ImPulsTanz feiert heimisches Tanzschaffen

Flucht und Terror, religiöse Rituale und der eigene Körper: Das ImPulsTanz Festival geht von 16. Juli bis 16. August mit 130 Veranstaltungen in die nächste Runde. Diesmal weitgehend ohne internationale Größen, dafür mit großem Österreich-Fokus.

Das diesjährige ImPulsTanz Festival möchte einen Bogen von der Geschichte des Tanzes bis zu globalen Themen wie Gewalt, Flucht und Terror spannen. Religiöse und volkstümliche Rituale werden neu getanzt und in einen aktuellen Kontext gesetzt.

Die 32. Festivalausgabe prägen heuer der bisher größte Fokus auf die österreichische Choreografie und Kooperationen mit dem Weltmuseum, dem mumok – Museum moderner Kunst und dem 21er Haus. Die Museen sollen neue Dimensionen im Austausch zwischen bildenden und performativen Künsten eröffnen.

45 Künstler und Compagnien, darunter 30 Uraufführungen von unter anderem Florentina Holzinger, Claudia Bosse, Superamas und Ian Kaler, stehen an zwölf Spielstätten auf dem Programm. Mit 130 Veranstaltungen, darunter bereits 30 Zusatzvorstellungen und 260 Workshops sprengt die diesjährige Ausgabe den Umfang der Jubiläumsausgabe 2013.

Eröffnung wieder traditionell mit Doris Uhlich im MQ

Die traditionelle Open-Air-Eröffnung steht mit Doris Uhlichs „Hit the boom“ nach einem Jahr Pause wieder auf dem Programm. Gemeinsam mit jungen Tänzern und „More-Than-Phat-Sounds“ zelebriert Uhlich am 14. Juli im MuseumsQuartier bei freiem Eintritt die Vielfalt von Energien und Körpern und rüttelt auf, „was in unseren Muskeln und unserem Fleisch so vor sich hin schlummert“, kündigt das Festival an.

Die Nachwuchsreihe [8:tension] präsentiert sich in ihrer 15. Jubiläumsausgabe unter anderem mit Gruppenstücken und stimmlicher Präsenz. „Wir werden heuer nicht schlafen“, konstatiert Intendant Karl Regensburger bei der Programm-Pressekonferenz im derzeit geschlossenen Weltmuseum.

Festival zieht in leerstehendes Weltmuseum

Bevor das Weltmuseum ab Herbst für die Wiedereröffnung 2017 umgebaut wird, bringt das Festival Bewegung in die noch leeren Räume. „Es ist eine einmalige Gelegenheit in 100 Jahren, diesen Corps de Logis fast für sich allein zu haben“, freute sich Kurator Michael Stolhofer. Ab 23. Juli bespielen zwölf Tanzschaffende aus Asien und Österreich die Räumlichkeiten mit Performances und Installationen und setzen sich dabei mit Objekten und Themen des Museums auseinander.

Zu den Highlights zählen neben Superamas Gruppenstück „History of Violence“, die Ausstellung des Projekts „SoftMachine“ des Singapurer Choreografen und Kurators Choy Ka Fai. Seine mehr als 100 Videoporträts umfassende Ausstellung zeitgenössischer asiatischer Tanzkünstler wird im Weltmuseum weltweit erstmals in vollem Umfang gezeigt.

Neue Kooperation mit 21er Haus

In keineswegs leere Räume ziehen jene 15 in Wien lebenden Künstler ein, die im mumok mit der laufenden Ausstellung „Mein Körper ist das Ereignis – Wiener Aktionismus und internationale Performance“ in Beziehung treten. Die Performer Ivo Dimchev, Akemi Takeya oder Jennifer Lacey widmen sich mit teils vor Ort entstehenden Aktionen und Interventionen dem Wiener Aktionismus und seinem internationalen Konnex.

Die Kooperation mit dem 21er Haus sei für Stolhofer Neuland, da die Künstler dort direkt in bestehende künstlerische Arbeit eingreifen können. Die ab 24. Juni laufende Schau „Visionen mit Luft und Licht - Becoming Aerosolar“ des Argentiniers Tomas Saraceno bietet Raum für drei Uraufführungen. Anne Juren will mit „The Point“ die Architektur des Ein-Raum-Pavillons für ein Spiel „zwischen Drinnen und Draußen, zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit“ nutzen, wie sie sagte. Mit dem Komponisten Klaus Schedl und der Musiktheatergruppe „netzzeit“ tut sich an selber Stelle Christine Gaigg zusammen, die damit gleich dreifach beim Festival präsent ist.

Tanztheater Wien feiert Reunion

Gaigg ist damit Bestandteil der bis dato „umfangreichsten Darstellung des österreichischen Tanzgeschehens überhaupt“, so Stolhofer. Rund 30 Produktionen bilden die aktuelle Szene ab, blicken aber mit einer Art Reunion des Tanztheaters Wien und einer Einladung des Serapions Ensembles auch bewusst auf die Anfänge zurück. Das Konservatorium Wien wird in einer Aufführung zahlreiche Uraufführungen präsentieren.

Die umfangreiche Auseinandersetzung mit der österreichischen Tanzszene komme laut Stolhofer „genau zur richtigen Zeit“, sei doch „ein gewisses Abflachen der Energie in der Szene“ zu beobachten. So präsent die österreichische Tanzszene heuer ist, so deutlich mangelt es an großen internationalen Namen. „Jene, die heuer fehlen, lassen Raum für die Zukunft“, wusste Mitbegründer Ismael Ivo gewohnt das Manko zum Positiven zu wandeln.

„Wir können nicht bestreiten, dass wir in schwierigen Zeiten leben. Aber die wandeln wir einfach in aufregende Zeiten um.“ Deutlich nüchterner klingt das bei Regensburger, der die Einladungspolitik im APA-Gespräch auf die unverändert knappe Budgetsituation zurückführt.

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