Studie: Investitionsklima gefährdet Wohlstand

Eine aktuelle Studie der WU Wien zeichnet ein düsteres Bild der österreichischen Wirtschaft. Ein giftiger Mix aus fehlenden Reformen, hohen Steuern und schwachem Produktivitätswachstum drohe den Wohlstand zu erodieren, heißt es.

Der Standort Österreich verliere seit 2007 an Wettbewerbsfähigkeit, so die Studie. Aber es sei primär ein hausgemachtes Problem, das nicht auf die Konjunkturschwäche geschoben werden dürfe oder auf die Wirtschaftskrise in den Balkanländern, sagte die Wirtschaftswissenschafterin Eva Pichler am Mittwoch in Wien.

Es kranke an fehlenden Reformen, erdrückenden Steuerbelastungen und hoher Inflation im Vergleich zu anderen EU-Ländern. In Folge bewegen sich die Nettoinvestitionen der privaten Unternehmen seit Jahren auf einem Abwärtstrend, die Nettoinvestitionsquote der privaten Unternehmen ist seit dem Jahr 2000 von fast 14 auf rund fünf Prozent gesunken. Durch die fehlenden Investitionen wird auch wenig in technischen Fortschritt investiert, die Arbeitsproduktivität wächst seit Jahren kaum.

Das ungünstige Investitionsklima zeigt sich auch im aktuellen „Global World Competitiveness Report 2014/2015“: Beim Teilranking „Stärke des Investorenschutzes“ steht Österreich auf Rang 83 von 144 untersuchten Ländern.

Investition in Maschinen stagnieren

Pichler sieht die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie durch das sich verschlechternde Investitionsklima in Gefahr. Seit fünf Jahren hätten Investitionen in Maschinen stagniert. Der produktive Kapitalstock wächst nur noch langsam, wohingegen die Bevölkerung Österreichs rasch zunimmt.

Österreich fällt den Angaben zufolge seit 2005 bei den realen Wachstumsraten pro Kopf gegenüber Deutschland zurück. Seit zwei Jahren hinke man auch im EU-Vergleich hinterher.

Vor allem die Investitionen der Unternehmen zeigen eine ausgeprägte Schwäche, der öffentliche Sektor hingegen investiert kontinuierlich - trotz hoher Staatsverschuldung - weiter rund drei Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP). Die Quote der Staatsverschuldung betrug 2014 bereits 98 Prozent (laut OECD-Definition), die Steuerquote ist auf 50 Prozent des BIP gestiegen. Bei Investitionen ausländischer Unternehmen in Österreich meldete die Nationalbank, dass 2015 erstmals 150 Millionen Euro Eigenkapital aus Österreich abgezogen wurden.

Hohe Lohnstückkosten als Problem

In der aktuellen WU-Studie wird darauf hingewiesen, dass die Verschlechterung der heimischen Wettbewerbsfähigkeit - Österreich hat eine über 50-prozentige Exportquote - den fünfprozentigen Verlust an Weltexportmarktanteilen weiter anheize. Das Szenario, der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit inklusive hoher Inflationsraten und wachsender Staatsverschuldung kenne man aus anderen Ländern, etwa Spanien, Italien und zuletzt Griechenland, mahnte Pichler.

Ein großes Problem sind der neuen Studie zufolge die hohen Lohnstückkosten in Österreich, welche die Produktivität reduzierten. Im Zeitraum 2008 bis 2014 seien die Lohnstückkosten um 15,8 Prozent angestiegen. Zum Vergleich: In Deutschland betrug die Steigerung 15,7 Prozent. Jeder höhere Lohnabschluss verschärfe das Problem, so Pichler.

Nettolöhne in Österreich gesunken

Einer OECD-Studie zufolge sind in Österreich aber die Nettolöhne seit 2007 real um zwei Prozent gesunken. Als Hauptursache nennt die OECD geringe reale Bruttolohnsteigerungen und führt als zweiten Faktor die kalte Progression bei den Steuern ins Feld. Pichler sieht die Ursachen für Österreichs Strukturprobleme und die Zunahme der relativen Armut im Land in einer Reformverweigerung. Sie drängt auf tiefgreifende Änderungen in den Bereichen Steuern und Abgaben, Bildung, Gesundheit und Pensionen.

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