Poledance am Heiligen Abend

Poledance bedeutet nicht mehr Rotlichtmilieu, sondern ist als Sportart anerkannt. In Wien gibt es sogar weihnachtliche Workshops für den Tanz am Heiligen Abend. Auch eine Ö-Norm ist geplant.

Mädchen in glitzernden Oberteilen und roten Röckchen tanzen an der Stange zu den Klängen von „Santa Baby“. Bei Polearts beginnen bereits die Vorbereitungen für Weihnachten, damit „der Liebste am Heiligen Abend überrascht werden kann“, sagt Mona Arbinger, die Leiterin des Poledance-Studios.

Poledance-Mädchen an der Stange

Elfenbein-Poledance

Mädchen bei der Aufführung von Elfenbein-Poledance

Auch bei Elfenbein-Poledance wird eifrig geübt. „Jedes Jahr findet vor Weihnachten unser traditioneller Auftritt statt, wo die Mädchen ihr Können präsentieren. Poledance ist ja nicht unbedingt etwas, was alle in der Öffentlichkeit machen wollen. Aber in unseren Räumlichkeiten ist es okay für sie“, sagt Shannon Hancock, die Besitzerin. Rund 150 Besucher werden den Frauen dabei zusehen, wie sie allein, zu zweit oder in einer Gruppe an der Stange im mit Nadelbaumzweigen und Lichtern geschmückten Raum tanzen.

Poledance in der Sportlandschaft angekommen

Bei Elfenbein-Poledance wird noch vor Weihnachten auch ein spezieller Lapdance-Workshop angeboten. „Da lernt man Abläufe, wie man den Liebsten, der in einem Sessel sitzt, tänzerisch beglückt“, so Hancock. Waren Lapdance, Poledance und Co. früher hauptsächlich aus dem Rotlichtmilieu bekannt, wurde der Stangentanz als Sportart in den letzten Jahren immer populärer.

„2012 hat es einen regelrechten Hype gegeben. Da haben sehr viele Studios in Wien eröffnet. Mittlerweile hat sich das eingependelt. Ich glaube, Poledance ist jetzt in der Mitte der Gesellschaft angekommen und wird als Sport angesehen“, so Arbinger. Sie eröffnete 2010 als eine der Ersten ein Studio in Wien. Seit 2013 gibt es in Österreich sogar jährlich den „Miss und Mister Poledance“-Contest, den Arbinger im selben Jahr gewonnen hat.

„Wenn dir das Geld ausgeht, kannst du strippen“

Während des Hypes sind auch Isabelle V. und Maria M. (Namen auf Wunsch geändert) zu Poledance gekommen. Die zwei jungen Frauen sehen den Sport als „perfekten Ausgleich zum Arbeitstag“, der „Elemente aus Tanz, Akrobatik und Muskelaufbau perfekt miteinander verbindet“.

Für die Familie von Isabelle V. war es kein Problem, als sie erzählt hat, dass sie mit Poledance begonnen hat. „Es hat keiner einen Vergleich mit dem Rotlichtmilieu gezogen. Als ich dann zum ersten Mal Fotos hergezeigt habe von bestimmten Figuren, waren alle begeistert, wie ästhetisch das aussieht. Meine Schwestern machen manchmal Witze und sagen ‚Na, wenn dir das Geld ausgeht, kannst du strippen gehen‘, aber das ist nie ernst gemeint."

Zwei Mädchen beim Stangentanz

Elfenbein-Poledance

Zwei Mädchen beim Stangentanz

Die Arbeitskollegen sollen dennoch nichts davon wissen. „Es ist trotzdem nach wie vor dieser Beigeschmack dabei. Deswegen mag ich das nicht in die Öffentlichkeit tragen. Ich würde auch nie Fotos in den Sozialen Netzwerken hochladen. Ich mache das nur für mich, weil es mir guttut“, sagt Isabelle V. Bei öffentlichen Veranstaltungen aufgetreten ist bisher keine der beiden Frauen.

Ö-Norm für nicht gesellschaftliche Tänze geplant

Maria M. mag es aber schon, ab und zu in Bars, wo es Stangen gibt, „ein paar Moves herzuzeigen. Es ist aber keineswegs obszön. Sondern ich habe dann Jeans an, und es sind einfach Figuren, die schön aussehen.“ Abseits vom Training und diversen Bars trainieren die zwei jungen Frauen auch viel zu Hause. Beide haben eine Stange in ihrer Wohnung, wo sie „mindestens zweimal in der Woche trainieren“.

Wie viele Poledance-Studios es derzeit in Wien gibt, kann laut der Wiener Wirtschaftskammer (WKO) nicht genau gesagt werden. „Es handelt sich um ein freies Gewerbe, es ist nicht reglementiert. Das heißt, jede und jeder kann ein Studio eröffnen. Wir arbeiten aber gerade eine Ö-Norm für nicht gesellschaftliche Tänze aus, die spätestens Ende 2016 erscheinen wird“, so Klaus Vögel, Geschäftsführer der Freizeit- und Sportbetriebe. „Diese Ö-Norm ist dann eine reine Qualitätsempfehlung. Das heißt, jene Betriebe, die diese Norm erfüllen - also bezüglich Ausstattung der Studios und Einhaltung der Lehrpläne -, können das ausweisen.“

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