Gold und Silber lockten: Jugendbande verurteilt

Eine fünfköpfige Jugendbande ist am Mittwoch wegen versuchten schweren Raubes verurteilt worden. Die Burschen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren wollten maskiert und mit Softguns in eine Wohnung in Simmering eindringen, um dem Besitzer seine Gold- und Silberbarren zu stehlen.

Dass der Mann über reichlich Gold und Silber verfügte, wusste die Bande aus erster Hand. Seine eigene, noch minderjährige Tochter hatte drei der Angeklagten fünf Tage vor dem geplanten Coup zu einem Besuch empfangen. Dabei lästerte sie über ihren Vater, der ihr gegenüber wiederholt handgreiflich werde, und verriet den Freunden auch noch, dieser sei „ziemlich reich“, wobei sie ihnen einige Barren aus seiner Sammlung präsentierte.

„Sie hat gemeint, dass wir das Gold und Silber entwenden sollten. Sie wollte sich rächen, weil er sie schlagen tut“, erzählte einer der Angeklagten dem Schöffensenat. Angesichts des Goldes „haben wir alle Augen gemacht“, so der 17-Jährige.

Burschen hatten dringenden Geldbedarf

Da die Burschen dringenden Geldbedarf hatten - zwei von ihnen lebten auf der Straße, weil sie infolge Drogenkonsums bzw. Problemen mit den Eltern zu Hause rausgeflogen waren -, weihten sie zwei Freunde ein und beschlossen, kurz vor Weihnachten zu fünft den Mann zu überfallen. Der Jüngste - ein 15 Jahre alter Lehrling - machte mit, um den Tierarzt für seinen geliebten Kater bezahlen zu können. „Ich hätte das Gold verkauft. Mein Kater hat Krebs. Er bekommt Chemotherapie und Bestrahlungen“, erfuhr das Gericht.

Einer der Burschen - 17 Jahre alt und ohne Führerschein - spielte den Fahrer, wobei man sich das Auto über einen in den Tatplan nicht eingeweihten 14-Jährigen beschaffte, der heimlich seinem Großvater dessen Pkw entwendete. Die anderen vier marschierten in der Nacht auf den Heiligen Abend vor die Wohnung des Gold- und Silber-Besitzers, zogen sich Masken über und entnahmen einer Sporttasche die beigeschafften Soft-Guns - eine Pumpgun, eine Maschinenpistole und einen Revolver. Dann klopften sie gegen die Tür und läuteten Sturm.

Der beabsichtigte Raub blieb im Versuchsstadium stecken. Der Wohnungseigentümer hatte nämlich Schlafmittel genommen und wurde trotz der Pumperei nicht wach. Notgedrungen musste die Bande ihr Unterfangen abblasen und unverrichteter Dinge abziehen, zumal die Jugendlichen kein Einbruchswerkzeug dabei hatten.

Zufällig in Polizeikontrolle geraten

Sie fuhren daher mit dem gestohlenen Pkw durch die Gegend, rauchten Joints und gerieten dabei zufällig in eine Polizeistreife. Diese nahm den Wagen näher in Augenschein, wobei das Soft-Gun-Arsenal und die Masken auffielen. Die Jugendlichen gestanden auf näheres Befragen ihre verbrecherischen Pläne.

Dank ihrer Verteidiger Christian Werner und Philipp Wolm kamen die Angeklagten recht glimpflich davon. Für den 15-jährigen Katzen-Liebhaber setzte es acht Monate bedingt, dessen 19 Jahre alter Cousin erhielt zwölf Monate, davon ein Monat unbedingt. Die beiden 17-Jährigen bekamen je ein Jahr unbedingt, der fünffach vorbestrafte 20-Jährige zwei Jahre unbedingt.

Die Urteile, mit denen sämtliche Angeklagte einverstanden waren, sind nicht rechtskräftig. Die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab. Für die Tochter des Goldbarren-Eigentümers hatte das Ganze übrigens keine strafrechtlichen Folgen. Ein gegen sie gerichtete Verfahren wegen möglicher Anstiftung wurde von der Anklagebehörde eingestellt.