Soho in Ottakring „in aller Munde“

Zwei Wochen lang, von 4. bis 18. Juni sollen Halal-Würstel, essbare Geschichten und eine sprechende Einbauküche Appetit auf das Wiener Kulturfestival Soho in Ottakring machen.

„Essen ist ein sinnliches und ästhetisches Vergnügen, aber auch ein politischer Akt“, sagte der künstlerische Leiter Hansel Sato.

Veranstaltungshinweis:

SOHO in Ottakring, 4. bis 18. Juni in und rund um den Sandleitenhof in Wien-Ottakring

All diesen Aspekten will man im und rund um den in der Zwischenkriegszeit errichteten Gemeindebau Sandleitenhof, wo das Festival zum inzwischen zweiten Mal beheimatet ist, gerecht werden. Rund 80 Künstler warten mit 26 Projekten auf. Und der Mitmach- bzw. Mitessfaktor soll nicht zu kurz kommen. „Wir legen viel Wert auf Partizipation“, so Sato.

Orte der Gastlichkeit

Partizipation ist etwa möglich mit einem Besuch des Halal-Würstelstands der Brunnenpassage der Caritas Wien, für den die Fleischer Sakir Turan und Otto Mayrhofer Frankfurter und Debreziner nach islamischen Speisevorschriften, also nur Fleisch, das nicht vom Schwein kommt und nach einer speziellen Methode geschlachtet wurde, kreiert haben. Als Verkaufspersonal fungieren Flüchtlinge, womit gleichzeitig auf die eingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten jener Menschen verwiesen werden soll. Geöffnet hat der Stand jeweils von Donnerstag bis Samstag.

Halal Würstelstand

Halal Würstelstand

Halal Würstelstand

Direkt vor bzw. in der Festivalzentrale im Alten Kino des Sandleitenhofs macht sich bereits jetzt eine „Küchenskulptur“ in Form eines 100 Meter langen Holztischs breit. Er dient als „Ort der Gastlichkeit“, wenn etwa bei „Pierogi to go“ Teigtaschen aus aller Welt verkostet werden oder Kochkurse von Asylwerbern stattfinden. Gleichzeitig wird die Installation schrittweise rückgebaut. Aus den Brettern können sich Gäste nach Anleitung einen Hocker bauen.

Schütte-Lihotzky oder Wie schmeckt Heimat?

Die Frage, wie Heimat schmeckt, stellt sich das Projekt „Taste of Home“. Besucher können auf Zettel schreiben, welche Geschmäcker sie besonders mit ihrem Zuhause verbinden. Das Künstlertrio Anna Ilona Misovicz, Angela Gog und Ferenc Forrai sammelt diese Geschichten in Einmachgläsern und versucht dann, aus den beschriebenen Erinnerungen essbares Gebäck zu machen.

Ein.Küchen.Bau

Florian Rainer

Ein.Küchen.Bau

Im Alten Museum ums Eck wird Margarete Schütte-Lihotzkys revolutionäre Frankfurter Küche aus den 1920er-Jahren in die Gegenwart weitergedacht. Fertigprodukte und eine Mikrowelle stellen die Frage, wie weit Vereinfachung gehen kann, um überhaupt noch von Kochen sprechen zu können. Die begehbare Installation „Ein.Küchen.Bau“ kann auch sprechen: Wer Kästen und Laden öffnet, kommt in den Genuss diverser Interviewausschnitte - u.a. von Schütte-Lihotzky selbst.

Nachhaltigkeitsregal im Supermarkt

Nahrungsmittelindustrie, Globalisierung und Produktionsweisen werden bis zum 18. Juni ebenfalls hinterfragt. Die Installation „In Memoriam“ thematisiert die bedrohte Sortenvielfalt infolge von Monokulturen und Megakonzernen. „Skyberries - Food for the City“ versucht einen Blick in die Zukunft und präsentiert via Ausstellung die teils bereits Realität gewordene Idee von „vertical farming“ - also urbane Landwirtschaft, die sich senkrecht ausbreitet.

"nachhaltig ORDNEN"

honey & bunny / Studio Ulrike Köb

„nachhaltig ORDNEN“

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 2.6.2016, 19.00 Uhr, ORF 2 und danach in tvthek.ORF.at.

Nicht unspannend klingt auch eine Aktion im nahegelegenen Interspar. Dort werden Teile des Sortiments nach Aspekten wie Wasserverbrauch, Transportwege oder Fairness umgeschlichtet. Auch hier ist Mitmachen erwünscht. Ziel von „Nachhaltig ordnen“ ist die Erstellung eines „Nachhaltigkeitsregals“. Diverse Diskussionen, Filmvorführungen und Aktionen ergänzen das Programm. So gut wie alle Veranstaltungen sind gratis.

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