Ost-Konkurrenz: Preiskampf bei Fremdenführern

Die Wiener Fremdenführer haben derzeit mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Grund seien Billiganbieter aus Osteuropa, heißt es. Denn eine EU-Richtlinie erlaubt Unternehmern eines Mitgliedslandes, auch in Wien Führungen anzubieten.

Eigentlich heißt es in der EU-Richtlinie, Führungen dürften nur gelegentlich bzw. vorübergehend angeboten werden. Doch inzwischen habe sich eine ernstzunehmende Konkurrenz entwickelt, sagte die Obfrau der Wiener Fremdenführer, Gerti Schmidt, gegenüber Radio Wien. Sie schätzt, dass inzwischen 25 bis 30 Prozent der Führungen in Wien von Führern aus Osteuropa gemacht werden.

„Das betrifft mittlerweile fast alle Sprachen, da die Führer grenzüberschreitend arbeiten dürfen, sobald sie bei einer Firma innerhalb der EU angestellt sind“, so Schmidt. Das bedeutet, dass auch beispielsweise Russen und Chinesen in Wien Führungen abhalten dürfen, wenn sie etwa bei einer tschechischen Firma angestellt sind. Für viele Fremdenführer bedeutet das Schmidt zufolge auch finanzielle Einbußen, in einigen Sprachen durchaus heftige.

Große Preisunterschiede bei Touren

Beispielsweise müssten Reisegruppen in Wien für eine zweistündigen Runde je nach Tour zwischen 160 und 250 Euro bezahlen. Ein slowakischer Reiseführer kostet für einen ganzen Tag rund 40 Euro. Neben den Umsätzen sieht Schmidt auch die Qualität der Führungen gefährdet: „Als lokaler Fremdenführer vermittelt man das einfach ganz anders.“

Russische Touristen in der Wiener Innenstadt

ORF

Die Konkurrenz aus dem Osten bedeutet Umsatzeinbußen für Fremdenführer

Außerdem gebe es auch schon Beschwerden von Buslenkern, weil sich die Fremdenführer aus den osteuropäischen Ländern häufig nicht auskennen würden. Wiener Fremdenführer müssen immerhin eine teure, viersemestrige Ausbildung absolvieren. Rund 1.000 konzessionierte Fremdenführer arbeiten derzeit in Wien.

Keine Handhabe gegen Preisdumping

Eine tatsächliche Handhabe gegen das Preisdumping gibt es laut Schmidt nicht. Allerdings müssen alle Fremdenführer, egal welcher Herkunft, in das verpflichtende Dienstleistungsregister des Wirtschaftsministeriums eingetragen sein, was auch mit einer Bearbeitungsgebühr verbunden ist.

Das Marktamt prüft nun, ob die Führer aus dem Ausland dort eingetragen sind. Außerdem wollen die Wiener Fremdenführer künftig besser informieren: In einer Kooperation mit der Wirtschaftskammer soll in den Herkunftsländern der Touristen aufgeklärt werden. Dazu soll verstärkt für die heimischen Führer geworben werden. Grundsätzlich sei das Preisdumping aber „ein europaweites Problem“, so Schmidt. Überall dort, wo der Beruf nicht genau reguliert ist, gebe es derzeit ähnliche Phänomene.

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