Burka und Porno: Künstler regen auf

40.000 Klicks auf Youtube, Berichte in Zeitungen: Die Künstler „Wiener Schmäh“ sorgen mit Aktionen wie einer Burka-Motorradfahrerin oder U-Bahn-Pornos für Aufregung. „Wir sind offen gegen alle“, sagen sie im wien.ORF.at-Interview.

Porno schauen in aller Öffentlichkeit: Dies war vergangene Woche in der U4 des Öfteren der Fall. Alles nur ein Scherz. Genauso wie die Frau, die verschleiert mit einer Burka auf einem Motorrad durch Ottakring fährt. Hinter den „Pranks“, auf Deutsch Streiche, steckt die Künstlergruppe „Wiener Schmäh“, bestehend aus Sebastian Schmäh, Hans Hansen (beides Künstlernamen), Raphael Skrepek und Philipp Fröhlich. Die vier Wiener sind zwischen 25 und 30 Jahre alt.

1.400 Fans folgen der Gruppe auf Facebook. Den Namen „Wiener Schmäh“ haben die Burschen erst seit drei Wochen. „Wir machen viele freche, dreiste Sachen, daher passt der Name ganz gut“, sagt Sebastian. Zu den Vorbildern zählen „South Park“, „Monthy Python“ und die österreichischen Comedysendungen „Echt Fett“ und „Die Vier da“. Sie wären gerne Nachfolger von „Echt Fett": „Es ist unverständlich, dass es im österreichischen Fernsehen so ein Format nicht gibt. Auf YouTube gehen diese Videos am besten.“

Künstergruppe Wiener Schmäh

ORF / Laura Schrettl

Porno schauen in der U-Bahn als Sozialstudie

Die Aktion mit dem Porno-Video in der U-Bahn sei eine „Sozialstudie“ gewesen, sagt die Gruppe. Drei Personen wurden ausgewählt: ein Durchschnittstyp (Sebastian), eine Blondine und ein dunkelhäutiger Mann. Alle drei saßen in der U-Bahn, sahen sich Pornos auf Laptops an und warteten auf die Reaktionen der Fahrgäste. Sebastian sei bei der Aktion am häufigsten aufgefordert worden, den Porno auszuschalten, bei der Blondine hätten die Leute eher mitgeschaut und bei dem „großen, schwarzen Mann“, wie sie ihn nennen, hätte sich niemand etwas zu sagen getraut.

Das YouTube-Video der Porno-Aktion war ihr bisher größter Erfolg. Innerhalb von zwei Tagen zählte es laut „Wiener Schmäh“ 40.000 Klicks. YouTube hat es wegen der Nacktszenen gelöscht.

Bereits mit 13 Jahren haben zwei der Künstler begonnen, Spaßvideos zu drehen. Vor fünf Jahren haben sie ihre erste Folge für ihren YouTube-Kanal gedreht. Hauptsächlich machen sie es zu ihrem eigenen Vergnügen, trotzdem sei das Ziel, mit den Videos groß rauszukommen und das Hobby zum Beruf zu machen. „Wir wollen mit dem Projekt ein großes Publikum erreichen. Als Künstler willst du, dass die Leute dir zuhören und dich verstehen“ sagt Raphael. Eine Late-Night-Show, wie sie Harald Schmidt hatte, wäre Raphaels Traum, der sich als Schulabbrecher und Schriftsteller bezeichnet.

„Wir sind offen gegen alle“

Zweck der Videos sei, dass die Menschen nicht alles so ernst nehmen: „Wir wollen uns und den Rest der Welt entertainen und manchmal auch zum Denken anregen“ sagt Sebastian. Im Vordergrund steht der Spaß, politische Themen sind eher zweitrangig. Wobei für Raphael „eh alles“ Politik ist, wie er sagt. Wenn man sich mit den Burschen trifft, ist nicht immer klar, ob sie manche Aussagen ernst meinen oder nicht. Wahrscheinlich wissen sie das selbst nicht immer ganz genau, zumindest könnte man diesen Eindruck bekommen.

Wobei die Burschen behaupten, die Burka-Bikerin solle auch ein bisschen auf die Frauenunterdrückung in muslimischen Ländern anspielen. Allerdings wurde in den sozialen Netzwerken nur thematisiert, dass die Frau keinen Helm trägt. „Wir kennen kein Erbarmen, wir sind da recht tabulos, wir würden Vassilakou genauso verarschen wie Strache. Wir sind offen gegen alle“, sagt Raphael.

Versteckte Kamera: Nur mit Drogen Einlass in Club

Nicht alle finden die Scherze der Gruppe lustig, wie beispielsweise der Geschäftsführer eines Wiener Clubs. Sebastian gab sich als Türsteher aus und erklärte den Gästen, er könne nur Personen in den Club lassen, die Drogen dabei haben. Beim nicht eingeweihten Geschäftsführer kam die Aktion alles andere als gut an, da dieser nicht das Image eines Drogenclubs haben möchte. „Die Besucher haben zwar komisch geschaut und sich gedacht, will der mich verarschen, aber geglaubt haben sie es alle“, sagt Sebastian.

Die Polizei sei meist „ganz locker“. Während der Drehs sei es oft passiert, dass die Polizei gerufen wurde. „Die Leute sind immer ganz paranoid, machen oft Fotos und haben Angst, dass wir anfangen zu rebellieren und ihnen womöglich ihr Auto klauen“, sagt Raphael. Angezeigt wurden sie bisher nicht. „Wir scheißen uns einfach nichts, wir fordern das ja auch etwas raus.“ Als nächste Pranks sind eine Fortsetzung in der U-Bahn und eine Polizeiwerbung geplant.

Laura Schrettl, wien.ORF.at

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