Krankenstand: Detektiv überwachte Mitarbeiter

Der Sportartikel-Diskonter „Sports Direct“ hat laut „profil“ einen Mitarbeiter, der sich im Krankenstand befand, von einem Privatdetektiv und mit GPS-Ortungsgerät überwachen lassen. Die Gewerkschaft kritisiert die „Bespitzelung“.

„Die heute vom Magazin ‚profil‘ veröffentlichen Praktiken der Überwachung von Beschäftigten durch Detektivbüros im Auftrag von Unternehmen sind ungesetzlich und verstoßen gegen die Menschenwürde“, so GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian in einer Aussendung. Es geht laut dem Magazin um einen 42 Jahre alten (Ex-)Mitarbeiter der britischen Kette Sports Direct, der sich wegen eines Burn-Out-Syndroms im Langzeit-Krankenstand befand. Der Mann sei dann von einem Privatdetektiv beschattet worden, den der Arbeitgeber engagiert habe.

GPS-Ortungsgerät heimlich am Auto

Auf das Auto des Mitarbeiters wurde für einige Tage ein GPS-Ortungsgerät montiert. Es wurden ein Besuch im Gesundheitszentrum der Wiener Gebietskrankenkasse dokumentiert, aber auch Gasthausbesuche. Dann kam es zu einer fristlosen Entlassung des Mitarbeiters. Krankenstandmissbrauch kann eine „Fristlose“ begründen. Der Detektiv war engagiert worden, um dem Mitarbeiter genesungswidriges Verhalten nachzuweisen.

„Ungesetzliche Praktiken der Überwachung“

Das „profil“ listet einzelne Überwachungsschritte auf, die als Beilage im Arbeitsgerichtsprozess dienen, den der 42-Jährige gegen die Kette Sports Direct führt. Vertreten wird der Mitarbeiter vom Wiener Rechtschutzsekretär Markus Schapler der GPA-djp. Es geht um die Frage, ob der Mitarbeiter zu Recht fristlos entlassen wurde oder nicht. Im Prinzip geht es vor allem auch darum, wie weit Firmen Mitarbeiter überwachen dürfen - wo beginnt die schützenswerte Privatsphäre und endet das legitime Kontrollinteresse.

Im konkreten Fall wurde am Privatauto des Mitarbeiters auch ein GPS-Ortungsgerät angebracht. Die Gewerkschaft sagt, sie stelle „in jüngster Zeit in ihrer Beratungstätigkeit die Häufung solcher ungesetzlicher Praktiken der Überwachung fest“. Man gehe davon aus, dass die Entlassung zurückgenommen werden müsse und prüfe Schadenersatzansprüche. Katzian forderte die Diskont-Sporthandelskette auf, derartige „Bespitzelung von Beschäftigen sofort einzustellen“.

Sports Direct: „Kein Kommentar“

„Wir geben zu anhängigen Verfahren generell keine Kommentare ab“, sagt Thomas Bittermann, Österreich-Geschäftsführer von Sports Direct laut dem Magazinbericht. „Einzig eine allgemeine Bemerkung: Was machen Sie als Dienstgeberin mit einem Arbeitnehmer, der ein Jahr in Krankenstand ist - und Sie Hinweise erhalten, dass der Arbeitnehmer es sich dabei recht gut gehen lässt?“, will Bittermann wissen.

Auf 29 Seiten samt Fotos listete ein Detektiv auf, was die Zielperson in nur sechs Tagen Ende Oktober und Anfang November alles unternahm, schreibt das „profil“. Im Krankenstand war der Mann, der auch Filialen leitete, mit Unterbrechungen seit Jänner des Vorjahres gewesen. Anfang November wollte er zurückkehren - da bekam er die Entlassung auf seinen Tisch. Die Gewerkschaft äußert den Verdacht, der Sportartikel-Diskonter suche nur Vorwände, um Mitarbeiter loszuwerden.

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