Brutale Räuber vor Gericht

Vertagt wurde der Prozess gegen zwei Männer und zwei Frauen vor einem Wiener Schwurgericht. Sie sollen an zwei Überfällen auf betagte Pensionistinnen beteiligt gewesen sein. Beiden Überfällen gemeinsam ist die brutale Vorgangsweise.

Im April 2010 schlug die Bande erstmals zu. Drei der Täter sollen dafür extra aus Deutschland angereist sein. Der 37-jährige mutmaßliche Haupttäter soll begleitet von einer Komplizin an der Wohnung einer 85-jährigen, gehbehinderten Pensionistin geläutet haben. Dabei wachelte er mit einem Brief in der Hand vor dem Türspion und rief „Post für Sie“. Als die Frau öffnete, hielt er ihr den Mund zu, nahm der betagten Frau den Rollator weg und drückte sie zu Boden.

Er verlangte 300 Euro und den PIN-Code der Bankomatkarte. Doch die Frau hatte nur 200 Euro in der Tasche und keine Bankomatkarte mit Code. Stundenlang soll der Mann versucht haben, dennoch den Code zu bekommen. Um seine Forderung zu unterstützen, warf er sogar eine brennende Fernsehzeitung auf das Bett der Frau. Währenddessen hatte seine Komplizin Kerzenständer, Unterwäsche und Handtücher zusammengerafft. Schließlich fesselten die Räuber die Frau und ließen sie in der Wohnung zurück. Sie konnte erst am nächsten Tag von ihrem Sohn befreit werden.

Vier Jahre später ein ähnlicher Fall

Mehr als vier Jahre lang tappte die Polizei in dem Fall im Dunkeln. Es wurden in der Wohnung zwar DNA-Spuren gefunden, jedoch gab es in der Datenbank keinen Treffer. Im Dezember 2014 wurde schließlich eine 77-Jährige auf ähnliche Weise überfallen. Bei dem Raub waren wieder der 37-Jährige sowie die 41-jährige Beschuldigte und ein 35-jähriger Komplize im Spiel. Mit gelbem T-Shirt und einem Paket in der Hand gab sich der Hauptbeschuldigte als Postzusteller aus. Die 77-Jährige öffnete die Tür und die Männer drangen in die Wohnung ein, während die 41-Jährige auf der Straße aufpasste.

77-Jähriger zahlreiche Verletzungen zugefügt

Obwohl die Männer 14.000 Euro Bargeld sowie Schmuck im Wert von 10.000 Euro erbeuten konnten, wollten sie noch mehr. Sie planten, sich mit dem Opfer einige Tage in der Wohnung aufzuhalten und mit der Bankomatkarte der Frau jeden Tag den Höchstbetrag abzuheben.

Um die Frau wehrlos zu machen, soll der 37-Jährige dermaßen brutal auf die 77-Jährige eingeschlagen haben, dass diese massive Verletzungen erlitt. Gerichtsmediziner Wolfgang Denk dokumentierte unter anderem ein stumpfes Brustkorb- und Bauchtrauma mit Brüchen der sechsten bis neunten Rippe. Die zahlreichen Verletzungen der Frau waren so schwer, dass sie fast starb. Das Opfer, das sich mit symbolischen 100 Euro dem Verfahren anschloss, leidet seit der Tat unter schweren Dauerfolgen.

Polizeistreife kam zufällig vorbei

Aufgeflogen war die Bande, als der 35-jährige Komplize in Panik aus dem Fenster der Wohnung der 77-Jährigen sprang. Es hatte plötzlich jemand an der Tür der Frau geläutet. Bei der Landung brach er sich ein Bein. Eine zufällig vorbeifahrende Polizeistreife wollte helfen. Die Beamten bemerkten jedoch, dass etwas nicht stimmte. Sie fanden schließlich die lebensgefährlich verletzte Frau in ihrer Wohnung.

Nur eine Angeklagte bekannte sich schuldig

Die vier aus Bulgarien stammenden Verdächtigen sind unter anderem wegen schweren Raubes und Freiheitsentziehung angeklagt. Nur eine 41-jährige Frau bekannte sich vor dem Schwurgericht unter Vorsitz von Nina Steindl schuldig.

Ihr 35-jähriger Komplize gab zwar zu, in einer der Wohnungen Wertgegenstände an sich genommen zu haben, mit den brutalen Übergriffen will er nichts zu tun haben: „Ich wusste nicht, dass es um Raub geht. Wir wollten nach Wien kommen, um zu stehlen, aber es war mir nicht bewusst, dass auch Menschen verletzt werden“, sagte der 35-Jährige. Der Angeklagte gab an, vor dem 37-jährigen Haupttäter Angst gehabt und deshalb mitgemacht zu haben. Die beiden anderen Beschuldigten, eine 32-Jährige und ein 37-Jähriger, leugneten die Überfälle.

Verhandlung auf Oktober vertagt

Nach der Einvernahme von zwei Angeklagten am Nachmittag wird Schwurgerichtsvorsitzende Nina Steindl auf Oktober vertagen. Ein neuer Termin wurde für den 19. Oktober vereinbart, da eine Befragung von Zeugen mehr Zeit in Anspruch nehmen wird. Jene lebensgefährlich verletzte 77-Jährige ließ sich aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen, weil sie sich physisch und psychisch nicht in der Lage sieht, vor Gericht auszusagen.