Mehr Gehalt bei Gruppenpraxen gefordert

Die Debatte rund um die Primärversorgung hat den Sprecher der Patientenanwälte, Gerald Bachinger, auf den Plan gerufen. Er hofft, dass sich künftig - bei neuen „Vergütungsmodellen“ - mehr Ärzte zu Gruppenpraxen zusammenschließen.

Das Thema, so konstatierte Bachinger in einer Pressekonferenz in Wien, „begleitet uns seit Jahrzehnten“. Pünktlich zur Grippewelle kam neue Dynamik in die Diskussion, da es mangels geöffneter Kinderarztordinationen vor allem in Wien zu langen Wartezeiten in Spitalsambulanzen kam - mehr dazu in Wegen Grippewelle helfen Kinderärzte aus.

Tatsächlich sei die Neuaufstellung des niedergelassenen Bereichs ein wichtiger Teil der Gesundheitsreform gewesen, erinnerte der Patientenvertreter, der vom „riesigen Enthusiasmus“ nach der damaligen Einigung schwärmte.

Primärversorgung in Mariahilf

ORF

Das Pilotprojekt in Mariahilf wird von den Patienten gelobt

„Hilflosigkeit und Perspektivlosigkeit“

„In den letzten Monaten hat sich aber wieder völlige Hilflosigkeit und Perspektivlosigkeit breitgemacht“, zeigte sich Bachinger heute ernüchtert. Niedergelassene Ärzte seien mit Forderungen konfrontiert, die für sie unerfüllbar seien. Darum blieben auch Kassenstellen unbesetzt, gleichzeitig werde auf Wahlärzte ausgewichen: „Das ist ein Armutszeugnis für die Gesundheitsversorgung“ - mehr dazu in Immer weniger Kassenärzte in Wien.

Er plädierte dafür, die Struktur weg von einer Versorgung durch den klassischen Hausarzt hin zu einer „professionellen Primärversorgung“ zu ändern - also Gruppenpraxen bzw. sogenannte Primary-Health-Care-Zentren zu schaffen. Bachinger empfahl zudem, diesbezüglich ein verbindliches Aufgabenprofil und vor allem „neue Vergütungsmodelle“ zu entwerfen, die auf die Bedürfnisse derartiger Einrichtungen abgestimmt seien: „Es nutzt nichts, man muss Geld in die Hand nehmen.“

Wochenendöffnung mit Kosten verbunden

Das könnte dann auch verbesserte Öffnungszeiten am Wochenende bedeuten. Denn bis zu 60 Prozent aller Patienten wären auch außerhalb einer Ambulanz gut zu versorgen, hieß es. Dass eine Wochenendöffnung mit Kosten verbunden ist, bestätigte auch Friedrich A. Weiser, der Mitinhaber der chirurgischen Gruppenpraxis Medico Chirurgicum in Liesing, die auch am Samstag Patienten empfängt. Ab Samstagmittag werde ein 50-prozentiger Überstundenzuschlag für die Mitarbeiter fällig: „Das funktioniert nur, weil die Auslastung hoch ist“, gab Weiser zu bedenken.

Denn der Andrang zeige, dass der Bedarf an einer Wochenendöffnung - im konkreten Fall in einer chirurgischen Praxis - hoch sei, versicherte der Mediziner. Gemeinsame Ordinationen könnten jedoch nur eine Ergänzung zu Einzelpraxen sein: „Denn man kann niemand in eine Gruppenpraxis zwingen.“ Das dafür nötige Vertragskonstrukt sei nämlich komplex, warnte er.

Patientenanwälte gegen Ambulanzgebühr

Patientenanwälte-Sprecher Bachinger appellierte jedenfalls an die Krankenkassen und die Ärztekammer, die Weichen für den entsprechenden Ausbau der Primärversorgung zu stellen. Skeptisch zeigte er sich hinsichtlich Vorstößen, bereits jetzt eine verpflichtende Wochenendöffnung zu verlangen. Auch eine Aufstockung der Kassenstellen löse das Problem nicht, vermutete er - da sich dafür kaum Ärzte finden würden.

Eine ganz klare Absage erteilte er Überlegungen hinsichtlich einer neuen Ambulanzgebühr, um den Andrang in den Spitälern zu bremsen: „Das kann nicht das Rezept sein, wie es funktionieren soll.“

Links: