Pleite: Activ Solar geriet in Politikstrudel

Die Wiener Solarfirma Activ Solar ist pleite. Das Unternehmen, das in Solarprojekte in der Ukraine investierte, häufte über 500 Mio. Euro Schulden an. Die GmbH war in den Strudel der ukrainischen Politik geraten.

Die Pleite der Activ Solar GmbH ist mit 503,4 Mio. Euro Schulden die größte im bisherigen Jahr 2016, so Creditreform. Dem Schuldenberg stehen Aktiva von 18,6 Mio. Euro gegenüber. 34 Gläubiger und drei Arbeitnehmer sind betroffen. Am Wiener Handelsgericht wurde nun ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Die Firma bietet ihren Gläubigern eine Quote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren, das Geschäft soll fortgeführt werden.

Monatelanger Rechtsstreit in Ukraine

Die Firma hatte in der Ukraine ein Siliziumwerk gekauft, von ihr entwickelte Solarprojekte umgesetzt und ein „Modernisierungsprojekt“ gestartet. „Mit dem Einsetzen der politischen und wirtschaftlichen Krise in der Ukraine und insbesondere infolge der Annexion der Krim im Jahr 2013 bzw. 2014 kam das Kerngeschäft der Antragstellerin innerhalb von zwei Jahren zum Erliegen“, erklärten die österreichischen Kreditschützer am Mittwoch.

Das Unternehmen habe sofort Restrukturierungsmaßnahmen ergriffen, weitere Investitionen in das Siliziumwerk gestoppt, unrentables Anlagevermögen verkauft. Im Oktober 2015 erging jedoch in Kiew ein Schiedsspruch, der das Unternehmen zu einer Zahlung von 57 Mio. Euro verpflichtete. Es folgte ein monatelanger Rechtsstreit, Vergleichsgespräche scheiterten. „Daher muss die Antragstellerin die Zahlungsunfähigkeit eingestehen“, schreiben die Kreditschützer unter Berufung auf den Insolvenzantrag.

Firma wird Kljujew-Brüdern zugerechnet

Die GmbH wird in Kiew nach wie vor den österreich-affinen Politikerbrüdern Kljujew zugerechnet. Sie dementierten dies allerdings bisher vehement. Serhij Kljujew, früher Spitzenpolitiker von Viktor Janukowitschs „Partei der Regionen“, hatte im Vorjahr seine parlamentarische Immunität verloren und sich einer wahrscheinlichen Festnahme durch Flucht entzogen. Er und sein Bruder Andrij sollen sich Medienberichten zufolge in Russland aufhalten.

Die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew wirft Serhij Kljujew Wirtschaftsvergehen und Amtsvergehen in den Jahren 2007 bis 2010 vor. Es geht unter anderem um Vermögenstransfers zum österreichischen Firmenimperium der Brüder. Ihnen gehört etwa die Firma SLAV, die an Unternehmen in der Ukraine beteiligt ist. Für die Brüder gilt die Unschuldsvermutung.

Kljujew-Schwiegersohn als Geschäftsführer

Die nunmehr insolvente Activ Solar GmbH wiederum gehört zwischenzeitlich zu 100 Prozent dem Wiener Anwalt Stefan Benesch, wie aus dem FirmenCompass hervorgeht. Einer der Geschäftsführer ist Kaveh Ertefai, Schwiegersohn von Serhij Kljujew.

Im Jahr 2010 hatte eine Tochter von Activ Solar einen staatlichen Kredit in der Ukraine bekommen. Die Kiewer Ermittler werten die Vergabe als Korruption, da sie von den Kljujew-Brüdern beeinflusst worden sein soll. Sie und auch die Firma haben in der Vergangenheit mehrfach vehement bestritten, das Unternehmen nach dem Oktober 2008 kontrolliert zu haben.

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