„Farbenrausch“ im Leopold Museum

In Grün, Blau oder Violett leuchten die Wände im Untergeschoß des Leopold Museums. Dort ist bis 11. Jänner die große Herbstausstellung „Farbenrausch“ zu sehen, die sich ganz dem deutschen Expressionismus verschrieben hat.

Es sei ein „exzellenter Querschnitt des deutschen Expressionismus“, den man hier abdecken könne, betonte Franz Smola bei der Presseführung. Er hat gemeinsam mit Ivan Ristic die Ausstellung kuratiert. „Das sind sehr typische Werke einer weltberühmten Epoche.“ Ein Großteil der gezeigten Exponate stammt aus der Sammlung des Kooperationspartners Osthaus Museum Hagen, rund 30 Werke steuern das Leopold Museum und die Privatsammlung Leopold bei.

Dieser Auswahl habe man „ein Profil und Gestalt geben wollen“, so Ristic. „Es ging uns darum, dem Ganzen unsere eigene Handschrift zu verpassen.“ So galt es natürlich die Frage nach „der erzählerischen Abfolge“ zu beantworten, wobei sich eine Antwort schnell herauskristallisiert habe. Gegliedert hat man die insgesamt rund 140 Werke in acht große Themengebiete, die sich unterschiedlichen Ausprägungen des Expressionismus zu unterschiedlichen Zeiten widmen oder einzelne Künstlerpersönlichkeiten in den Fokus rücken.

Begegnung mit Ernst Ludwig Kirchner zu Beginn

Als „heroischer Galionsfigur“ (Ristic) begegnet man gleich zu Beginn Ernst Ludwig Kirchner, dessen „Bildnis Erich Heckel“ die überbordende Farblichkeit mit beinahe architektonischer Akkuratesse kombiniert.

Und nicht nur die „Malerfreundschaften“ der Dresdner Künstlergruppe Brücke wandten sich Anfang des 20. Jahrhunderts von der etablierten Ästhetik und bürgerlichen Vorstellungen ab. Körperliche Arbeit, die Rückkehr auf das Land und die Sehnsucht nach einer grundlegenden Natürlichkeit sind weitere Aspekte, die Eingang in das Schaffen der Maler fanden, während Otto Mueller wiederum mit seiner berühmten „Zigeunermappe“ diese Randgruppe porträtierte.

„Die Utopien sind zerschlagen worden“

Bestimmte zuvor „Farbe, Form, Ausdruck“ den Expressionismus, kam spätestens mit dem „Blauen Reiter“ in München eine „neue Geistigkeit“ zum Vorschein, so Osthaus-Direktor Tayfun Belgin. Bei Franz Marc, Wassily Kandinsky und Lyonel Feininger führte dies zur Abstraktion, wie etwa Feiningers „Gaberndorf“ eindrucksvoll zeigt. Der ersten Phase stehen in weiterer Folge Arbeiten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gegenüber.

„Die Utopien sind zerschlagen worden, die Vorstellungen der Expressionisten haben sich nicht eingelöst“, beschrieb Belgin die Stimmung. So zeige der „Expressionismus der zweiten Generation“ eine andere Kunst, mit der ihre Schöpfer „versucht haben, gegen die reaktionären politischen Verhältnisse anzukämpfen“. Beispielhaft dafür stünden u.a. Conrad Felixmüller und Max Pechstein.

„Parallaxis“ mit Tunnel aus Licht

Neben den historischen Positionen, die auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Werk Christian Rohlfs’ ermöglicht, begegnet man einer zeitgenössischen Besonderheit gleich im ersten Raum: Medienkünstler Virgil Widrich hat mit „Parallaxis“ eine Installation geschaffen, die allen voran mit dem Thema der Schau korrespondiert.

In der komplett abgedunkelten Umgebung können sich die Besucher unter vier von der Decke hängende Elemente legen, die von oben mit kunstvoller Licht- und Farbgebung bespielt werden. Eine zentrale Scheibe ist dabei von drei konzentrischen Ringen umgeben, wodurch ein Tunnel aus Licht entsteht - für Widrich „ein vertikaler Eingang in den Farben einer neuen Zeit“. Zu sehen ist dieser „Farbenrausch“ bis 11. Jänner 2016.

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