Schriften: Städte verlieren Identität

Schilder und Schriften im öffentlichen Raum werden zum Einheitsbrei und führen zum Identitätsverlust von Städten. Auf Instagram hält Achim Gauger das Verschwinden von Geschäftsschildern in Wien fest. Jetzt ist in Wien das globale Problem erstmals in einer Ausstellung zu sehen.

„Das Verschwinden von Beschriftungen ist kein lokales, auf Wien beschränktes Problem. Es findet sich überall. Teilweise weltumspannende Ketten mit überall gleich aussehenden Geschäften verdrängen die lokalen Geschäfte. Mit dem Ergebnis, dass diese identitätsstiftenden Geschäfte und Beschriftungen fehlen“, sagte Achim Gauger. Sein Fotoprojekt „ViennaCityTypeFace“ auf Instagram wurde nun zu einer Ausstellung erweitert, die nach dem Start in Wien in Warschau, Los Angeles und New York zu sehen sein wird.

Gemeinsam mit den „Sign Geeks“, eine internationale Fotogruppe auf Instagram, mit der Gauger seine Leidenschaft für Geschäftsbeschriftungen teilt, stellt er die Fotos im West 46 aus. Im Fokus dabei steht die Gegenüberstellung der Beschriftungen aus Wien und Los Angeles. Dafür hat Gauger seinen „Sign Geek“-Kollegen Steven Spiegel, der seit 1988 in Los Angeles lebt, gefragt. Zu sehen sind Schilder an Bowling-Bahnen, an Motels, an Bars, an Coffee Shops und an Schnapsläden, die aufgrund der ästhetischen und künstlerischen Arbeit nicht aus dem Stadtbild verschwinden sollten, wie die beiden Fotografen finden.

Quadratisches Instagram-Format ist Voraussetzung

„Manchmal können Schilder Wörter oder Phrasen am Leben erhalten, die sonst mit der Zeit in Vergessen geraten wären. Sagt irgendjemand in Los Angeles noch ‚Auto Park‘? Nein. Wir sagen nur Parkplatz oder Garage. Aber, nichtsdestotrotz, steht es in Downtown L.A. immer noch in violetten Neonbuchstaben geschrieben: Auto Park. Das traurige daran ist nur, dass es den meisten Menschen gar nicht auffällt“, sagte Spiegel.

Ausstellungshinweis
Signs From Different Worlds, von 25. Februar bis 7. März, WEST 46 Projektraum für Fotografie, täglich von 15.00 bis 19.00 Uhr.

Von weiteren 25 Personen aus der Instagram-Gemeinschaft hat Gauger jeweils ein Foto für die Ausstellung in Wien ausgewählt. „Die Idee ist, mehrere Städte zu unserem Projekt dazuzugewinnen, um auf das globale Problem aufmerksam zu machen“, sagte Geiger gegenüber wien.ORF.at. Die Stückzahl der Bilder soll dabei von Ort zu Ort aber nicht verändert werden. In Wien sind derzeit 79 Fotos ausgestellt. Das quadratische Instagrambild-Format ist Voraussetzung für die Aufnahme in die Ausstellungsreihe. Eine weitere Regel lautet „eine Stadt pro Fotograf“.

Neonschilder vom Aussterben bedroht

Die fotografische Dokumentation ist für Gauger sehr wichtig. „In Zukunft werden die Schilder weniger. Viele Beschriftungen, die derzeit noch auf alten, leerstehenden Geschäften hängen, kommen bei einer Sanierung dann weg“, sagte Gauger. „Durch unsere Bilder wissen wir wenigstens, wie sie einmal ausgesehen haben.“

Vor allem Neonbeschriftungen, wie sie in den 50er und 60er Jahren üblich waren, sind heutzutage eine Seltenheit. „Die meisten Neonschilder sind vom Aussterben bedroht. Neon ist teuer. Viele schalten die Neonbeleuchtung nicht mehr ein. Oder, wenn die Röhren kaputt sind, käme eine Reparatur zu teuer“, sagte Steven Spiegel. „Der Trend geht heute verstärkt zu günstig produzierbaren Leuchtkästen. Die Vielfalt geht dabei völlig verloren“, sagte Gauger.

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