Schule nach NS-Opfer Zawrel benannt

Die Neue Mittelschule Hörnesgasse in Wien-Landstraße ist am Donnerstag in „Friedrich-Zawrel-Schule“ unbenannt worden. Die FPÖ hatte die Benennung nach dem Spiegelgrund-Opfer Zawrel im Vorfeld als „skandalös“ bezeichnet.

Der im Vorjahr verstorbene Friedrich Zawrel überlebte als Kind die von den Nationalsozialisten eingerichtete Euthanasieanstalt „Am Spiegelgrund“. Er galt als wichtiger Zeitzeuge, der über viele Jahre hinweg zur Aufarbeitung der damaligen Gräuel beitrug. Zawrel war etwa maßgeblich dafür verantwortlich, dass der NS-Arzt Heinrich Gross, dem vorgeworfen wurde, persönlich an der Ermordung zahlreicher Kinder verantwortlich zu sein, vor Gericht gestellt wurde - mehr dazu in Verabschiedung von Friedrich Zawrel.

Zawrel Schule

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Die jetzige „Friedrich-Zawrel-Schule“ feiert heuer ihr 130-jähriges Bestehen

Für FPÖ als Namensgeber „völlig ungeeignet“

Der Beschluss in Sachen Schulbenennung erfolgte bereits im Mai. Doch erst jetzt, im Vorfeld des Festakts, meldeten sich die Freiheitlichen mit Kritik. Der Klubobmann der FPÖ-Landstraße, Werner Grebner, wies darauf hin, dass Zawrel in der Zweiten Republik „wegen Einbrüchen und Diebstählen vier Mal - und zwar 1946, 1958, 1965 und 1975/1976 vor Gericht stand - und dabei zu insgesamt 17,5 Jahren Haft verurteilt wurde, von denen er auch 13 Jahre abgesessen hat, zuletzt bis 1981“.

Zur peniblen Auflistung kam der Hinweis, dass sich Zawrel zwischen 1972 und 1974 im Ausland auf der Flucht vor den österreichischen Behörden befand - „wo er sich ebenfalls mittels Straftaten über Wasser hielt“. Als Namensgeber für eine öffentliche Pflichtschule sei man mit einer derartigen Biografie jedenfalls „völlig ungeeignet“, zeigte sich auch der Landstraßer FPÖ-Gemeinderat Dietrich Kops überzeugt.

Dass Zawrel später auf den „rechten Weg“ gefunden habe, lasse ihn „bestenfalls als Namenspatron für eine Bewährungshilfeeinrichtung geeignet erscheinen“, meinten die Blauen. „Keinesfalls“ könne man nach ihm jedoch eine Schule benennen.

Zawrel Schule

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In einer Aussendung bezeichnete die FPÖ die Unbenennung als „skandalös“

Falter: „FPÖ spuckt NS-Opfern ins Grab“

Es folgten entsetzte Reaktionen der politischen Mitbewerber, der „Falter“ konstatierte sogar: „Die FPÖ Landstraße spuckt sogar NS-Opfern ins Grab.“ Am Mittwoch meldete sich schließlich VP-Justizminister Wolfgang Brandstetter zu Wort. Man solle und werde sich an Zawrel erinnern, stellte er in einer „persönlichen Stellungnahme“ klar. „Friedrich Zawrel hat uns ein Vermächtnis hinterlassen, das uns und künftige Generationen in die Pflicht nimmt.“ Zawrel habe viel zu lange Unrecht ertragen müssen, versicherte der Minister.

Diskussion um Schulnamen

Diese Schule heißt nun Friedrich Zawrel-Schule, benannt nach dem Mann, der die Taten des NS-Arztes Heinrich Gross aufgedeckt hat.

„Gerade jungen Menschen immer wieder die Ungerechtigkeiten und Gräuel der NS-Zeit näher zu bringen, ist enorm wichtig“, hielt er weiters fest - wobei er auch auf die Tatsache verwies, dass man getilgte strafbare Handlungen niemandem vorwerfen dürfe. Dies sei laut Rechtsordnung „absolut unzulässig“.

FPÖ wäre Park oder Straße lieber als Schule

Wie am Donnerstag bekannt wurde werde die Wiener FPÖ nicht weiter gegen die Benennung protestieren. Denn man sei nicht strikt dagegen, hätte aber andere Vorschläge eingebracht, betonte Landesparteisekretär Anton Mahdalik. Bei der Benennung sei man „im Geiste mit dabei“. Die Freiheitlichen hätten sich dafür ausgesprochen, eher einen Platz, eine Straße oder einen Park nach Zawrel zu benennen, berichtete Mahdalik. Auch die Errichtung eines Denkmals am Spielgelgrund würde die FPÖ unterstützen.

Zawrel habe ein „unglaublich schweres“ Leben gehabt. Die FPÖ würdige sehr wohl, dass er etwa dazu beigetragen habe, dass der NS-Arzt Heinrich Gross angeklagt worden sei. „Wir sind nicht die Ewiggestrigen“, beteuerte Mahdalik. Da er aber auch Straftaten begangen habe, habe man es „nicht für optimal“ gefunden, dass er als Namensgeber für eine Schule fungieren solle. „Wenn es so ist, soll es uns aber auch recht sein“, erklärte der FP-Politiker.

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