AMS-Wien-Chefin will bereits Asylwerber schulen

AMS-Wien-Chefin Petra Draxl plädiert dafür, bereits bei Asylwerbern mit der Qualifizierung für den Arbeitsmarkt zu beginnen. Dies sei wichtig, weil die Asylverfahren nun wieder länger dauern würden, so Draxl.

Asylberechtigte würden sich dann bei der Arbeitssuche in Österreich schwer tun, weil sie über kein Netzwerk verfügen, sagte Draxl. Deutschland kümmere sich in der Asylwerberphase „viel mehr“ um die beruflichen Fähigkeiten und Deutschkenntnisse der Flüchtlinge. „Da können wir viel lernen“, erklärte die AMS-Wien-Chefin bei einer Veranstaltung des CSR-Circle und respact am Dienstagabend in Wien.

AMS-Wien-Chefin Petra Draxl

ORF

AMS-Chefin Petra Draxl

Große Qualifikationsunterschiede

Draxl verwies auf die großen Unterschiede bei den Qualifikationen der Flüchtlinge je nach Herkunftsland. Afghanische Jugendliche konnten aufgrund des Krieges oftmals nicht in die Schule gehen. „Sie sind am falschen Platz zur falschen Zeit geboren worden“, so Draxl. Auf ihrer Flucht hätten diese Jugendliche zum Beispiel auch im Iran arbeiten müssen und Fähigkeiten erworben.

Im Vergleich dazu würden Flüchtlinge aus Syrien eine gute schulische Ausbildung haben, weil sich das dortige Schulsystem am französischen Bildungssystem orientiere. Diese Unterschiede zeigte kürzlich auch ein Kompetenzcheck-Projekt des AMS auf - mehr dazu in AMS: Flüchtlinge haben Schulungsbedarf.

Flüchtlinge bei AMS-Kurs

ORF

Vor allem Männer aus Afghanistan haben Schulungsbedarf

Flüchtlinge bremsen Überalterung

Laut dem Demografen Thomas Fent vom „Vienna Institute of Demography“ der Akademie der Wissenschaften dämpft die Zuwanderung von Flüchtlingen die Bevölkerungsalterung in Österreich. Dennoch wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Österreich ab dem Jahr 2020 bis 2040 durch die Pensionswelle der „Babyboom-Jahrgänge“ der späten 1950er und der 1960er-Jahre stark sinken. Der Anteil der Altersgruppe 20 bis 64 Jahren an der Gesamtbevölkerung wird von aktuell 62 Prozent auf bis zu 54 Prozent sinken. „Die Sozialsysteme werden sehr unter Druck geraten“, so die Einschätzung Fents.

Unbezahlte Volontariate für Asylwerber ab Februar

Das ebenfalls bei der Veranstaltung vertretene Start-up „refugeeswork.at“ will ab Februar Asylwerber für bis zu dreimonatige, unbezahlte Volontariate an Unternehmen und NGOs vermitteln. „refugeeswork.at“-Gründer Dominik Beron will Asylwerbern damit eine „erste Möglichkeit“ bieten, um am österreichischen Arbeitsmarkt hineinzuschnuppern und Erfahrungen zu sammeln.

Die über die Webseite vermittelten Volontariate dürfen keine Hilfstätigkeiten umfassen und müssen den Zweck der Ausbildung verfolgen. Außerdem müssen sie vom AMS genehmigt werden. „refugeeswork.at“ will den Unternehmen alle nötigen bürokratischen Hindernisse rund um das Volontariat abnehmen und bietet Formulare und Hilfs- und Checklisten an. Rund 200 Unternehmen haben laut Beron bereits ihr Interesse angemeldet.

14.000 Flüchtlinge arbeitslos gemeldet

Asylwerber haben in Österreich nur in Ausnahmefällen Zugang zum Arbeitsmarkt, etwa eine Lehre in Mangelberufen bis zum Alter von 25 Jahren. Im Jahr 2015 gab es in Österreich rund 90.000 Asylanträge. Rund ein Zehntel der Arbeitslosen in Wien sind anerkannte Flüchtlinge - 14.000 waren per Ende Dezember beim AMS Wien gemeldet, insgesamt gab es - ohne Schulungsteilnehmer - 143.500 Arbeitslose in der Bundeshauptstadt.

Link: