AMS: Rasche Qualifikation für Flüchtlinge

Angesichts des erwarteten Anstiegs der Zahl anerkannter Flüchtlinge spricht AMS-Chefin Petra Draxl von einer „enormen Herausforderung“. Die Stadt will mit Deutschkursen und Ausbildungen gegensteuern.

Zielpunkt und AGO erschüttern den ohnehin schon angespannten Wiener Arbeitsmarkt - mehr dazu in Zielpunkt-Pleite betrifft 1.285 Mitarbeiter in Wien und Personalvermittler AGO: 278 Jobs gefährdet. Das Arbeitsmarktservice ist nicht nur angesichts stetig steigender Zahlen bei der Arbeitslosigkeit gefordert - mehr dazu in Zahl der Arbeitslosen weiter gestiegen, sondern muss auch anerkannte Flüchtlinge am Arbeitsmarkt unterbringen.

Zielpunkt-Ziel: „Wiederbeschäftigung in einem Jahr“

Die Zielpunkt-Pleite passiere in keiner einfachen Situation, sagte Draxl am Donnerstag im „Wien heute“-Interview mit ORF-Wien-Chefredakteur Paul Tesarek. Sie hoffe, „dass Firmen priorisiert diese Mitarbeiter aufnehmen“. Sie gehe davon aus, dass unmittelbar 50 Prozent rasch untergebracht werden könnten und die zweite Hälfte von Auffangmaßnahmen profitieren könne. Draxl: „Wir hoffen, über unterschiedliche Instrumentarien in einem Zeitraum von über einem Jahr den Großteil doch wieder in Beschäftigung bringen zu können.“

Nicht betroffen sind übrigens die 69 Lehrlinge von Zielpunkt. Sie können ihre Ausbildung bei anderen Handelsunternehmen fortsetzen und abschließen. Am 17. Dezember gibt es einen „Recruiting Day“ für Zielpunkt-Mitarbeiter, an dem sich Beschäftigte der Kette für alle möglichen Positionen bewerben können. Wiener Zielpunkt-Mitarbeiter können sich an den waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) wenden, wo sie finanziert von der Stadt Wien Gelegenheit für Ausbildungen vom Lehrabschluss bis hin zu einer vollständig neuen Berufsausbildung bekommen.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Reaktion auf AMS-Prognose

Die Stadt Wien will mit Deutschkursen und Ausbildungsmaßnahmen anerkannte Flüchtlinge in die Arbeitswelt integrieren.

Zahl anerkannter Flüchtlinge steigt rasant

Derzeit gibt es in Wien rund 13.700 anerkannte Flüchtlinge. Laut Draxl ist für das nächste Jahr eine Verdoppelung dieser Zahl und dann im Jahr darauf erneut eine Verdoppelung zu erwarten. Das sei eine „enorme Herausforderung“ für das AMS, so Draxl. „Wir müssen rasch schauen, dass die Menschen unsere Sprache lernen, rasch schauen, welche Qualifikationen sie mitbringen und rasch schauen, wo sie in Österreich, nicht nur in Wien, Beschäftigung finden können.“

Dass diese Zahlen für all jene, die schon arbeitslos sind oder von Arbeitslosigkeit bedroht sind, erschreckend sein könnten, sei ihr klar. Draxl sprach sich dafür aus, Flüchtlinge fair auf ganz Europa zu verteilen: „Dann wäre das Problem viel geringer.“ Allerdings brauche es dafür eine adäquate Politik in Europa, die vorangetrieben werden müsse.

Studiogespräch Petra Draxl

Die Chefin des AMS Wien im Gespräch mit ORF Wien-Chefredakteur Paul Tesarek über die Bewältigung der Zielpunkt-Pleite und Flüchtlingsfragen.

Aufreger getrennte Kompetenzchecks

Dass das AMS Wien Kompetenzchecks für Araber nach Frauen und Männer getrennt abhält, sorgte für Aufregung, unter anderem bei Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) - mehr dazu in AMS verteidigt getrennte Kompetenzchecks. Draxl verteidigte dies erneut auch im „Wien heute“-Interview. Während etwa bei Tschetschenen die Verteilung von Männern und Frauen gleich sei, sei diese bei der Gruppe die Farsi spreche, also bei Irakern, Iranern, Afghanen und Syrern, etwa im Verhältnis von 80:20, also 80 Prozent Männer und 20 Prozent Frauen.

Da macht es laut Draxl „einfach Sinn, frauenspezifische Aktivitäten zu setzen und die Frauen auch zu stärken, damit sie rasch in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Weil wir sonst Gruppen haben, wo zehn Männer und zwei Frauen sitzen. Das ergibt wenig Sinn.“

Link: