Wiener Galerie zeigt Erotik von Tokio

Pawel Jaszczuk hat sich drei Jahre lang in das erotisch-verspielte Nachtleben von Tokio gestürzt und Menschen beim Ausleben ihrer Fantasien fotografiert. Seine Bilder sind ab heute in der Leica Galerie Wien ausgestellt.

„Die westliche Auffassung vom Körper als Quelle der Sünde hat in Japan nie Fuß gefasst", erklärt Natalia Czarkowska im Katalogtext zur Ausstellung. „Das Konzept von rein vs. unrein existiert in diesem Zusammenhang nicht. Sex, Erotik, Pornografie – all dies ist Teil des Lebens, der Kunst zumal, ein natürliches menschliches Bedürfnis, das in Japan keiner moralischen Wertung unterworfen wird. Was jemand mit seinem Körper anstellt ist seine Privatsache.“

Spielzeug für Erwachsene

Puppen, Kostüme, Nadel und Faden, Masken und Fancy Dress - die Nächte in Tokio sind voller Spielzeug für Erwachsene. Pawel Jaszczuk beobachtete sie beim Spielen.

Ausstellungshinweis:

„Pawel Jaszczuk / Kinky City“, von 4. Juni bis 12. September 2015, Leica Galerie Wien, Walfischgasse 1, 1010 WIen

Über drei Jahre hinweg stürzte er sich per Fahrrad in das Nachtleben der Millionenstadt und machte sich auf die Suche nach Swinger Clubs und Happening Bars, Couple Kissas und privaten Sex-Parties. Er gewann die Besitzer für sich, saß an Tresen und in Separees - und überzeugte die Gäste davon, sich beim Ausleben ihrer Fantasien ablichten zu lassen. Dabei übernahm er den Part des Voyeurs, der in den Clubs ohnehin Bestandteil des Rollenangebots ist.

Dominanz und Unterwerfung

Jaszczuk benutzte einen extrem lichtempfindlichen Film, dem kaum etwas verborgen bleibt. Die Fotografien zeigen einen reigen aus Tradition und Pop, Schmerz und Begehren, Sex und Tabu, Intimität und Anonymität. Die pornografische Direktheit der Bilder, die extreme Körperlichkeit im Spiel von Dominanz und Unterwerfung und das Panoptikum an Fetisch-Untensilien – vom Schulmädchen-Outfit bis zur SS-Uniform – machen die Fotoserie zu einem verstörenden Erlebnis.

Pawel Jaszczuk

Reiko Sakai

Die Fotografien von Jaszczuk stehen auch zum Verkauf

Kostümwechsel bei Tagesanbruch

Die Nacht erscheint dabei als der Ort für das Andere des durchregulierten Alltags. Gleichzeitig ist die erotische Praxis bestimmt von einem Set aus wiederkehrenden Rollen, Motiven, Verkleidungen und Traditionen, wie diejenige der kunstvollen Fesselung. Der Tagesanbruch bedeutet für die Nachtschwärmer vor allem einen Wechsel des Kostüms. Der Latexstrampler und die Schürze werden in Anzug und Businesskostüm ausgetauscht, die die Wunden der vergangenen Stunden verdecken.

Künstler und Weltenbummler

Pawel Jaszczuk wurde 1978 in Warschau geboren. Er studierte an der School of Visual Arts in Sydney. Nach seinem Abschluss zog es ihn 2004 nach Tokio, das für mehrere Jahre seine Wahlheimat wurde. Während er dort untertags seiner Auftragsarbeit nachging und mit lokalen Künstlern wie Ukawa Naohiro oder Kenji Shimamura kooperierte, gehörten die Nächte den Clubs und Straßen der Metropole.

Seine Bilder aus Tokio wurden unter dem Titel „Kinky City“ in Einzel- und Gruppenausstellungen unter anderem in Berlin, Hamburg, Tokio und Peking gezeigt. Zuletzt war die Serie im vergangenen Winter in der Leica Galerie Warschau zu sehen. Jaszczuk lebt derzeit in Graz und kam zur Ausstellungseröffnung am Mittwochabend nach Wien.

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