Küssende Frauen: Uni betont Toleranz

Nachdem zwei Frauen, die einander im Eingangsbereich des Unigebäudes geküsst haben, von einer Security-Mitarbeiterin aufgefordert worden, das zu unterlassen, betont die Uni Wien ihr Selbstverständnis für Toleranz und Gleichberechtigung.

Begründet worden sei der Verweis damit, dass sich die Frauen in einem öffentlichen Raum befänden, dass „es ja nicht sexy ausschaut“ und die Portiere „das auch nicht mehr sehen wollen“. Für die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) seien diese Kommentare „an Widerlichkeit kaum zu überbieten“, sie würden unterstellen, dass Frauen einander nur küssen dürften, wenn sich andere dadurch sexuell angezogen fühlten so die ÖH in einer Aussendung. „Der Kuss war nebensächlich. Wir haben vor allem miteinander geredet“, schilderte eine der beiden Studierenden die Situation.

Uni Wien sei offen für respektvolles Miteinander

Die ÖH hatte in den vergangenen Wochen, insbesondere im Rahmen der aktuellen Kampagne „Was ist das für 1 Uni-Life?“, auf alltägliche und strukturelle Diskriminierungsformen im Hochschulsystem hingewiesen. „Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität passiert nicht nur im Cafe Prückel oder an der Universität Wien“, so das Vorsitzteam.

Uni Wien mit Regenbogenfahne

ORF

Uni Wien verweist auf die Regenbogenfahne als Zeichen für Toleranz

Erinnert an Rauswurf aus Cafe Prückel

Bereits im Jänner vergangenen Jahres hatte ein Vorfall im Cafe Prückel für Empörung gesorgt. Aufgrund eines Kusses wurde ein lesbisches Paar des Lokales verwiesen. Laut Prückel-Betreiberin Christl Sedlar „war es mehr als ein Begrüßungskuss“ - mehr dazu in Kuss: Lesbisches Paar aus Prückel gewiesen.

2015 wurde die Studie „Queer in Wien – Lebenssituation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender-Personen und Intersexuellen (LGBTIs)“ präsentiert. Diese besagt, dass 79 Prozent der Befragten im öffentlichen Raum beschimpft wurden. Ein Viertel davon war sexualisierten Übergriffen oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt, 20 Prozent wurden körperlich attackiert.

Uni Wien weist auf Twitter Kritik von sich

In einer ersten Stellungnahme auf Twitter spielte die Uni Wien den aktuellen Vorfall herunter, indem sie auf die Regenbogenfahne am Hauptgebäude hinwies.

In einem weiteren Tweet erhielt die Security-Mitarbeiterin Rückendeckung von der Uni Wien:

ÖH fordert Sensibilisierung für Sicherheitspersonal

„Der konkrete Fall zeigt, dass es noch großen Handlungsbedarf gibt. Zwar ist es ein gutes Zeichen, dass die Uni Wien die Regenbogenfahne hisst, jedoch beendet eine einzelne symbolische Geste im Jahr die Feindlichkeit gegenüber LGBTQIA-Personen noch lange nicht“, kritisierte das Vorsitzteam.

Die ÖH forderte als erste Maßnahme von der Uni Wien Sensibilisierungsschulen für das Sicherheitspersonal und eine klare öffentliche Stellungnahme. Die ÖH der Uni Wien rief zu einer Protestaktion „Küssen gegen Homofeindlichkeit“ am Mittwoch, 22. Juni, vor dem Hauptgebäude der Universität Wien ein.

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