Forstinger-Zentrale verlässt Wien

Wieder verlässt ein Betrieb Wien: Die Autozubehörkette Forstinger hat angekündigt, ihre Firmenzentrale von Wien nach Niederösterreich zu verlegen. Als Anreiz dient unter anderem eine Förderung in der Höhe von 100.000 Euro.

An den neuen, kleineren Standort kommen Zentralverwaltung und Logistik mit 50 bis 60 Arbeitsplätzen, sagte CFO Martin Schmid-Schmidsfelden. Der Mietvertrag im Gebäude in der Richard-Strauss-Straße 28 in Wien-Liesing, seit rund 30 Jahren Firmensitz von Forstinger, läuft im Herbst 2016 aus. „Das Gebäude ist zu groß geworden, der Standort in Traismauer ist in etwa halb so groß“, sagte Schmid-Schmidsfelden. Mit der Abwanderung will das Management Kosten sparen, erklärte Forstinger-Geschäftsführer Klaus Müllner.

Traismauer fördert Ansiedlung mit 100.000 Euro

Der neue Standort in der Venusberger Straße in Traismauer wurde durch den Umzug von Böhler Uddeholm Precision Strip nach Kematen an der Ybbs (Bezirk Amstetten) frei. Forstinger ziehe in ein bestehendes Gebäude ein, der Vermieter werde die Adaptierung vorfinanzieren, so Schmid-Schmidsfelden. Auch die Stadtgemeinde Traismauer will dem Unternehmen entgegenkommen: Der Gemeinderat werde in seiner nächsten Sitzung am kommenden Mittwoch eine Förderung für die Ansiedelung beschließen, sagte Bürgermeister Herbert Pfeffer (SPÖ) auf APA-Anfrage.

Laut Schmid-Schmidsfelden wurden von Traismauer 100.000 Euro an Förderung zugesagt, dazu werde das Unternehmen bei der Kommunalsteuer begünstigt. Die Unternehmensansiedlung bringe mindestens 60.000 Euro pro Jahr an zusätzlichen Kommunalsteuer-Einnahmen für Traismauer, sagte die Klubsprecherin der Bürgerliste „Miteinander in Traismauer“ (MIT), Gemeinderätin Elisabeth Wegl. Wenn Forstinger mit bis zu 90 Mitarbeitern nach Traismauer ziehe, wären es sogar bis zu 90.000 Euro.

Kein Stellenabbau geplant

Ob alle Mitarbeiter der Zentrale nach Traismauer übersiedeln, steht laut dem Forstinger-Management aber noch nicht fest. 25 Beschäftigte sollen an einen anderen Standort in Wien übersiedeln. Ein Stellenabbau sei im Zuge des Umzugs jedenfalls nicht geplant. Gesunken ist hingegen die gesamte Mitarbeiterzahl bei Forstinger - von 894 Mitarbeiter 2014 auf derzeit an die 800 Beschäftigte.

Forstinger steht seit diesem Frühjahr im Eigentum der PS Markt GmbH, die Anteile werden von der CMC Capital Management Consulting von Schmid-Schmidsfelden und Forstinger-Geschäftsführer Klaus Müllner gehalten. Für das Jahr 2015 erwartet Forstinger mit 115 Filialen 113 Mio. Euro Umsatz, nach 114 Mio. (statt der geplanten 120 Mio. Euro) ein Jahr zuvor. Im Geschäftsjahr 2015/16 (der Bilanzstichtag wurde auf den 30. September verlegt) werden nach Verlusten 2014 und 2015 schwarze Zahlen angepeilt. „Das wird aber schwer werden“, so Schmid-Schmidsfelden.

Weitere Firmen wandern von Wien ab

Auch die Schwedenbomben der Firma Niemetz werden nicht mehr in Wien, sondern in Wiener Neudorf hergestellt. Derzeit wird die alte Niemetz-Fabrik in Wien abgerissen - mehr dazu in Alte Niemetz-Fabrik wird abgerissen. Der Marmeladenhersteller Staud’s in Ottakring entschied sich noch nicht, ob der Betrieb nach Niederösterreich abwandern soll - mehr dazu in Staud’s: Keine Entscheidung über Abwanderung (wien.ORF.at; 26.5.2015).

Die Wirtschaftskammer macht sich seit längerem Sorgen um die Industrie in Wien: Fehlende Flächen und zu viel Bürokratie würden den Betrieben in Wien das Leben schwer machen. Sie fordert daher einen Umwidmungsstopp von Industrieflächen in Wohnraum - mehr dazu in WK: Keine Betriebsflächen für Wohnraum (wien.ORF.at; 3.9.2014). Experten warnen sehen ein Wettrennen um Firmen zwischen Wien und Niederösterreich. Wien müsse mehr tun, um sich als Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen - mehr dazu in Wien und NÖ: Wettrennen um Firmen (wien.ORF.at; 4. 8.2014).