Oft zu viel Blei im Trinkwasser

Obwohl das Wiener Wasser eine sehr hohe Trinkwasserqualität hat, gelangt diese am Ende nicht immer ins Wasserglas. Laut einer aktuellen Auswertung der Firma Aqua Quality Austria (AQA) enthält jede vierte Wiener Wasserprobe zu viel Blei.

„Wir haben alle Voraussetzungen für bestes Wasser, aber dennoch kommt diese Qualität nicht beim Kunden im Wasserglas an“, sagte Stephan Bruck, Geschäftsführer der Aqua Quality Austria (AQA). Seine Firma hat 30.000 Wasserdaten ausgewertet und festgestellt, dass jede fünfte analysierte Wasserprobe von öffentlich versorgten Haushalten bei den gemessenen Werten eine Überschreitung aufwies. Negativer Spitzenreiter beim Bleiwert war dabei Wien, wo jede vierte Probe Überschreitungen aufwies.

Der Grund dafür liegt in der sogenannten „Last Mile“: Zwar wurden bis 2007 sämtliche Hausanschlussleitungen von den Wiener Wasserwerken ausgetauscht, doch für die Leitungen in die Wohnhäuser sind die Hauseigentümer selber zuständig. So gibt es nach wie vor in Wiener Wohnhäusern, vor allem in Altbauten, Leitungen aus Blei. „Wir verdrecken unser Wasser am letzten Meter selbst“, sagte der Sprecher von AQA gegenüber wien.ORF.at. Wie viele Haushalte das Trinkwasser ausschließlich noch aus Bleirohren beziehen, ist nicht bekannt.

Karte Wien, wo Blei im Wasser

AQA

Der Bleianteil im Wiener Wasser ist von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich

Neben den Leitungen sind laut AQA auch die Armaturen ein Problem. „Blei ist leicht und gut zu bearbeiten. Trotz besseren Wissens wird es leider dennoch in der Leitungs- und Armaturenindustrie eingebaut“, sagte Alexander Kirschner, Professor für Mikrobiologie und Wasserhygiene an der Medizinischen Universität Wien, im Gespräch mit wien.ORF.at. Eine Verbesserung der Situation sei laut Bruck nicht in Sicht.

Hausbrunnen „nicht genusstauglich“

Ein weiteres Problemfeld sind die Hausbrunnen. Laut AQA sind nahezu eine Million Menschen in Österreich nicht an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen und decken ihren Bedarf selbst. Dieses Wasser unterliegt nicht den öffentlichen Kontrollsystemen, dadurch ist jeder Haushalt für die Qualität seines Wassers selbst verantwortlich. Hier seien die Probleme demnach eklatant. Aus den Analysen der Hausbrunnen zeigt sich vor allem in den östlichen Bundesländern Niederösterreich, Burgenland und Wien ein starkes Nitratproblem.

Der „absolute Tiefpunkt“ bei Hausbrunnen liegt im hygienischen Zustand, den gemäß den Analyseergebnissen waren 40 Prozent der Hausbrunnen als „nicht genusstauglich“ einzustufen.

Stadt Wien testet Bleibelastung im Trinkwasser

Wer wissen möchte, ob sein Trinkwasser mit Blei belastet ist, kann es bei der Umweltmedizin der Stadt Wien für 32,52 Euro untersuchen lassen. Enthält das Wasser zu hohe Blei-Konzentrationen, sollte besonders das sogenannte Stagnationswasser nicht getrunken werden. Gemeint ist Wasser, das länger in der Leitung gestanden ist - zum Beispiel über Nacht oder übers Wochenende.

„Gegen Blei hilft das Wasser lange genug aufgedreht zu lassen, bis kaltes Wasser kommt und sich die Temperatur nicht mehr ändert“, sagte Kirschner. „Im Laufe des Tages geht der Bleigehalt sowieso zurück und es tritt dann eine Verbesserung des Trinkwassers ein.“ Für Säuglinge sollte Wasser aus Bleirohren überhaupt nicht verwendet werden, empfiehlt die Wiener Umweltanwaltschaft.

Akute Erkrankungen durch den hohen Bleigehalt im Wiener Trinkwasser schließt Professor Kirschner aber aus. „Wenn ich 70 Jahre lang dauernd das gleiche Wasser aus meiner Altbauwohnung trinke, dann könnte ich chronisch daran erkranken“, sagte Kirschner.

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