Stereotypes Spielzeug schränkt Entwicklung ein

Barbies für Mädchen und Autos für Buben: Das Spielzeug für ihre Kinder wählen Eltern oft nach Geschlechterklischees aus. Das schränke jedoch die Entwicklung der Kinder ein, warnt die Wiener Bildungspsychologin Marlene Kollmayer.

„Spielen ist für Kinder die Hauptquelle des Lernens. Sie üben dabei bestimmte Fähigkeiten und Verhaltensweisen. Wie sie dieses Repertoire ausbauen, hängt stark vom Spielzeugangebot ab“, erklärte Kollmayer im APA-Interview. Puppenküchen, Barbies und Bastelsets zählten für viele Eltern nach wie vor zu den „Mädchenspielzeugen“, Fahrzeuge, Bauklötze oder Spielzeugwaffen seien tendenziell eine Burschenangelegenheit.  

Spielzeugpuppe

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Puppen gelten nach wie vor als „Mädchenspielzeug“

„Bubenspiele“ trainieren Durchsetzungsvermögen

„Beim Spielen mit Puppen trainieren Mädchen verbale Fähigkeiten und die emotionale Intelligenz, also wie man sich in andere hinein versetzt. Gleichzeitig sehen sie, dass Barbie immer schön angezogen sein muss“, gab Kollmayer zu bedenken. Burschen hingegen üben durch typische „Bubenspiele“ das räumliche Denken, Durchsetzungsvermögen, Wettbewerbsorientierung und das Ausbreiten im Raum.

„Hier werden Rollen eingeübt, die später stark kritisiert werden. Denn wenn Männer von der Arbeit nach Hause kommen, erwartet man von ihnen, dass sie auch liebende Familienväter sind“, so Kollmann. Ist das Spielzeugangebot im Vorschulalter aber nur auf stereotype Produkte eingeschränkt, werden diese Fähigkeiten nicht trainiert. Laut Kollmayer kann das sogar zur Erklärung der Ergebnisse der PISA-Studie beitragen, in der Mädchen in allen Ländern tendenziell besser beim Lesen und Buben besser in Mathematik abschneiden.

Mädchen spielt mit Auto

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Durch breites Spielzeugangebot können Kinder ihre Potenziale ausschöpfen

Expertin: Buben sollen auch mit Puppen spielen

Um Kindern zu helfen, alle ihre Potenziale auszuschöpfen, rät die Bildungsexpertin Eltern, ein möglichst breites Angebot an Spielzeug zur Verfügung zu stellen. Dabei soll sowohl klassisches „Mädchen-“, als auch „Bubenspielzeug“ vertreten sein. „Man muss als Elternteil auch darauf achten, wie man selbst darauf reagiert, wenn beispielsweise ein Bub mit einer Puppe spielt“, betonte sie. Kinder seien sehr sensibel auf diese Reaktionen und würden auch ihren Eltern zuliebe mit geschlechterstereotypen Produkten spielen.

Eltern-Aufklärung im Kindergarten

Das Bewusstsein von Eltern gegenüber dieser Thematik werde laut Kollmayer immer stärker. Doch gleichzeitig komme der gegenläufige Trend des „Geschlechtermarketings“, bei dem ursprünglich geschlechtsneutrale Produkte in Buben- und Mädchenversionen angeboten werden, auf.

Um Eltern über diese Problematik aufzuklären, hat das Institut für Angewandte Psychologie der Universität Wien im Auftrag des Familienministeriums bereits Konzepte für die Elternarbeit in Kindergärten entwickelt, die in Pilotprojekten in Wien getestet wurden. „Das ist auf jeden Fall eine Möglichkeit, Kindern dabei zu helfen, möglichst viele Fähigkeiten und Verhaltensweisen zu erproben“, zeigte sich Kollmayer zuversichtlich.