Abschied von Gerd Bacher

Österreich und der ORF haben am Dienstag Abschied von legendären ORF-Generalintendanten Gerd Bacher genommen. Bacher wurde in einem Ehrengrab am Zentralfriedhof beigesetzt. Zuvor fand ein Requiem im Stephansdom statt.

Auftakt zu den Begräbnisfeierlichkeiten war ein Requiem im Stephansdom am späten Dienstagvormittag. Zu hören war das Mozart-Requiem, interpretiert von Domorchester und Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Landerer.

„Ein Mann, dem Österreich viel zu verdanken hat“

„Ein großer Mann, dem wir die Referenz erweisen. Ein Mann, dem Österreich und vor allem der ORF sehr viel zu verdanken hat“, sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. „Ein mutiger, engagierter Mann, der Ideen hatte und die Kraft, sie umzusetzen“, meinte etwa der ehemalige SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch. Zahlreiche ehemalige Politiker, Weggefährten und Freunde nahmen von Bacher im Stephansdom Abschied. „Er wollte den ORF zum stärksten öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Europa machen. Er hat auch die Kraft gehabt, das durchzusetzen“, sagte der Nachfolger Bachers als ORF-Intendant, Gerhard Zeiler.

Der Sarg mit Bachers Leichnam wurde auf Wunsch der Familie im Mittelgang des Doms aufgebahrt. Die Messe hielt der Salzburger Domdekan Prälat Hans Walter Vavrovsky. Er ist ein Vertrauter der Familie Bachers und kümmerte sich bis zuletzt um Gerd Bacher. Ihm zur Seite stand als Konzelebrant Dompfarrer Toni Faber. Am Ende des Requiems wurde Bachers Sarg zu den Klängen von „Großer Gott, wir loben Dich“ durch das Primtor aus dem Stephansdom gebracht. Der Dom war Dienstagvormittag für Touristen gesperrt, Einlass fanden nur Trauergäste.

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Zusammenfassung der Trauerfeierlichkeiten

Der langjährige ORF-General wurde am Dienstag in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

„Die fulminante Bilanz eines Könners“

Um 15.00 Uhr begann auf dem Wiener Zentralfriedhof in der Friedhofskirche zum Heiligen Karl Borromäus die Einsegnung Bachers. Die Reden kamen von Wrabetz, dem Filmproduzenten Jan Mojto, Andre Heller, Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Bundespräsident Heinz Fischer.

Fischer würdigte Bacher als einen der bedeutendsten und interessantesten Mediengestalter der Zweiten Republik. „Ein Mann mit Prinzipien, der es geliebt hat, zu sprechen, zu widersprechen. Aber auch selbst oft Widerspruch produziert hat“, so Fischer, der Bachers Lebenswerk als „die fulminante Bilanz eines Könners" bezeichnete. „Er machte vieles und dachte vieles, er konnte vieles, er bekämpfte vieles, er schätzte vieles. Das alles mit Höchstgeschwindigkeit und mit 120 Prozent.“

Wrabetz: „Gründer und Schöpfer des ORF“

Wrabetz betonte Bachers Rolle als „Gründer und Schöpfer des ORF“. Die Österreicher verdankten ihm eine nicht nur tausende interessante Programmstunden, sondern auch eine ganze Reihe von „defining moments, wichtigen Medienmomenten, die das Leben einer ganzen Generation geprägt haben“, sagte Wrabetz. „Bacher hat den ORF zur Zentralanstalt der österreichischen Identität geformt und so zur Durchsetzung eines Österreich-Bewusstseins beigetragen.“

Totale Kirche

ORF

„Leben ist die Kraft zu bewegen“

Der Allround-Künstler Andre Heller, der viele Jahre eng mit Bacher befreundet war, zeichnete von Bacher das Bild eines begeisterungsfähigen, feinfühligen und streitbaren „Fabeltiers“, das im ORF den „idealen Humus für große Begabungen, Ideen und Experimente“ geschaffen hatte. Was Bacher der Zweiten Republik mit der Gründung des ORF an Bewusstseinserhöhung und Geschichtsbewusstsein gebracht hab, sei ohne Beispiel.

Die Begräbnisfeierlichkeiten können Sie sieben Tage lang als Video on Demand in der ORF TVthek nachsehen.

Über Bachers Leben könnte auch die Überschrift der Pablo Neruda-Erinnerungen „Ich bekenne, ich habe gelebt“ stehen, so Heller. Und Bachers Tod sei „kein bloßer Verlust, sondern eine veritable Katastrophe“ für alle, die ihn kannten. Zuvor wies der Salzburger Domdechant Hans Walter Vavrovsky beim Requiem im Stephansdom auf Bachers Lebensmotto „Leben ist die Kraft zu bewegen“ hin, das auch das Sterbebild des früheren ORF-Generalintendanten zierte.

Begleitet von der Trachtenmusikkapelle Oberalm und einer Abordnung des Südtiroler Schützenbunds begab sich der Kondukt dann nach der Zeremonie in der Lueger-Kirche auf den Weg zu Bachers Ehrengrab.

Bacher Grab

ORF

Beisetzung in einem Ehrengrab

Im 90. Lebensjahr gestorben

Der ORF berichtete live von der Einsegnung und dem Begräbnis auf dem Wiener Zentralfriedhof. Ö1 widmet Bacher ein „Journal Panorama“ am Dienstag um 18.25 Uhr - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Der frühere ORF-Generalintendant war am 27. Juni im 90. Lebensjahr an den Folgen eines Schlaganfalls in Salzburg gestorben. 20 Jahre lang - mit Unterbrechungen - stand Bacher an der Spitze des Österreichischen Rundfunks und prägte die Medienszene - mehr dazu in Ex-ORF-Generalintendant Gerd Bacher tot.

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