Mutmaßlicher Doppelmörder als Serientäter

Als einen „Reisenden in Sachen Mord, Gewalt und Einbruch“ hat die Polizei jenen Mann bezichnet, der verdächtig ist, Ende Mai in Wien-Donaustadt ein Ehepaar getötet zu haben. Der Pole soll zahlreiche weitere Delikte begangen haben.

Der Verdächtige gestand seit seiner Auslieferung von Deutschland nach Österreich nicht nur den Doppelmord in Wien, sondern auch einen Mord in Schweden. Außerdem soll er in Salzburg einen Textilverkäufer niedergestochen haben. Bei seiner Einvernahme in Wien habe er gegenüber der Polizei eine Art Lebensbeichte abgelegt. So sagte er, den Mord in der Donaustadt soll ihm eine „innere Stimme befohlen“ haben.

Grundstück aus Gebüsch ausgespäht

Der aus Opole stammende Mann war mit dem Fahrrad von Tschechien nach Wien gekommen. Er habe bereits zwei Tage in einem Gebüsch verbracht, von wo aus er das nächstgelegene Wohnhaus ausgespäht habe. Hunger und das Bedürfnis, sich zu waschen, hätten den Mann auf das Grundstück des Ehepaars getrieben. Als es im Haus ruhig geworden war, habe er einen Schuppen aufgebrochen.

Als der 75-jährige Mann vor ihm stand, habe er zunächst flüchten wollen. Da sei ihm „eingeschossen, ihn jetzt zu töten“, so die Polizei. Ein langes Messer trug er bei sich, er habe ausgesagt, sich nur mit Messer wohlzufühlen, so Chefinspektor Ewald Schneider. Die 74-jährige Frau tötete der Verdächtige ebenfalls mit massiver Gewalt. Auf ihren Körper schrieb er in großen Lettern das Wort „Tantal“.

Nach der Tat in der Donaustadt hielt sich der Mann noch länger im Haus des Paares auf, wusch seine Wäsche und hängte sie zum Trocknen auf, bediente sich im Kühlschrank, sah sich Fotos an, kleidete sich in Gewand der Opfer, stahl Schmuck. Er fuhr schließlich mit dem Auto des Paares davon, behob mit der gestohlenen Bankomatkarte der Frau Geld, ehe er mit dem Zug weiter nach Znaim und dann nach Deutschland flüchtete.

„Tantalus“ führte auf die Spur des Verdächtigen

Die Mutter des Verdächtigen hatte gegenüber polnischen Behörden angegeben, dass sich ihr Sohn bereits in seiner Jugend mit griechischer Mythologie beschäftigt hätte. Tantalus bezeichnet eine Figur aus der griechischen Mythologie in lateinischer Schreibweise. Jedenfalls werden sich noch „mehrere Psychologen“ mit dem Verdächtigen beschäftigen, sagte Schneider.

Der „markante Tatort“ führte auf die Spur des Mannes. Wiener Ermittler schickten den Tatmodus weltweit aus. Aus Schweden gab es dann die Rückmeldung, dass in Göteborg ein Pensionist erstochen wurde, erläuterte Fischer. Dort sei mit dem Blut des Opfers auf die Leiche ebenfalls „Tantal“ geschrieben worden. Sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland war die DNA des Verdächtigen gespeichert.

In den Niederlanden sei der Mann bereits wegen eines „schweren Verletzungsdeliktes“ im Gefängnis gesessen, sagte Schneider. In Deutschland sei die DNA nach einem Einbruch in ein Haus gespeichert worden. Auch in seinem Heimatland saß der 29-Jährige bereits mehrfach wegen Einbruchs- und Gewaltdelikten im Gefängnis.

Schon 2010 Mordversuch in Salzburg?

Der Verdächtige soll schon als Zwölfjähriger als Teil einer Jugendbande an Raubüberfällen beteiligt gewesen sein, ehe er seine eigene Bande gründete. Auch habe er immer wieder Drogen konsumiert und damit gedealt. Eine Lehre brach er nach lediglich sieben Jahren Schule rasch ab und begab sich erstmals auf Reisen in Nordeuropa.

Eine eigene Wohnung und Gelegenheitsjobs habe er nur einmal in England gehabt, ansonsten schlug er sich mit Diebstählen und Einbrüchen durch. Teilweise lebte er auch mehrere Wochen in fremden Häusern. 2011 und 2012 war der Pole eigenen Angaben zufolge bereits erstmals in Österreich, sagte Schneider. Der 29-Jährige reiste über Wien in den Westen. Einbrüche soll er unter anderem in Salzburg, Bischofshofen, Graz und Arnoldstein verübt haben. Zudem steht der 29-Jährige im Verdacht, im April 2012 in Salzburg einen Mordversuch verübt zu haben.

Tatverdächtiger in Düsseldorf festgenommen

Unmittelbar nach dem Doppelmord in der Nacht auf den 22. Mai in Wien blieben für die Polizei zahlreiche Fragen offen. Die Tatwaffe fehlte, auch zum Täter gab es zunächst keine Spur - mehr dazu in Doppelmord lässt viele Fragen offen (wien.ORF.at; 22.5.2015). Anfang Juni konnte die Polizei dann einen Tatverdächtigen identifizieren. Ein internationaler Haftbefehl wurde erlassen. Auf die Spur des Verdächtigen kam die Polizei durch das Auto der Mordopfer - mehr dazu in Doppelmord: Verdächtiger identifiziert (wien.ORF.at; 3.6.2015).

Zweieinhalb Wochen nach der Bluttat in Wien-Donaustadt wurde ein Tatverdächtiger in Düsseldorf festgenommen worden. Der 29-Jährige sei gegen 11.00 Uhr am Düsseldorfer Hauptbahnhof von Zielfahndern des deutschen Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen festgenommen worden, hieß es - mehr dazu in Doppelmord: Mann festgenommen (wien.ORF.at; 8.6.2015).