Politisch vernetzte Vorstände verdienen besser

Wovon hängt die Höhe von Managergehältern ab? Ein Einflussfaktor in Staatsunternehmen ist offenbar die politische Vernetzung von Geschäftsführung und Aufsichtsrat. Das legt eine Studie der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien nahe.

Konkret untersuchten die Autoren 724 Vorstände und Aufsichtsräte in Staatsunternehmen des Bundes auf ihre politische Vernetzung. Konservativ bewertet standen 22,5 Prozent der ÖVP nahe, 20 Prozent der SPÖ und vier Prozent anderen Parteien. Aus den vom Rechnungshof (RH) veröffentlichten Einkommensdaten wurden Rückschlüsse auf das Jahreseinkommen des Managements angestellt (Stand 2008): Durchschnittlich wurden 177.453 Euro ausgezahlt - wobei die Unterschiede durchaus beachtlich ausfallen: von 63.900 bis 715.400 Euro je Vorstandsmitglied.

Gezeigt hat die Untersuchung, dass die Vorstände in Unternehmen mit politisch gut vernetzten Managern und Aufsichtsräten besser verdienen. Für die Einkommenshöhe war die politische Vernetzung deutlich wichtiger als andere Faktoren wie etwa die Größe des Unternehmens (gemessen an der Mitarbeiterzahl) oder die Branche. Und wo Beamte im Aufsichtsrat saßen, waren die Einkommen des Managements tendenziell niedriger.

Ergebnisse mit Vorsicht zu sehen

Allerdings betont Studienautorin Renate Meyer vom Institut für Organization Studies der WU, dass die Ergebnisse durchaus mit Vorsicht zu genießen sind. Denn der RH veröffentlicht nur die Durchschnittsgehälter des gesamten Vorstands einer Firma, nicht aber die Gehälter einzelner Manager. „Derjenige, der viel verdient, muss also nicht unbedingt der sein, der auch politisch vernetzt ist“, gibt Meyer zu bedenken.

Für grundsätzlich problematisch hält Meyer politische Postenbesetzungen nicht, wie sie der APA sagte. „Kein Mensch würde von privatwirtschaftlichen Eigentümern verlangen, dass sie sich aus den Aufsichtsgremien zurückziehen“, zeigt sich Meyer bezüglich solcher „Entpolitisierung“ skeptisch. „Wenn man argumentiert, dass in einer repräsentativen Demokratie das Kräfteverhältnis und die Wünsche der Bürger, die ja Eigentümer der Organisationen sind, in der Proporzverteilung abgebildet sind, würde grundsätzlich nichts dagegen sprechen“, meint Meyer.

Allerdings muss aus Sicht der Autoren unterschieden werden, ob die Besetzung von Posten der Kontrolle des jeweiligen Unternehmens im Sinne der legitimierten Regierungspolitik dient oder lediglich der Belohnung treuer Weggefährten. Und hier legt die im „International Public Management Journal“ veröffentlichte Studie nahe, dass der Belohnungsaspekt doch eine gewisse Rolle spielt.

Spitzengehälter bei Post, ÖBB & Co.

Einen Vergleich zwischen dem Gehalt des Bundeskanzlers und jenem von Managern in staatsnahen Betrieben hat der Rechnungshof kürzlich gezogen: 74 Manager verdienten 2014 mehr als des Kanzlers 295.393 Euro brutto. Davon arbeitete jeder Vierte bei den ÖBB und jeder Fünfte beim Stromkonzern Verbund. Auch bei den Krisenbanken Hypo Alpe-Adria und Kommunalkredit verdienten einige Manager mehr als der Kanzler. Die Spitzengagen gab es bei der Post AG, wo vier Vorstände im Schnitt 1,6 Mio. Euro verdienten. Dahinter kam lange nichts. Die Kluft zu den Mitarbeitergehältern wurde wieder größer, sie beträgt nun im Schnitt das Vierfache - mehr dazu in news.

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