Donauinsel: Fälle von sexueller Belästigung

Bereits mehrere Frauen haben heuer davon berichtet, dass sie auf der Donauinsel sexuell belästigt wurden. Anzeigen liegen bis dato keine vor. Die Polizei rät: „Wenn so etwas passiert, uns sofort verständigen und weggehen“.

Die Studentin D. war vorige Woche auf der Donauinsel mit ihrer Schwester in der Nähe der U-Bahnstation Handelskai mit dem Rad unterwegs. Plötzlich wandte sich am Wegrand ein Mann mit einer Erektion den beiden vorbeikommenden Frauen zu. „Wir sind schnell weitergefahren, weil wir Angst hatten. Ich habe grundsätzlich überhaupt nichts gegen FKK-Bereiche. Aber warum muss er das so präsentieren?“

„Persönliche intime Grenzen überschritten“

Es ist nicht das erste Mal, dass D. so eine Erfahrung gemacht hat. Bereits vergangenes Jahr gab es mehrere solcher Vorfälle. Zweimal hat D. gesehen, dass sich ein Mann auf einer Parkbank selbst befriedigt hat. „Das war außerhalb des FKK-Bereichs bei der Copa Cagrana“, so D. Auch ein weiteres Opfer hat gegenüber wien.ORF.at bereits solche Erfahrungen auf der Donauinsel geschildert.

Donauinsel

APA/Georg Hochmuth

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„Jeder ist schockiert, der so etwas sieht. Es kann große Angst erzeugen, wenn man völlig unerwartet und unfreiwillig damit konfrontiert wird und damit ganz persönliche intime Grenzen überschritten werden. Es ist Gewalt, jemandem so etwas zuzumuten, ohne dass vorher die Zustimmung gegeben wurde“, sagt Martina K. Sommer, Leiterin des 24-Stunden Frauennotrufs.

Rat der Polizei: Anrufen und weggehen

Die Polizei rät: „Wenn so etwas passiert, sofort die Polizei rufen und weggehen. Außerdem soll man sich äußerliche Merkmale der Person merken und den Ort, wo es passiert ist“, sagt Sprecher Roman Hahslinger. „Nur dann weiß die Polizei von solchen Vorfällen und kann dann an diesen Orten sorgsam Streifen machen.“ Gewisse „Hot-Spots“ sind laut Polizei bereits bekannt. Diese würden von der Polizei und dem Inselservice der MA45 bereits verstärkt bestreift.

Notrufnummern:
- Polizei: 133
- 24-Stunden-Frauennotruf: 71719
- Bürgerdienst: 50255

„Im Bereich der Stadlauer Ostbahnbrücke werden beispielsweise permanent Kontrollen durchgeführt. Auslöser dafür waren Beschwerden im Jahr 2012 wegen unzüchtigen Verhaltens. Auch im Bereich der ‚Lange Allee‘ sind einzelne Vorfälle bekannt und es werden seit Jahren Kontrollen durchgeführt“, sagt Paul Eidenberger von der Polizei. Aktuell ist der Polizei keine Anzeige wegen sexueller Belästigung im Raum der Donauinsel bekannt. Es komme aber „in ganz Wien zu sexuellen Belästigungen, sei es in Aufzügen, der U-Bahn oder anderen öffentlichen Orten“, sagt Hahslinger.

„Oft handelt es sich um Einzeltäter“

Laut Sommer kommt es allerdings kaum zu Anzeigen. Lediglich 450 Fälle von sexueller Belästigung werden jährlich in Wien zur Anzeige gebracht. Auch D. meint: „Man schaut nur, dass man so schnell wie möglich wegkommt.“ Doch: „Nur wenn wir wissen, wo Häufungen vorkommen, kann die Polizei dort verstärkt präsent sein. Oft handelt es sich um Einzeltäter, die das immer wieder machen. Wenn Anzeigen erstattet werden, erwischen wir die auch meistens schnell“, sagt Hahslinger.

Grundsätzlich rät Sommer den Opfern, mit vertrauten Personen darüber zu sprechen oder sich an den Bürgerdienst oder den 24-Stunden Frauennotruf zu wenden: „Wir stehen jederzeit zur Beratung zur Verfügung, gehen auch mit zur Polizei oder ins Krankenhaus.“

„Es ist eine Form der Machtausübung“

Die Motive der Täter sind vielfältig. Sommer meint jedoch: "Jede Form der Gewalt ist eine Form der Machtausübung. Der Täter bestimmt, wann welche Handlung gesetzt wird und von einem zufälligen oder ausgewählten Publikum gesehen wird. Im Kern geht es immer darum, die Macht zu besitzen, bestimmen zu können, wer wann was zu erdulden hat. Die Opfer, die das einmal erlebt haben, fühlen sich dann in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt.“

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