Kinderpsychiatrie: Forscher suchen Zeitzeugen

In einem Forschungsprojekt werden die Missstände in der Wiener Kinderpsychiatrie zwischen 1960 und 1980 aufgearbeitet. Jetzt werden Zeitzeugen gesucht, die über den Umgang mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen Auskunft geben.

Die Berichte der Augenzeugen sollen neben den Auskünften der Patienten und Fakten aus Verwaltungsakten wichtige Details über die Praktiken in der Wiener Kinderpsychiatrie liefern. Die Vorwürfe reichen von medikamentöser Ruhigstellung über körperliche Gewalt und Freiheitsentzug bis hin zu Zwangssterilisation. Vor allem die Zustände im Pavillon 15 „Am Steinhof“ im Otto Wagner Spital und das Neurolgische Krankenhaus am Rosenhügel werden genauer untersucht - mehr dazu in Steinhof: Forscher sollen Missbräuche untersuchen.

Zeitzeugen können sich unter der Nummer 01/40409-70970 oder unter servicemail@wienkav.at melden.

Das Forscherteam des Instituts für Rechts-und Kriminalsoziologie sucht jetzt Zeitzeugen, etwa Betroffene oder aber auch Angehörige, „die uns etwas von der Situation der Kinder und Jugendlichen in diesen Einrichtungen erzählen können, ihrer Kinder in der Regel“, so die Forscherin Hemma Mayrhofer.

Studie soll im Juni 2016 erscheinen

Alle Schilderungen werden anonym behandelt. Die Augenzeugenberichte sind Teil der Studie, die Ende Juni 2016 erscheinen soll. Der Forschungsbericht wird im Auftrag des Krankenanstaltenverbundes erstellt und mit 210.000 Euro finanziert.

Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) hatte angekündigt, aus den Ergebnissen des Forschungsprojekts auch Konsequenzen ableiten zu wollen. Nur durch „eine umfassende historische Aufarbeitung durch externe und unabhängige ExpertInnen“ könne man Antworten erhalten und „daraus die notwendigen Schlüsse ziehen“, erklärte die Stadträtin im Dezember, als die Forscher ihre Arbeit aufnahmen.

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