Ersatz-„Goldene Kamera“ für Teddy Podgorski

Für seine Sendung „Panorama“ bekam Thaddäus „Teddy“ Podgorski 1970 die „Goldene Kamera“ verliehen. Weil sie bei einem Einbruch aus seinem Haus im Burgenland gestohlen wurde, bekam er am Donnerstag eine Replik in Wien.

Bei der erneuten und nicht ganz so offiziellen Verleihung würdigte Gerhard Zeiler den Journalisten am Donnerstag als „Mr. Fernsehen“. Im Lokal „Gutruf“, in dem Podgorski den einen oder anderen Abend verbracht hat, versammelten sich Freunde und Wegbegleiter, um den ehemaligen ORF-Generalintendanten zu überraschen.

Eigentlich sei das schon zum 80er Podgorskis im Juli geplant gewesen, schilderte Fritz Wendl. Allerdings scheiterte man damals an der Beschaffung einer originalgetreuen goldenen Kamerastatuette. „Schade“, soll Podgorski damals gesagt haben, als man ihm im Nachhinein von den Bemühungen erzählte - was den Ehrgeiz der Freunde erneut angefacht habe.

Teddy Podgorski erhält am Donnerstag, 12. November 2015, im Rahmen einer Feier in einem Wiener Lokal eine Replik der Goldenen Kamera

APA/Hochmuth

Ersatz für gestohlene Auszeichnung aus dem Jahr 1970

Geborgte Kamera diente dann als Vorbild

Eine von Produzenten Helmuth Dimko geborgte Kamera diente dann als Vorbild der bronzenen „Goldenen Kamera“, die Podgorski nun überreicht wurde. Dann habe nur noch ein Laudator gefehlt, denn es sei nur „der Würdigste gerade gut genug gewesen“, scherzte Wendl.

Glücklicherweise war Medienmanager Gerhard Zeiler schnell überzeugt. Dieser erinnerte sich zunächst an das erste Mal, als er Podgorski „leibhaftig“ gesehen hatte - nämlich kurz nach seinem Rücktritt als Fernsehintendant 1979. Schon damals habe der spätere Generalintendant Haltung bewiesen. „Haltung und Podgorski, das ist nicht auseinanderzudröseln. Das ist in deiner DNA“, meinte er.

Das sei auch das erste Wort gewesen, dass ihm einfalle, wenn er an Podgorski denke, erklärte Zeiler. Das zweite sei „Original“: „Es gibt keinen Zweiten wie dich“, lobte er, was Podgorski selbst lakonisch mit „Gott sei Dank“ kommentierte. Müsste er den Ex-Generalintendanten beschreiben, denke er außerdem an „Rebell“, so Zeiler - denn Podgorski habe sich Zeit seines Leben aufgelehnt: gegen politischen Proporz, gegen „so manchen Selbstbedienungsladen am Küniglberg“, gegen Stillstand und Mittelmaß.

Erfinder zahlreicher Sendungen

Gegen jeden Rat habe sich der 1990 zur Wiederwahl angetretene Generalintendant entschieden, in einem „profil“-Interview zu sagen was er denke - nämlich dass die Betriebsräte aus demokratiepolitischen Gründen den Intendanten nicht wählen sollten, „wissend, dass du so deinen Job gefährdest - du bist angstbefreit“, urteilte Zeiler. Dass dem dann auch wirklich so gewesen sei und Podgorski nicht wiedergewählt wurde, ärgere ihn bis heute, meinte der Medienmanager. „Ich war mir so sicher, dass wir gewinnen.“

Zudem sei Podgorski als Erfinder der „Zeit im Bild“, der „Seitenblicke“, des „Universums“, von „Panorama“ oder „Jolly Joker“ der „genialste Geschichtenerzähler, der mir je in meinem Leben untergekommen ist. Du hast eine hundertprozentige Hit-Rate, das macht dir keiner nach“, schwärmte Zeiler. Podgorski sei ein Künstler - ein Lebenskünstler sowieso, aber auch mit „Talent, Können, Leidenschaft und Charisma“ ausgestattet. „Du warst nie laut, eher leise, aber wenn du in einen Raum gekommen bist, waren alle still“, erinnerte sich Zeiler, der in den Jahren der Generalintendanz eng mit Podgorski zusammengearbeitet hat.

Zeiler würdigte „Mr. Fernsehen“

„Es war eine wunderbare Zeit“, urteilte der Medienmanager. Nur eines werfe er dem ehemaligen Generalintendanten bis heute vor: Seinen Vertrag als Generalsekretär des ORF hätte Podgorski nur unter einer Bedingung unterzeichnet - nämlich dass Zeiler mit dem begeisterten Flieger in Trausdorf eine Runde drehe. „Und das einem, der damals vor Flugangst in die Hose gemacht hat“, erinnerte sich der Laudator. Nach diesem Erlebnis sei seine Flugangst konsequenterweise abgeklungen - „ich hatte das Schlimmste überlebt“.

Weil man in Österreich sei, brauche der ehemalige Generalintendant zu seiner Lebenswerk-Kamera auch einen Titel, befand Zeiler und lieferte diesen dann auch gleich: „Du bist - völlig konkurrenzlos, da kann dir niemand das Wasser reichen - Mr. Fernsehen.“

Der Geehrte selbst - „an der Grenze der Rührung, das ist immer gefährlich, aber auch eine Alterssache“ - wunderte sich hingegen über die so positiv ausfallende Laudatio. Denn: „Wir waren diese vier Jahre verheiratet - da kann man auch anderes erzählen“, meinte er in Richtung Zeiler. Er sei „wirklich sehr glücklich“ über die fast schon „kafkaeske“ Geschichte, die ihn wieder mit seiner „Goldenen Kamera“ vereint habe. Die neue werde er vielleicht gleich im „Gutruf“ aufstellen - „das ist vielleicht die Garantie, dass sie nicht gestohlen wird“.