Böhler-Spital will Kapazität erhöhen

Das Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus in Wien-Brigittenau will die Versorgung schwer verletzter Patienten verbessern. Konkret soll die Kapazität des Schockraums erhöht werden. Das Problem: Die Personalkosten würden deutlich steigen.

Derzeit liegt die Verfügbarkeit des „Emergency Room“ bei durchschnittlich rund zwei Drittel, erklärte Thomas Hausner, medizinischer Leiter des Lorenz-Böhler-Unfalkrankenhauses, am Donnerstag. Die restliche Zeit ist der hoch technisierte Schockraum entweder durch einen Patienten belegt oder wegen mangelnden Personals gesperrt.

Schild Unfalkrankenhaus Lorenz Böhler

ORF.at/Dominique Hammer

Durch ein neues Konzept wäre der Schockraum im Lorenz-Böhler-Spital besser zu nutzen

30 zusätzliche Mitarbeiter notwendig

Im Unfallkrankenhaus Meidling, das wie das UKH Lorenz Böhler von der AUVA betrieben wird, hatte man vor drei Jahren ähnliche Werte. Dann verbesserte sich das Verhältnis mit einem neuen Konzept schlagartig. Eine eigene Mannschaft ist nur für die Akutversorgung zuständig, für die unmittelbare Behandlung danach - etwa Operationen - wird der Schwerverletzte sofort anderen Teams übergeben.

Dadurch ist die Schockraum-Truppe so gut wie sofort für den nächsten Fall einsatzbereit, erklärte der ärztliche Leiter im UKH Meidling, Christian Fialka. Allein im ersten Halbjahr 2015 lag die Nicht-Verfügbarkeit jedes Monat - mit Ausnahme Mai - lediglich im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

„So etwas hätten wir auch gerne“, wünscht sich Hausner, verweist aber auf den „Kostendruck“. Denn um in Meidling dieses Pilotprojekt betreiben zu können, brauchte es zusätzlich 30 - teils hoch spezialisierte - Mitarbeiter. Das macht allein an Personalkosten 1,6 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich aus, rechnete Fialka vor. Er sieht in diesem Konzept der Schwerstverletzten-Versorgung allerdings die Zukunft, weshalb man mit Bund und Land diesbezüglich verhandeln müsse.

Zusammenlegung von Spitälern nicht absehbar

Schon länger überlegt die AUVA, ihre Spitäler und Reha-Zentren im Raum Wien an einem Standort zusammenzulegen. Eine Machbarkeitsstudie, die bereits seit eineinhalb Jahren vorliegt, bewertet eine derartige Verschmelzung als wirtschaftlich und medizinisch sinnvoll. Eine Entscheidung war schon für das heurige Frühjahr angekündigt worden, sie ist aber noch immer nicht absehbar.

Hausner argumentierte, dass derlei Schritte freilich mit dem städtischen Krankenanstaltenverbund bzw. der laufenden Wiener Spitalsreform, die ebenso Standortkonzentrationen bzw. Schwerpunktkrankenhäuser vorsieht, abgestimmt werden müssten. Er rechnet aber mit baldigen „Weichenstellungen“. Derzeit gibt es neben dem Lorenz-Böhler-Krankenhaus und dem Standort Meidling ein ebenfalls dort angesiedeltes Reha-Zentrum sowie die Reha-Anstalt Weißer Hof in Klosterneuburg.

Eingeschränkter Nachtdienst seit 2013

Seit zwei Jahren hat das Böhler-Spital den Betrieb in der Nacht eingeschränkt. In der Unfallambulanz werden zwischen 22.00 und 6.00 Uhr nur noch akute Notfälle versorgt, Leichtverletzte hingegen an andere Spitäler verwiesen - mehr dazu in Ambulanz schränkt Betrieb ein (wien.ORF.at; 1.7.2013).

In den nächsten Tagen feiert das Krankenhaus seinen 90. Geburtstag, Lorenz Böhler war erster ärztlicher Leiter im weltweit ersten Unfallkrankenhaus, das am 1. Dezember 1925 zunächst mit 52 Betten seinen Betrieb in der Webergasse in Brigittenau - dem heutigen Sitz der AUVA-Landesstelle - aufgenommen hatte.

Damals war die Behandlung allerdings noch ein hartes Stück Arbeit für die Patienten. Diese mussten - etwa nach einem Wirbelbruch - mehrere Wochen lang sechs Stunden trainieren, Gipsmieder und schwere Säcke auf dem Kopf inklusive. „Wenn wir das heute machen würden, würden wir direkt in der Justizanstalt Josefstadt landen“, mutmaßte Hausner.

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