Frau erpresste Priester: Prozess vertagt

Am Donnerstag hätte sich eine 31-jährige Frau wegen versuchter Erpressung vor Gericht verantworten sollen. Sie soll einen Priester erpresst und Geld verlangt haben, weil er sie geküsst hat. Der Prozess wurde vertagt.

Der 61-jährige Priester ist schwer erkrankt, befindet sich in Spitalsbehandlung und konnte daher seiner Zeugenladung nicht nachkommen. Wann der Prozess fortgesetzt werden kann, ist unklar.

Küsse und Anrufe

Der Priester und die junge Ungarin, die für einen Tag nach Wien gekommen war, hatten einander im Dezember 2013 am Weihnachtsmarkt vor dem Stephansdom kennengelernt. Man kam zufällig miteinander ins Gespräch und tauschte am Ende Telefonnummern aus. „Er hat mich dann angerufen und mir gesagt, dass er mich sympathisch findet“, schilderte die 31-Jährige Ende September dem Gericht. Er habe sie eingeladen und ihr versprochen, die Kosten für die Anreise aus Ungarn zu übernehmen.

Fortan besuchte die junge Frau wöchentlich den 61-Jährigen, wobei er ihr ihren Angaben zufolge beim zweiten Mal beichtete, dass er Priester sei. Nach einem Monat habe er sie zum ersten Mal geküsst. Geschlechtsverkehr sei „kein Thema“ gewesen. Laut der Angeklagten hat sie der Priester von Anfang an auf eigenen Wunsch finanziell unterstützt. Sie habe das nicht zuletzt deshalb akzeptiert, weil das Verhältnis für sie eine Partnerschaft gewesen sei: „Wenn ich jemanden küsse, ist das für mich schon eine Beziehung.“ Außerdem habe er sie Tag für Tag jeden Morgen zwischen 8.00 und 9.00 Uhr in Ungarn angerufen und in längere Gespräche verwickelt.

Frau drohte mit Medien

Der Priester konnte infolge einer schweren Erkrankung seiner Zeugenladung im September nicht nachkommen. Gegenüber der Polizei hatte er das Kennenlernen anders geschildert. Demnach soll ihn die Frau angesprochen und erklärt haben, ihr Auto sei kaputt und sie habe kein Geld für eine Fahrkarte nach Sopron. Er habe ihr ausgeholfen und im weiteren Verlauf, als sich die Beziehung intensivierte, was nach Angaben des Seelsorger zweimaliges Küssen inkludierte, „aus Gutmütigkeit“ immer wieder Bargeld überlassen. Insgesamt habe sie rund 4.000 Euro bekommen. Nach dem Schlussmachen habe sie die inkriminierten 30.000 verlangt, ansonsten werde sie die Beziehung publik machen.

„Die Zuwendungen sind freiwillig erfolgt“, betonte Verteidiger Martin Semrau. „Ich hab’ das Geld nicht gezählt, aber es kann sein, dass es insgesamt 4.000 Euro waren“, räumte seine Mandantin ein. Die prozessgegenständliche Geldforderung schloss sie dezidiert aus: „Ich hab’ ihm nie gedroht. Er war sehr nett zu mir. Er war sehr fair. Er hat mich immer finanziell unterstützt.“ Er habe ihr sogar ein Vogelhäuschen gebastelt, das nun in ihrem Garten stehe.

Angeklagte präsentierte Fotos und Brief

Auf die Frage, weshalb der Priester sie angezeigt habe, meinte die 31-Jährige: „Ich glaube, er hat sich geschämt.“ Der Mann hatte nach dem angeblichen Erpressungsversuch die Polizei eingeschaltet und die Ungarin nach Absprache mit den Beamten zu einem finalen Treffen nach Wien gelockt. Als er ihr am Stephansplatz ein Kuvert übergab, wurde die Frau, deren Namen der Priester nicht gekannt haben will, angehalten.

In der ersten Verhandlung legte die Angeklagte allerdings einen mit Anfang September 2014 datierten Brief vor, den ihr der Geistliche nach Ungarn geschrieben hatte. Er wusste demnach sehr wohl, wie sie hieß und wo sie wohnte. Die 31-Jährige präsentierte dem Senat auch Fotos, die ihr der Priester überlassen haben soll, auf denen angeblich die vormalige Freundin des Mannes zu sehen ist, mit der er während seiner Zeit als Missionar in Südamerika liiert gewesen sein soll.