NS-Opfer Friedrich Zawrel gestorben
„Am Steinhof“, dem Wiener Zentrum der NS-Tötungsmedizin, waren zwischen 1940 und 1945 rund 7.500 Menschen ermordet worden, darunter 800 Kinder und Jugendliche. Gemeinsam mit dem Arzt Werner Vogt enttarnte Zawrel den ehemaligen Spiegelgrund-Arzt Gross, der auch nach dem Krieg lange Zeit seine Karriere hatte fortsetzen können und im Jahr 2005 verstarb.
Seinem Peiniger begegnete Zawrel in den 1970er Jahren zufällig wieder. Gross war damals angesehener Gerichtspsychiater - sein Gutachten trug maßgeblich zu einer Haftstrafe Zawrels bei. Nach mehreren Jahren in der Haftanstalt Stein konnte sich Zawrel rehabilitieren. Der damals noch junge Arzt Werner Vogt half Zawrel und machte den Fall Gross publik.
APA/Herbert Pfarrhofer
Lebensgeschichte auf Leinwand und Bühne zu sehen
Die Lebensgeschichte Zawrels wurde auch in Theater und Film immer wieder zum Thema zahlreicher Produktionen gemacht: So setzte sich 2005 etwa die Volkstheater-Uraufführung „Spiegelgrund“ von Christoph Klimke unter der Regie von Johann Kresnik mit dem NS-Opfer auseinander. Unter dem Titel „In der Psychiatrie ist es nicht so schön ...“ montierte Stefan Geszti 2008 auf der Probebühne des Theaters in der Josefstadt „33 Short Cuts aus dem Leben des Friedrich Zawrel“ zu einem Monolog.
Zuvor hatte sich bereits Elisabeth Scharang mit den beiden Filmen „Mein Mörder“ und „Meine liebe Republik“ der Biografie Zawrels genähert. Im Jahr 2012 zeigte das Schuberttheater in Wien Zawrels Geschichte als Puppenspiel „F. Zawrel - Erbbiologisch und sozial minderwertig“ - mehr dazu in Puppenspiel zeigt Spiegelgrund-Opfer. Im Jahr 2013 wurde Zawrel mit dem „Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“ ausgezeichnet - mehr dazu in Spielgrund-Opfer Zawrel erhielt Ehrenzeichen.
Schuberttheater Wien
„Sein eigenes Martyrium immer wieder durchlebt“
„Friedrich Zawrel ist einer jener, dessen Geschichte in Österreich zu lange nicht gehört werden wollte. Seine Rehabilitierung erfolgte leider viel zu spät“, meinte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ). „Zawrels Tod ist für mich auch Verpflichtung. Seine Biografie dokumentiert Gräueltaten des Nationalsozialismus ebenso wie deren unzureichende Aufarbeitung durch die Justiz“, reagierte Justizminister Wolfgang Brandtsetter (ÖVP).
„Friedrich Zawrel war bereit, durch seine Zeitzeugenberichte Zeit seines Lebens sein eigenes Martyrium immer und immer wieder neu zu durchleben“, zeigte sich die Wiener Gesundheits- und Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) betroffen über das Ableben Zawrels.