Mädchen Arm gebrochen: Prozess vertagt

Ein Wiener Anwalt soll im Jänner einem neunjährigen Mädchen bei einer Geburtstagsfeier den Arm gebrochen haben. Der Prozess wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung ist am Mittwoch vertagt worden, eine Zeugin ist nicht erschienen.

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Das neunjährige Mädchen bei einem ORF-Interview im Jänner

Die Geburtstagsparty fand im Jänner in Turnsälen in den Wiener Gürtelbögen statt. Gegen Abend waren nur noch fünf Kinder und ihre Eltern bei der Feier anwesend. Dabei stritten die Kinder - zwei Buben und drei Mädchen - immer wieder darum, wer die vom nunmehrigen Angeklagten aus Turnmatten gebaute Rutsche verwenden durfte.

Angeklagter stellte Kinder zur Rede

Während sich die Erwachsenen in der Kantine unterhielten, kam plötzlich ein fünfjähriges Mädchen zu dem Anwalt und sagte, er sollte schnell kommen, die anderen Kindern hätten seine fünfjährige Tochter eingesperrt. Als der 42-Jährige in den Turnsaal kam, fand er sein Kind wimmernd hinter einem großen Ball versteckt. „Sie hat ihren Oberkörper an die Oberschenkel gepresst und gezittert“, schilderte der Angeklagte.

Die Fünfjährige wollte nicht aus ihrem Versteck kommen und dann nur noch von ihrem Vater getragen werden. Was genau geschehen war, konnte das Kind nicht sagen, angeblich sollen die anderen Kinder das Mädchen festgehalten haben. Das Kind wurde zu seiner Mutter gebracht, der Anwalt ging zu den anderen Kindern, um herauszufinden, was denn passiert sei.

Nicht um verletztes Mädchen gekümmert

Dabei stieß er auf die Neunjährige, die neben der heiß umkämpften Rutsche saß. „Du, was ist da los?“, fragte er das Mädchen, doch es gab keine Antwort. Daraufhin packte er das Kind und hob es hoch. Ab diesem Zeitpunkt unterscheiden sich die Aussagen von Angeklagtem und Opfer. Während der 42-Jährige angab, die Kleine fallen gelassen zu haben, weil sie so „gezappelt“ habe, erklärte die Neunjährige, dass sie von dem Anwalt weggeschleudert wurde.

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Röntgenbild des Oberarmbruchs

„Er hat mich mit einer Hand weggeschleudert“, sagte das Kind in der kontradiktorischen Einvernahme mit Richterin Olivia-Nina Frigo. „Ich hab geschrien und da hab ich mir in die Hose gemacht“, erklärte die Neunjährige. Mit den Worten „das hat jetzt sein müssen“, verließ der Anwalt mit seinem Kind das Fest, ohne sich um die Verletzte zu kümmern.

Anwalt drohen bis zu drei Jahre Haft

Die Neunjährige krümmte sich vor Schmerzen, schrie und hatte panische Angst „vor dem Mann, der soll weggehen“, berichtete die Tante der Kleinen im Zeugenstand. Auf die Frage von Frigo, warum denn der Vater der Fünfjährigen so reagiert haben könnte, meinte die Neunjährige: „Weil er glaubt, ich hab was mit seinem Kind gemacht, aber das stimmt nicht.“

Das Mädchen erlitt einen komplizierten Bruch am linken Oberarm, der zwei Operationen notwendig machte. Aufgrund von Angstzuständen und Albträumen wurde die Neunjährige von einer Psychotherapeutin behandelt. Ihr Opferanwalt machte über 8.600 Euro Schmerzengeld und Behandlungskosten geltend. Dazu soll auch Gerichtsmediziner Christian Reiter in der Verhandlung zu Wort kommen.

Weil sich eine wichtige Zeugin für den heutigen Termin entschuldigt hatte, wurde die Verhandlung auf 2. Juni vertagt. Dem Anwalt drohen wegen schwerer Körperverletzung bis zu drei Jahre Haft.

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