Nähwerkstatt hilft bei Integration

Die Frauen tragen ein Kopftuch, sprechen kaum deutsch, haben keine richtige Berufsausbildung: Ein Projekt des Vereins „Nachbarinnen“ in Wien hilft Frauen, für die ein Eintritt in die Arbeitswelt sonst nur sehr schwer vorstellbar ist.

„Ich bin drei Jahre schon gewartet, ich bin AMS anmelden, ich warte schon drei Jahre“: Die Näherin Meryem Akyol ist eine aus der Gruppe von acht Türkinnen und einer Ägypterin, die in der Nähwerkstatt des Vereins „Nachbarinnen“ in Favoriten arbeiten.

Für sie alle ist es ohne Schulabschluss und ohne Deutschkenntnisse schwer, einen ordentlichen Job zu bekommen. In der Werkstatt würden die Frauen lernen, professionell zu sein, um sich für die Zukunft in der Arbeitswelt zu entwickeln und dann damit auch Geld zu verdienen, so Meryem Schik, Betreurin im Verein.

Mit 56 Jahren den ersten Beruf erlernen

Eine der Näherinnen lebt seit 15 Jahren in Österreich. Im März erfuhr sie von dem Projekt und entschied sich, trotz ihres Alters von 56 Jahren doch noch einen ordentlichen Beruf zu erlernen. Einfach nur zu Hause zu sitzen oder immer nur spazieren zu gehen, sei nichts für sie.

Integrationsprojekt Nähwerkstatt

Sie tragen ein Kopftuch, spechen kaum deutsch, haben keine richtige Berufsausbildung und sind daher auch schwer vermittelbar. - und werden deshalb oft als „integrationsunwillig“ abgeurteilt.
Aber Integration ist nicht nur eine Frage des Wollens sondern auch der Möglichkeiten - die Voraussetzungen dazu sind denkbar unterschiedlich.
Ein neues Projekt des „Nachbarinnen“-Vereins in Wien hilft jetzt genau diesen Frauen die sich schwer tun beim Eintritt in die Arbeitswelt.

Für die Frauen ist die Arbeit als Näherin der allererste Job in ihrem Leben. In der Nähwerkstatt bekommen sie ein spezielles Arbeitstraining inklusive Deutschkurs. Durch den Kontakt mit den Kolleginnen haben die sonst isolierten Frauen endlich auch die Möglichkeit, auf Deutsch zu kommunizieren.

Projekt steht auf wackligen Beinen

Die Nähwerkstatt ist in Österreich eines der wenigen Arbeitsprojekte für Migrantinnen.

TV-Hinweis:

Heimat, fremde Heimat, 22.11.2016, 13.00 Uhr, ORF 2

Die Leiterin, Christine Scholten, bemüht sich um Förderungen und mehr Aufträge. Denn durch den Verkauf ihrer eigenen Produkte allein kann sich die Nähwerkstatt nicht finanzieren. Alles steht auf wackeligen Beinen: „Es wäre echt fein, wenn wir dafür auch kontinuierlich uns auf das Geld verlassen können, das wir da bekommen und nicht jedes Jahr wieder als Bittsteller kommen müssen mit der Sorge, es wird abgewiesen“, sagt Scholten.

Die Sorgen sind akut. Die Frauen wollen ihren Job in der Nähwerkstatt zwar am liebsten gar nicht mehr hergeben. Doch das Geld reicht nur noch für ein weiteres Jahr.

Aktiv auch in Flüchtlingssiedlung Macondo

Hilfe zur Selbsthilfe: Wo der Integrationsbericht 2015 Mängel aufzeigt, setzt das Projekt „Nachbarinnen“ an. Mithilfe von Frauen, die die selbe Sprache sprechen, sollen Migrantinnen und Flüchtlinge aus der Isolation geholt werden - mehr dazu in „Nachbarinnen“ helfen bei der Integration.

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