Hofreitschule setzt weiter auf Lipizzaner-Verkauf

Die Wiener Spanischen Hofreitschule begeht heuer ihr 450. Jubiläum. Geplant ist etwa ein Festakt auf dem Heldenplatz, aber auch der Verkauf der Pferde geht weiter. Bis zu 130.000 Euro bringt so ein Verkauf, sagte Generaldirektorin Elisabeth Gürtler.

Nachdem die erste Erwähnung der Wiener Spanischen Hofreitschule nicht - wie dank eines Lesefehlers bisher gedacht - aus dem Jahr 1572, sondern bereits aus 1565 stammt, wird heuer in der Spanischen das 450. Jubiläum begangen. Neben einem Festakt auf dem Heldenplatz sind allerlei Sammlerfreuden - von Sondermarken bis zur Hofreitschul-Münze - geplant.

Aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht soll 2015 ein Erfolg werden. Das will man nicht nur mit einer höheren Vermietungsquote der Räumlichkeiten und Tourneen im Ausland, sondern auch mit dem einen oder anderen Pferdeverkauf bewerkstelligen, wie Gürtler berichtete. Jährlich werden bis zu 30 Lipizzaner verkauft - einerseits an Züchter, andererseits an private Pferdeliebhaber.

Auch Ausbildung privater Pferde bringt Geld

2014 schaffte es ein Hengst sogar bis nach Chile - dank Quarantänebestimmungen der unterschiedlichen Länder keine kurze Reise. Bis zu 130.000 Euro bringt so ein Verkauf, erklärte Gürtler. Auf der Liste stehen etwa nicht ganz den strengen Schönheitskriterien der Hofreitschule entsprechende Tiere oder auch jene, die für gewisse Figuren bzw. Auftritte ungeeignet sind. „Wir haben beispielsweise ein Pferd, das sich beim In-der-Reihe-gehen vor dem Schweif des Vordermanns fürchtet. Das werden wir nicht behalten“, schilderte Gürtler.

Bei bereits angerittenen Pferden, also jenen, die schon mit dem Training begonnen haben, sieht die Generaldirektorin noch Potenzial - denn diese könnten zu deutlich höheren Preisen verkauft werden. Ein weiterer Wachstumsmarkt: Die Ausbildung privater Pferde am Heldenberg. Reiter können sich mit ihren Tieren in Niederösterreich einbuchen und etwa Kurse oder auch Einzelunterricht belegen.

Arena mit 3.300 Plätzen zum Jubiläum auf Heldenplatz

Zunächst soll aber erst einmal gefeiert werden: Für den Festakt wird eine Arena, die 3.300 Menschen fassen soll, am Heldenplatz errichtet. Drei Vorstellungen sind geplant. Die Karten kosten zwischen 50 und 250 Euro, jene für die Generalprobe sind ein bisschen billiger. Eingeladen sind dazu auch Gäste aus Spanien - auch ein Auftritt der Königlich-Andalusischen Reitschule ist angedacht. Die Jubiläumsvorstellung am 26. Juni geht dann nahtlos in die 6. Fete Imperiale über - die heuer wieder in den Farben Rot-weiß-rot und einem Bundesländermotto, nämlich Wien, ausgestattet wird.

Allerdings wird es nicht ganz bei Rot-weiß-rot bleiben, ein bisschen Hellblau kommt auch dazu. Immerhin hat man Maler Christian Ludwig Attersee für das Motiv und damit auch ein wenig das Motto des Sommerballs gewinnen können. Und dieser hat seinen springenden Lipizzaner vor Österreichflagge und Festgästen auch in Schwarz und pastelligem Blau verewigt. „Wir wollten zeigen, dass wir in der Gegenwart angekommen sind“, so Gürtler.

„Konnten im zweiten Halbjahr alles wieder aufholen“

Jedenfalls kann die Spanische beruhigt ins Jahr 2015 gehen - denn die Finanzen für das vergangene Jahr sehen gut aus, wie Geschäftsführer Erwin Klissenbauer berichtete. „Das Jahr hat schwierig begonnen, wir konnten aber im zweiten Halbjahr alles wieder aufholen“, so der Geschäftsführer. Ein Plus verzeichnete man vor allem dank der Tourneen und einer gestiegenen Besucheranzahl bei Führungen. Auch das Sonderprogramm gemeinsam mit den Wiener Sängerknaben „Tribute to Vienna“ werde gut angenommen.

Die russischen Gäste, die vielen anderen Touristenattraktionen fehlen, vermisst man in der Spanischen nicht - denn deren Hauptsaison sei der Jänner, in dem es traditionell ohnehin keine Vorstellungen gebe. Zudem wurden die Räumlichkeiten der Hofreitschule häufiger vermietet - vor allem an Firmen. Gesamt wird das vermutlich einen Umsatz von 11 Millionen Euro ausmachen, mit einer Eigendeckung von rund 90 Prozent.

„Damit stehen wir im Vergleich zu anderen Kulturinstitutionen sehr gut da“, betonten Gürtler und Klissenbauer. Für die restlichen 10 Prozent hoffen sie auf den Eigentümer und damit auf Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP). Seit Jahren verhandeln Ministerium und Hofreitschule um die Zuchtförderung - geht es nach Klissenbauer, sollen die Gespräche im Februar abgeschlossen sein. „Da geht es schlicht auch um unsere Liquidität“, meinte Gürtler.

Weitere Tourneen geplant

Auch 2015 sollen die Pferde wieder ins Ausland reisen: Neben Ausflügen in europäische Nachbarländer ist unter anderem eine Tour durch die Vereinigten Staaten geplant. Fix ist noch nichts, sollte es aber heuer so weit sein, sind die Lipizzaner gerüstet. „Unsere Pferde sind Profis. Die Tiere sind von klein auf an Transporte gewöhnt, wenn sie bei ihren Freunden stehen, macht ihnen das gar nichts“, erklärte Gürtler.

Zudem reisen sie nicht - wie etwa Haustiere - im Bauch eines Flugzeugs. Vielmehr werden die Boxen entweder in Transportflugzeuge verfrachtet oder gar dort aufgestellt, wo normalerweise menschliche Passagiere reisen. Eine Sedierung ist daher nicht notwendig - auch wenn sie von einem Tierarzt begleitet werden. Solche Tourneen könne man aber sicher nicht jedes Jahr stemmen: „Das ist für die Pferde zu anstrengend.“

Und noch eine gewichtige Sorge weniger als noch vor einem Jahr hat man heuer. „Alle unsere Pferde haben jetzt einen perfekten Body-Mass-Index“, betonte Gürtler - mehr dazu in Zu dick: Lipizzaner werden auf Diät gesetzt.

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