Augenkontakt-Experiment in Wien

Wieso weinen oder lachen zwei Menschen, wenn sie einander in die Augen schauen? Beim „World’s Biggest Eye Contact Experiment“ können heute in Wien Neugierige einem Fremden einige Minuten in die Augen schauen.

Das Augenkontakt-Experiment, eine Mischung aus Flashmob und Performance, wird am Stephansplatz initiiert. Gleichzeitig findet es auch in über 160 Städten der Welt statt. Rund 60 Helfer werden in Wien auch als aktive Augenkontaktpartner bereit stehen oder sitzen.

„Falls es regnet, werden wir uns eben unter Schirme stellen, das kann auch ein schönes Erlebnis sein“, sagt die Psychologin und Fotografin Cornelia Böhm, die das Experiment in Wien durchführt, gegenüber wien.ORF.at. Bei dem Experiment können sich alle so lange in die Augen sehen, wie sie wollen. „Ein, zwei Minuten als Richtwert sind vielleicht ganz angemessen, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden“, sagt Böhm.

Menschen haben Augenkontakt

Liberators International/Elliot Cahill

Das Experiment findet zum ersten Mal in Wien statt

Beim Augenkontakt wird alles andere egal

„Es ist für eine Stadt wie Wien eine schöne Aktion. Man kennt es ja von der U-Bahn oder der Straße, man schaut den Menschen nicht in die Augen, sondern eher weg, da die Hemmungen zu groß sind“, sagt Böhm. Wissenschaftliche Experimente zeigten zudem, dass Menschen die sich lange einander in die Augen sehen, in Trance geraten können, aber auch, dass Augenkontakt zu einem Verliebtheitsgefühl führen kann.

Veranstaltungshinweis

World’s Biggest Eye Contact Experiment, Donnerstag ab 17.00 Uhr auf dem Stephansplatz.

Und mitmachen kann jeder. „Bei unserem Experiment ist es egal, wer einem gegenübersteht, es zählt nur der Mensch. Jeder wird gleich behandelt, und man kann jedem in die Seele blicken, wenn er oder sie es zulässt“, sagt Böhm.

Menschen haben Augenkontakt

Liberators International/Elliot Cahill

Der Augenkontakt wird hergestellt

Die Liberators International, die das Event weltweit koordinieren, sind eine in Australien ansässige internationale Non-Profit-Organisation, die Menschen weltweit dazu einladen, über die gemeinsame Menschlichkeit nachzudenken und den globalen Wandel in friedvoller Weise durch verbindendes Tun miteinander zu gestalten.

Der Blick der Marina Abramovic

Manchem mag das Experiment bekannt vorkommen. Die Künstlerin und Performerin Marina Abramovic zeigte 2010 im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) die Performance „The Artist Is Present“. Hier saß Abramovic 75 Tage lang während der Öffnungszeiten auf einem Sessel, ihr gegenüber stand ein zweiter. So konnte sich jeder ihr gegenüber setzen und sich bedingungslos anschauen lassen.

Marina Abramovic. The Artist is Present

Marina Abramovic Archives, Museum of Modern Art NY

Marina Abramovic bei „The Artist is Present“ im MoMA

Dafür bot Abramovic in dieser Ausstellung Dinge an, die es im New York von heute - und damit in der westlichen Welt - nicht besonders häufig gibt: Sie spendierte ungeteilte Aufmerksamkeit, und das unter erheblichen eigenen Schmerzen. Sie verschenkte viel Zeit, und das in einer Stadt, in der die Menschen manisch auf ihre Smartphones tippen.

Viele, die im New Yorker MoMA den Blickkontakt mit Abramovic wagten, waren zu Tränen gerührt. Vielleicht werden am Stephansplatz auch ein paar Leute den Kopf heben, um mit jemandem einen Augenblick zu teilen.

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