch unklar

Praktisch alle anderen Tageszeitungen in Österreich haben die neue Titelseite von „Charlie Hebdo“ veröffentlicht. Ob die aktuelle Ausgabe von „Charlie Hebdo“ auch in Österreich erhältlich sein wird, ist noch nicht ganz sicher. Aus dem Kundendienst des Vertriebes von Morawa hieß es am Mittwoch, der Titel könnte eventuell nächste Woche erhältlich erhältlich sein. Normalerweise führt der Verlag „Charlie Hebdo“ nicht im Angebot.

„Mehrmals am Tag fragen Leute danach, wir wären schon sehr froh, wenn wir die Ausgabe hätten. Die Leute wollen natürlich auch wissen, was das für eine Zeitschrift ist“, meinte Zeitschriftenhändler Robert Baranj am Hauptbahnhof gegenüber „Wien heute“.

Gerhard Haderer

APA/Georg Hochmuth

Gerhard Haderer bei Gedenkveranstaltung im Presseclub Concordia

Haderer: Unterstützung für Muslime

Der österreichische Karikaturist Gerhard Haderer sieht im aktuellen Cover von „Charlie Hebdo“ eine Unterstützungserklärung an Muslime. Es handle sich nicht um „eine Provokation um der Provokation Willen“, sondern um „ein Handreichen an diejenigen, die es im Augenblick am nötigsten haben“, sagte er am Mittwoch bei einer Gedenkveranstaltung im Presseclub Concordia.

Denn diejenigen, die gegenwärtig am dringendsten Unterstützung bräuchten, seien nicht die Demonstranten. Sondern „die anderen, die sich fürchten müssen davor, zu Feindbildern zu werden, was sie nicht verdient haben“, so der Karikaturist.

In Frankreich hat der Verkauf selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen. An den meisten Kiosken um Paris war das Heft schon vor der Morgendämmerung ausverkauft, Menschen standen in der Hoffnung auf Restexemplare und Nachlieferungen Schlange. Sich das Magazin zu kaufen ist in Frankreich inzwischen beinahe so etwas wie Bürgerpflicht - mehr dazu in Neues „Charlie“-Heft schon ausverkauft (news.ORF.at).

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