Kampusch: Anfeindungen seltener

In den vergangenen zwei Jahren ist es ruhiger geworden um Natascha Kampusch. Öffentliche Anfeindungen gebe es inzwischen seltener, erzählte die 27-Jährige im Interview mit der ORF-Sendung „Thema“ am Montag. Ihr nächstes Ziel ist die Matura.

Sie wurde auf der Straße geschlagen und als Lügnerin beschimpft, in Medienberichten wurde immer wieder ausführlich ihre finanzielle Situation debattiert. Das unglaubliche Leid, dass ihr widerfahren war, dass sie als zehnjähriges Mädchen entführt wurde und dann achteinhalb Jahre lang in Gefangenschaft leben musste, trat dabei in den Hintergrund. „Es tritt seltener auf“, erzählte Kampusch in der Jubiläumsshow der Sendung „Thema“ zu den Anfeindungen. Und: „Ich lasse mich davon nicht mehr beeinträchtigen.“

Natascha Kampusch bei Thema

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Spurenlos sind die Anfeindungen aber nicht an ihr vorbeigegangen: Sie sei am Anfang voller Tatendrang gewesen, und das sei natürlich stark gebremst worden, so Kampusch. „Ich wäre vielleicht wirklich schon viel weiter.“ Sie habe gedacht, sie käme nach ihrer erfolgreichen Flucht „in die Welt der guten Menschen, die einem nichts Böses wollen“. Sie habe jedoch sehr viele Menschen kennengelernt, die mit ihr nicht umgehen konnten, weil sie selbst etwas stark verdrängt hätten.

„Man muss auf sich aufpassen“

Die Zeit in Gefangenschaft und die Erlebnisse damals seien „schon ein wenig nach hinten gerückt, da ich mich ja immer auf die Zukunft konzentriere“, erzählte sie. "Aber es ist natürlich rückblickend auch sehr traurig.“ Es dauere wahrscheinlich ein Leben lang, bis man so etwas verarbeitet habe, und auch die Gefahr einer Retraumatisierung sei sehr hoch. "Also man muss sehr stark sein und auf sich aufpassen.“

Sie fühle sich heute frei - „im Rahmen des Möglichen", denn: „Wir sind doch alle irgendwie unfrei.“ Und es falle ihr inzwischen leichter, Freunde zu finden. „Ich versuche etwas offener zu sein, etwas zugänglicher“, so Natascha Kampusch.

Natascha Kampusch bei Thema

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Nächstes Ziel: Matura

Über ihre Pläne für die Zukunft hielt sich Kampusch im Interview bedeckt: „Ich habe weiterhin einen vollen Terminkalender.“ Mehr werde sie verraten, wenn es soweit ist. Derzeit heißt es für die 27-Jährige auch viel lernen: Sie möchte die Matura nachmachen. Auch über ein Psychologiestudium denkt sie nach: „Ich bin sehr an solchen Dingen interessiert, und ich werde das fortführen, in welcher Form auch immer."