AMS: Flüchtlinge haben Schulungsbedarf

Das Arbeitsmarktservice (AMS) versucht in Kursen mehr über Qualifikationen von Flüchtlingen zu erfahren. Bei einem Pilotprojekt zeigt sich, dass es vor allem für Flüchtlinge aus Afghanistan großen Schulungsbedarf gibt.

Vielen Flüchtlingen aus Afghanistan fehlt es laut AMS an Grundlagen wie der deutschen Sprache, einem Schulabschluss oder Berufserfahrung. 170 Farsi sprechende Flüchtlinge - vor allem aus Afghanistan - sind etwa im Bildungsinstitut in Meidling zum Kompetenzcheck des AMS angetreten.

Flüchtlinge bei AMS-Kurs

ORF

Vor allem Männer aus Afghanistan haben Schulungsbedarf

Ein Fünftel ohne Schulbildung

Nur fünf der 170 sind Akademiker, rund 40 Prozent haben nur eine schulische Grundbildung oder Pflichtschulniveau, ein Fünftel hat gar keine Schulbildung. „Die Flüchtlinge aus Afghanistan sind größtenteils in jungen Jahren in den Iran geflüchtet. Das iranische Schulsystem sieht keine Ausbildung für Nicht-Iraner vor, deshalb haben die Afghaner auch keinen schulischen Abschluss“, erklärt Ernst Traindt, der Bereichsleiter des Ausbildungszentrums BPI gegenüber „Wien heute“.

Die Männer aus Afghanistan wurden auch ganz praktisch auf ihre beruflichen Qualifikationen abgeklopft. Traindt: "In den meisten Fällen waren die Angaben, wonach sie Handwerker sind, Erfahrung haben und im Heimatland gearbeitet haben, größtenteils stimmig. Wir reden aber von handwerklichen Fähigkeiten und nicht von maschinellen Fähigkeiten, also wir sind relativ weit weg am Bedarf unserer Wirtschaft.

Deutschkenntnisse nicht ausreichend

Das Ergebnis der Kompetenzchecks der afghanischen Flüchtlinge ist auch insofern interessant, machen sie doch mittlerweile die größte Gruppe der Flüchtlinge aus, die nach Österreich kommt. Selbst jene, die schon seit Jahren im Land sind haben offenbar großen Schulungsbedarf. Der Kompetenzcheck hat ergeben, dass bei fast 50 Prozent der Teilnehmer aus Afghanistan eine Verbesserung der Deutschkenntnisse notwendig ist, um Facharbeiterniveau erreichen zu können.

AMS: Flüchtlinge brauchen Schulung

Das AMS will herausfinden, welche Qualifikationen Flüchtlinge mitbringen und was getan werden muss, um sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

1.000 Flüchtlinge an Pilotprojekt teilgenommen

Das Pilotprojekt „Kompetenzcheck zur beruflichen Integration von anerkannten Flüchtlingen“ hat Ende August begonnen, in den ersten sechs Kursen waren rund 1.000 Flüchtlinge dabei - mehr dazu in AMS checkt Flüchtlinge (wien.ORF.at; 8.9.2015).

Für Aufregung sorgten dabei nach Geschlechtern getrennte Kurse. Das AMS verteidigte die Geschlechtertrennung damit, dass dies im Sinne der Frauen sei, deren spezifischen Bedürfnissen man so am besten gerecht werden könne - mehr dazu in AMS verteidigt getrennte Kompetenzchecks (wien.ORF.at; 3.12.2015).

Präsentation der Ergebnisse am 12. Jänner

Die Ergebnisse des Checks werden am nächsten Dienstag von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und AMS-Vorstand Johannes Kopf präsentiert. Dabei wollen sie auch Maßnahmen zur Integration von Asylberechtigten am österreichischen Arbeitsmarkt vorstellen. Das AMS rechnet heuer mit rund 30.000 weiteren Asylberechtigten, die auf den österreichischen Arbeitsmarkt drängen. Im Schnitt waren 2015 rund 17.300 Asylberechtigte auf Jobsuche.

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