Knapp 20.000 Besucher bei NS-Schau in Wien

Das Architekturzentrum Wien (Az W) hatte ein erfolgreiches Jahr: Bei seiner letzten Jahrespressekonferenz meldete Gründungsdirektor Dietmar Steiner einen Besucherrekord für 2015. Allein knapp 20.000 Besucher sahen „Die Perle des Reiches“.

14 Ausstellungen, 29 Veranstaltungen, 430 Führungen und Workshops sowie 73 Touren hat das Az W im vergangenen Jahr angeboten und dabei 72.000 Besucher angezogen (2014: 65.000). Einen Besucherrekord stellte man mit „‚Wien. Die Perle des Reiches.‘ Planen für Hitler“ auf: Fast 20.000 Menschen lockte die Schau über das Planungs- und Baugeschehen in Wien in der Zeit des Nationalsozialismus in die Alte Halle - so viele wie keine andere Ausstellung seit Gründung des Az W 1993 - mehr dazu in Hitler-Pläne: Wien als „Perle des Reiches“.

Ausstellung "'Wien. Die Perle des Reiches' Planen für Hitler" im Architekturzentrum Wien

Architekturzentrum Wien, Sammlung

Gezeigtes Modell in „‚Wien. Die Perle des Reiches.‘ Planen für Hitler“

„Von mir werden Sie jetzt keinen Namen hören“

Seinen Nachfolger ab 2017 nannte Steiner bei der Jahrespressekonferenz nicht. Sieben Monate nach Ausschreibung des Postens sei noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden. Bis Ende des Vorjahres wollte Az W-Präsident Hannes Swoboda ursprünglich die Nachfolge von Dietmar Steiner, der mit 31. Dezember 2016 in Pension geht, bekannt geben. Tatsächlich soll es nun „im Februar oder spätestens im März“ soweit sein, wobei sich bereits jetzt ein Favorit gefunden habe.

Die erstgereihte Person, die sich aus 33 Bewerbern (21 Männer und 12 Frauen, darunter 18 aus Österreich, 14 aus Europa und 1 aus den USA) respektive vier Finalisten (drei Frauen, ein Mann) herauskristallisiert hat, werde nun nach einem zweiten Hearing noch ein Fünfjahresprogramm vorlegen, das im Vorstand beraten wird. „Von mir werden Sie jetzt keinen Namen hören“, so Swoboda, der von der neuen Direktion keinen „Neuanfang“ erwarte, sondern eine „Fortsetzung der akzentuierten Arbeit“.

Fotoauschau „Zoom! Architektur und Stadt im Bild“

Mit „voller Kraft“ geht Steiner in sein letztes Jahr. Auf die aktuelle Wanderausstellung „kulturhauptstadt2024.at“ (bis 1.2.) folgt im März die Fotoausstellung „Zoom! Architektur und Stadt im Bild“ (10.3.-17.5.) des Münchner Architekturmuseums, ehe im Sommer wieder „Europas Beste Bauten“ (9.6.-29.8.) mit dem Mies van der Rohe-Award 2015 einziehen. Zu Steiners Abschied wird ein dreitägiger Architekturkongress (18.-20.11.) sowie die Schau „Am Ende: Architektur. Die letzten 50 Jahre“ (ab 6.10.) konzipiert.

Die Bestandsaufnahme der architektonischen Entwicklungen der vergangenen fünf Jahrzehnte sei nicht seine Idee, sondern die seines Teams gewesen, schmunzelte Steiner - frei nach dem Motto: „Jetzt machen wir mit dem Steiner wirklich Schluss und beginnen 2017 ganz neu.“

Programm „bei sehr, sehr knappem Budget“

Das „sehr, sehr dichte Programm“ setze man auch heuer „bei sehr, sehr knappem Budget“ um, bekräftigte Geschäftsführerin Karin Lux. In den kommenden drei Jahren streiche die Stadt Wien, die rund 55 Prozent des Jahresbudgets von 2,8 Millionen Euro trägt, voraussichtlich jährlich 28.000 Euro.

Etwa 14 Prozent des Budgets machen Förderungen des Bundes aus, den Rest erwirtschaftet das Az W selbst. „Es sind schwierige Zeiten“, so Lux, „denn auch wir bemerken, dass die Leute zögerlicher sind.“ Formate wie „Az W vor Ort“ und der freie Eintritt für Studenten an Mittwochabenden hätten sich aber „sehr bewährt“, und mehr Besucher bei weniger Veranstaltungen würden zeigen, „dass die Nachfrage da ist“, so Lux.

Ausbauen wolle man künftig die Präsentation des stetig wachsenden Archivs des Hauses. So konnte man zuletzt etwa das Fotoarchiv von Margherita Spiluttini und nach fünf Jahren Verhandlungen den umfangreichen Nachlass des Architekturdoyens Roland Rainer in die Sammlung einbringen. Noch nicht abgeschlossen sei die Aufteilung des Nachlasses von Hans Hollein auf mehrere Institutionen, so Swoboda, der nach einer gemeinschaftlichen Präsentation ́des Ergebnisses im Februar auch den Wunsch nach einem eigenen Architekturmuseum „initiativ“ vorantreiben will.

Link: