Kreischende Teenies bei One Direction

Teenie-Gekreische und Kreislaufkollapse: One Direction, die derzeit erfolgreichste Boyband der Welt, hat am Mittwoch im Ernst-Happel-Stadion vor 44.000 Fans und leuchtenden Smartphones für Hysterie und Begeisterung gesorgt.

Bereits eine Stunde vor dem Auftritt, als nur ein Video der vier Sänger - Harry Styles, Niall Horan, Liam Payne und Louis Tomlinson - gezeigt wurde, gerieten Mädchen in Panik. Als die hübschen Engländer dann mit einer halben Stunde Verspätung auf die Bühne kamen, brach Hysterie aus. Viele mussten wegen Kreislaufproblemen und Hyperventilationen herausgetragen und vom Roten Kreuz behandelt werden.

Der Opener „Clouds“ aus ihrem aktuellen, vierten Album „Four“ wurde mit einem Feuerwerk eingeleitet. Als zweites Lied gaben sie „Steel My Girl“, eines ihrer bekanntesten Lieder, zum Besten. Dabei gingen sie immer wieder den 50 Meter langen Steg entlang, der bis in die Mitte des Stadions reichte. Die Mädels, die weinend und aufgelöst aus der Menge gebracht oder sogar auf Händen herausgetragen werden mussten, wurden mit jedem Lied - etwa „Better than words“ - mehr.

Österreichische Fahne aus Luftballons

Die britisch-irischen Stars scherzten miteinander, tanzten durcheinander und führten gegenseitig Interviews auf der Bühne. Sie versuchten keine Stelle am Steg auszulassen, um sich all ihren Fans zu widmen. Bei „Ready to run“ saßen sie auf den Boden des Stegs. Sie sprachen auch Fans direkt an. Niall, der als einziger der vier Sänger auch Gitarre spielte, erzählte, dass sie alle aus einem kleinen Ort aus England kommen. Bei „Don’t forget where we belong“ stellten die Fans auf den Sitzplätzen mit roten und weißen Luftballons die österreichische Flagge dar.

Bei "Little Things“, von Harry gesungen, verwandelte sich das Ernst-Happel-Stadion in ein komplettes Leuchten aus Smartphone-Lichtern. Überhaupt verfolgten viele der Fans das Konzert eher durch ihr Smartphone. Nach einigen Balladen wechselte One Direction zu eher rockigeren Liedern wie „Alive“, begleitet von einer Lichtershow. Während des Songs fuhr ein quadratischer Würfel im vorderen Bereich des Stegs mit den Sängern nach oben. In der Höhe folgte „Diana“.

Feuerwerk zum Finale

Wieder auf der Hauptbühne zurück kam „What makes you beautiful“, der Song, mit dem One Direction bekannt geworden ist. Darauf folgte „Story of my Life“, die Fans hielten dabei Schilder mit der Aufschrift „Forever One Direction“ in die Höhe. Zur Zugabe kamen alle vier Sänger nochmal einzeln auf die Bühne und gaben „You & I“, „Little Lies“ und „Best Song Ever“ zum Besten. Mit einem großen Feuerwerk beendeten sie ihre Show.

Auf den Videowalls wurden oft Visuals statt den Sängern gezeigt, was viele Fans ärgerte. Einige Mütter tanzten fleißig mit ihren Töchtern mit, viele Eltern saßen aber auch genervt auf ihren Plätzen. Die Bühnenshow war insgesamt aber nicht berauschend. Bis auf das Feuerwerk, die Lichtershow und den hochfahrenden Würfel gab es nicht viel zu sehen.

Rotes Kreuz verzeichnete 300 Einsätze

Das Rote Kreuz war gut auf das Konzert vorbereitet. Man habe das Konzert von One Direction in Düsseldorf analysiert. „Die Hilfskonzepte sind bei so einem Konzert anders als bei einem Rockkonzert, hier sind Kreislaufkollapse und Hyperventilationen am häufigsten“, weiß Andreas Zenker vom Roten Kreuz. Der letzte derart große Einsatz von einer Teenieband sei in den 90er Jahren bei der Kelly Family gewesen, so Zenker. „Wir hatten etwas über 300 Interventionen, aber alles nur Kleinigkeiten, niemand musste ins Spital gebracht werden. Die meisten konnten sogar wieder zurück zum Konzert gehen.“

Mädchen strömten von überall nach Wien

Für einige Fans begann die Anreise bereits am Dienstag in der Nacht. Etwa 200 Mädchen übernachteten in der Nähe des Stadions, darunter viele Italienerinnen und Spanierinnen. Da einige davon nicht gut ausgerüstet waren und es recht kalt wurde, mussten in der Nacht 250 Rettungsdecken verteilt werden.

Die 18-jährige Cloe aus Italien erklärte, dass die Band bei dieser Tour kein Konzert in Italien gebe und Wien die naheste Stadt sei. Sie habe draußen übernachtet und wolle das vor ihrer Rückreise noch einmal machen. Mädchen aus Slowenien, Kroatien, Tschechien, Deutschland und vielen anderen Ländern reisten extra für die vier Sänger an.

Franziska und Stefanie aus Klagenfurt standen auch seit sieben Uhr in der Früh in der Schlange. Sie seien One-Direction-Fans, „weil sie extrem talentiert sind, super aussehen, gut singen können und überhaupt nicht überheblich sind.“ Außerdem finden die beiden gut, dass die Sänger keine Choreografie haben, das sei viel lustiger. Ein Vater sagte, ihn störe das Gekreische nicht weiter, das kenne er ja von zuhause, Hauptsache die Tochter hat einen schönen Abend.

Laura Schrettl, wien.ORF.at

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