Ausstellung zeigt Geschichte des Kochens

Am Anfang war die Feuerstelle: Was sich über Jahrtausende in puncto Kochen getan hat, erfahren die Besucher der Ausstellung „Küchen/Möbel - Design und Geschichte“ im Wiener Hofmobiliendepot ab Mittwoch.

Die Schau, die bis 26. Juli zu sehen ist, erzählt nicht nur eine „sehr lange Geschichte“, so Kuratorin Eva B. Ottillinger. „Sie steigt auch ungewöhnlich früh ein.“ Denn üblicherweise sind für das Hofmobiliendepot steinzeitliche Entwicklungen nicht von zentraler Bedeutung.

Diesesmal wird aber der Bogen von der Frühzeit bis ins Jetzt gespannt, wie Ottillinger bei der Presseführung erläuterte. Dass sich nicht jede Einzelheit abdecken lasse, sei klar. „Wir erzählen hier, indem wir einzelne Szenen zeigen, in denen bestimmte Entwicklungen stattgefunden haben.“ Diese werden dann mit „Schnitten und Überblendungen“ verbunden - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Geschlossener Herd und Nachbau einer Feuerstelle

So stößt man eingangs etwa auf Objekte aus dem Naturhistorischen Museum, die das Aufkommen der „kulturgeschichtlichen Leistung“ des Feuermachens und Kochens illustrieren, um nur wenige Schritte weiter auf den Nachbau einer Feuerstelle oder Krippen- und Puppenmodelle von geschlossenen Küchen zu stoßen. „Die Ausdifferenzierung der Küche zu einem eigenen, speziellen Raum passierte an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten“, unterstrich Ottillinger.

Eine zentrale Rolle spielte dabei der geschlossene Herd, dem man in unterschiedlichen Ausformungen begegnet. „Damit wurde die Küche erstmals rauchfrei und architektonisch aufgewertet“, wie die Kuratorin erläuterte. Besonders um 1900 setzte daher eine massive Auseinandersetzung von Designern mit Möbeln für diesen Raum ein. So sieht man in der Folge eine originale „Frankfurter Küche“ von Margarete Schütte-Lihotzky oder ein Ensemble von Peter Behrens.

Auch Namen wie Josef Hoffmann oder Karl Witzmann entdeckt man in der sehr offen gestalteten Schau, wofür u.a. auf hochwertige, schwarz-glänzende Spanplatten zur Podestkonstruktion zurückgegriffen wurde. „Die Möbel erscheinen so in einem ganz anderen Licht als bei Tante Gretl in der Küche“, merkte Siegfried Loos vom dafür verantwortlichen Architekturbüro polar+ an.

Auch moderne Entwürfe von Designstudios zu sehen

Die Lücke zum Heute wird mit modernen Entwürfen der Designstudios EOOS bzw. chmara.rosinke geschlossen. Während Ersteres für die Küche „b2“ im Zuge der Recherchen gar eine „poetical analysis“ der „cooked kitchen“ anfertigte, geht die „Mobile Gastfreundschaft“ des 2011 von Ania Rosinke und Maciej Chmara in Wien gegründeten Studios den Schritt zurück in die Gemeinschaft: Ihr mobiler Küchenentwurf lässt diesen wieder zur Feuerstelle werden, um die man sich versammelt.

„Die interessantesten Gespräche finden doch immer in der Küche statt“, hob die wissenschaftliche Leiterin des Hauses, Ilsebill Barta, die gesellschaftliche Bedeutung der Küche nochmals hervor. Mit der aktuellen Schau schließe man an bisherige Präsentationen mit kulturgeschichtlicher Ausprägung an, wobei die Konzeption keine ganz einfache gewesen sei. „Nichts ist unsexyier als ausgebaute Einbauküchen. Es ist große Fantasie notwendig, sich diese unbelebte Materie im Depot wieder belebt vorzustellen.“ Der Animierungsprozess ist dem Ausstellungsteam jedenfalls geglückt.

Neben Begleitprogramm wie einem Lilien-Porzellan Vintage Markt (19. April) oder den Kinderführungen „Süßes aus der Küche“ bietet das Hofmobiliendepot in den kommenden Wochen auch spezielle Führungen zur Wiener Ringstraße und dem Historismus an. Künftige Ausstellungen werden sich zudem mit dem 100. Todestag von Kaiser Franz Josef (2016) sowie dem 300. Geburtstag von Kaiserin Maria Theresia (2017) beschäftigen.

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