Zivildiener: Sorge vor Engpass

Das Innenministerium kann den Bedarf an Zivildienern wegen zu großer Nachfrage nicht mehr wie bisher decken. Der Wiener Samariter-Bund fürchtet, dass ab Herbst Personal fehlen wird.

„Der Abdeckungsgrad reduziert sich von 95 auf 91 Prozent, aber es gibt keine Einsparungen oder Kürzungen im Zivildienstbudget, im Gegenteil: Das Budget wird erhöht“, so Karlheinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, gegenüber Radio Wien. Die Erhöhung um eine Million Euro reicht aber nicht aus, um alle angefragten Zivildienststellen zu besetzen. Laut Innenministerium liegt der Bedarf an Zivildienern in Wien bei 3.221 Stellen. Besetzt wurden bisher 3.003, und damit ist für heuer Schluss, zumindest für subventionierte Sozialorganisationen.

Ministerium wehrt sich gegen Aufrechnung mit Asyl

Als Grund für die geringere Zuteilung von Zivildienern wurden im Juni auch höhere Ausgaben für die Asylbetreuung genannt - mehr dazu in Zivildiener nicht finanzierbar wegen Asylbetreuung? (oe1.ORF.at; 24.6.2015). Karlheinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, wies das gegenüber „Wien heute“ zurück. „Wir haben einen Mehrbedarf beim Zivildienst. Dieser Mehrbedarf wird durch eine Erhöhung des Budgets gewürdigt. Wir haben auch einen Mehrbedarf beim Thema Flüchtlingsunterbringung. Diese zwei Themenbereiche gegeneinander aufzurechnen, dagegen verwehren wir uns ganz ausdrücklich“, sagte Grundböck.

Es habe heuer auch durch polizeiliche Großeinsätze höheren finanziellen Bedarf gegeben, etwa beim Bilderberg-Treffen in Tirol. „Niemand käme auf die Idee, das mit den Flüchtlingen aufzurechnen“, so Grundböck.

Zivildiener des Roten Kreuzes

APA/Hans Klaus Techt

Kürzungen ab Herbst spürbar

Beim Wiener Samariter-Bund rechnet man damit, dass die Kürzungen ab Herbst spürbar werden. „Es betrifft ja nicht nur den Samariter-Bund und andere Hilfsorganisationen. Junge Männer haben ihre Lebensplanung, und die wird von heute auf morgen über Bord geworfen“, meinte Martina Vitek-Neumayer vom Samariter-Bund.

Bei einer österreichweiten Volksbefragung hatten sich im Jänner 2013 fast 60 Prozent der Teilnehmer für eine Beibehaltung der Wehrpflicht und des Zivildienstes ausgesprochen. Schon im Vorfeld hatten Hilfsorganisationen damals vor einem Aus für den Zivildienst gewarnt.

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